
Die Unsinnigkeit der US-Zölle mit Uwe Rosenbergs Bohnanza erklärt
Wir hatten erst vor ein paar Tagen über die Auswirkungen der Zölle geschrieben und gepodcastet und seitdem sind schlechte Dinge schlechter geworden. Auch wenn die deutsche und europäische Branche aktuell nur noch 10% Zölle auferlegt bekommen hat, sofern die Spiele in dieser Region gefertigt wurden. Für die nächsten drei Monate ist die Situation für uns also besser, aber auf dem amerikanischen Markt schlimm wie nie.
Die Bedeutung des amerikanischen Marktes für den Weltmarkt hatten wir bereits hergeleitet und auch die Tatsache, dass viele wichtige Verlage in Amerika beheimatet sind. Nun sind die Zölle auf 145% gesteigert worden, sofern Firmen aus China nach Amerika importieren.
W. Eric Martin, der vermutlich bekannteste News-Autor auf BoardGameGeek.com, hat es in einem YouTube-Video sehr kritisch hinterfragt, was die Zölle überhaupt bringen sollen. Während es für Technik bereits wieder Ausnahmen gibt, darf die Brettspielbranche sich keine großen Hoffnungen machen, es könnte eher noch schlimmer werden. Dabei ist es aktuell schon wirklich schlimm.
Das BGG Video
Hachette Boardgames, ein großer amerikanischer Verlag, veröffentlicht internationale Spiele in Amerika. Nun habe der Verlag bei 145% Zoll 1.000.000 US-Dollar zu zahlen, und das, obwohl sie bereits Nachdrucke von Evergreens, die sich immer verkaufen, abbestellt haben. Dabei seien Verlage für eine gewisse finanzielle Sicherheit gerade von diesen Spielen abhängig.
Der Geschäftsführer überlegt bereits, die Auflage in China zu lassen. Es sei günstiger, die Spiele zu drucken und dann zu sagen: „vergrabt sie, werft sie weg, macht damit, was ihr wollt“. Diese Option erspare die Transportkosten und den horrenden Zoll und bedeutet am wenigsten Minus für die Firma.
Das sagten andere Verlage auch schon bei 54% Zoll, vermutlich weil einfach nicht genug Geld vorhanden ist, um solche Zölle zu bezahlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den zukünftigen Monaten viele Neuheiten oder Nachdrucke in Amerika geben wird, sinkt derzeit von Tag zu Tag. Das hatten wir auch in unserem Beitrag über die Isolierung des US-Marktes herausgearbeitet.
Was hat "Bohnanza" nun damit zu tun?
Eric kritisiert in seinem Video vor allem die Grundprämisse der amerikanischen Administration, dass der Handel mit China „unfair“ sei. Bei den Vergleichen der Import- und Exportsummen sei nicht der digitale Markt berücksichtigt worden, der sehr zugunsten der USA ausschlage.
Für Eric ist „Bohnanza“ das perfekte Beispiel dafür, wie Handel funktioniert. Es kommt nicht darauf an, immer 1:1 zu handeln, damit es für beide Seiten ein gutes Geschäft ist. Im Gegenteil: Es kann bei dem Spiel viel bringen, zwei oder drei Karten mit einer anderen Person zu tauschen und dafür nur eine zu erhalten. Das Spiel bringt vielleicht unnütze Karten von der Hand weg und optimiert die eigene Auslage maßgeblich.
So sei für viele amerikanische Firmen durch den zuverlässigen Handel mit China und ihre Innovationsfreude erst die Chance entstanden, ein Geschäft aufzubauen und Wertschöpfung aus dem Handel zu ziehen, der dann Amerikanerinnen und Amerikanern zugutekommt. Sei es durch Steuern, durch Löhne oder durch bezahlbare Waren.
Seine Frau sei sehr gut in „Bohnanza“, sagt Eric, gerade weil sie mit allen am Tisch immer Handel treibt, manchmal sogar ohne Gegenleistung Karten weggibt. Am Ende sei sie trotz der Großzügigkeit meistens die Gewinnerin.
Hoffen wir, dass diese Erkenntnis von Uwe Rosenbergs erfolgreichstem Spiel auch bald bei der amerikanischen Regierung durchdringt.
Quellen