TEST // GLOOMHAVEN – DIE PRANKEN DES LÖWEN - Fazit & Wertung von Jan + Bilder
Ich habe das klassische GLOOMHAVEN bisher noch nie gespielt. Ein Spiel, das auf Platz 1 bei Boardgamegeek steht, wirkt zwar eine gewisse magische Anziehungskraft aus. Der Preis erschien mir allerdings für ein Spiel, das ich wahrscheinlich nach der Hälfte abbrechen würde, wenn ich überhaupt bis dahin kommen würde, zu hoch. Daher habe ich mich sehr gefreut mit GLOOMHAVEN – DIE PRANKEN DES LÖWEN Zugang zu diesem so hoch gelobten Spielsystem, das ich so gerne einmal ausprobieren wollte, zu erhalten.
Also, auf ins Abenteuer! Es fängt alles harmlos mit ein paar „Ratzen“ an. Wir sind die Fantasy-Polizei und sorgen für Ordnung. So weit so gut. Die ersten Szenarien laufen wie bei DIE LEGENDEN VON ANDOR ab, denn die Regeln werden spielerisch während der ersten Missionen erklärt. Jeder Charakter erhält ein paar Einstiegskarten und alles passiert erst einmal auf niedrigstem Niveau. Erst nach ein paar Missionen kristallisieren sich auf einmal Feinheiten bei den Spielarten heraus, die auf den ersten Blick nicht sofort auffallen.
Und dann ging mir irgendwann ein Licht auf, warum diese Spielmechanik so viele Menschen begeistert hat. Es ist ein klassischer Fantasy Dungeon Crawler, den viele lieben, gemixt mit einem strategischen Optimierspiel. Dadurch, dass gespielte Karten mit der Zeit verloren gehen, muss über mehrere Züge hinweg geplant werden. Es müssen Eventualitäten abgeschätzt und die Aktionen in der Gruppe abgesprochen werden. Das Management der vielen Aktionsmöglichkeiten hat mich an SPIRIT ISLAND erinnert. Hier prallt das Beste aus zwei Spielwelten aufeinander und vereint sich zu einem immersiven Fantasy-Strategie-Erlebnis.
Auch die Charakterentwicklung trägt ihren Teil zu der positiven Spielerfahrung bei. Denn es können Erfahrungspunkte und Gold ausgegeben werden, um den eigenen Charakter nach persönlichem Gusto zu gestalten. Schnell habe ich meine Lieblingsfähigkeiten entdeckt und mich gefreut, wenn ich wieder DIE eine perfekte Kartenkombination ausspielen konnte, die ich mir durch vorherige Missionen erkämpft hatte. Selbst wenn einmal eine Mission gescheitert ist, gibt es doch immer ein bisschen Gold und Erfahrung zum Mitnehmen, sodass nie wirklich Frust aufkommt.
Und gescheitert ist meine Gruppe schon einige Male. Die Missionen sind nicht einfach. Umso spannender wird es, wenn es einmal mehr an der letzten Karte hängt, ob das Boss-Monster oder die Heldentruppe das Zeitliche segnet. Jede Mission kommt mir dazu sehr gut ausgearbeitet vor. Was vielleicht auch daran liegen kann, dass hier keine Würfel genutzt werden, um Aufgaben zu erledigen, und somit der Glücksanteil sehr viel geringer ist. Gerade die Berechenbarkeit macht den Reiz aus. Während bei Spielen wie ZOMBICIDE die Würfelorgie im Vordergrund steht, ist es hier das Gefühl, seinen Charakter perfekt zu steuern, alle Kniffe zu kennen und seinen Teil zum Teamplay beizutragen.
Zwischen den Zügen gibt es einen Verwaltungsaufwand, der zwar gut gelöst ist, dem Ablauf aber ein bisschen die Dynamik nimmt. Das Spiel hat ein herausnehmbares Inlay, das den Aufbau beschleunigt, aber im Spiel drei verschiedene Gegnersorten zu managen, ist anstrengend. Hier müssen Aufgaben verteilt werden, sonst hat eine/einer keinen Spaß dabei. Auch zu viele Gegner einer Sorte sorgen für Chaos. Die Karteneinsätze der Gegner sind zwar groß, aber mit 20 Markern darauf wird es schnell unübersichtlich. Bei so viel Mechanik, die zwischen den Zügen im Gang ist, haben wir nicht selten einmal vergessen eine Karte aufzudecken oder einen Marker zu verschieben.
Aber das war kein Problem. Gerne wird ein Versäumnis zum eigenen Vorteil genutzt, denn es macht immer noch verdammt viel Spaß, sich durch die Horden zu kämpfen und Erfahrung abzusahnen. Jede Partie ist ein Erlebnis für sich und auch das Ausrüsten und das Zusammenstellen der Karten zwischen den Partien ist lustig. Mit jedem Erfahrungspunkt fühlte ich mich besser in meinen Charakter hineinversetzt.
Empfehlen kann ich GLOOMHAVEN – DIE PRANKEN DES LÖWEN allen, die auf der Suche nach einem neuen Dungeon Crawler sind. Auch wenn es das erste Spiel dieser Art in Euren Regalen sein sollte, werdet Ihr vermutlich viel Spaß damit haben, denn die Einstiegshürde ist geringer als gedacht. Wirklich klasse.
Bilder zum Spiel
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Tags: Kampfstrategie, Dungeon-Crawler, Storytelling, Miniaturen, Kampagne, 1-4 Spieler, Solospiel