Test | Katharina – Die Städte der Zarin

Verfasst von Niels Frederik Heinemann am 08. September 2022. Veröffentlicht in Brettspieltest

Es ist 1762, kürzlich musste Peter der Dritte abdanken und Katharina die Große wurde zur neuen Zarin ausgerufen. Da gibt es nun viele Personen, die versuchen die Gunst der Zarin durch gute Ratschläge zu erlangen. Doch wodurch kann ihr imponiert werden: Expansion des Reiches, kriegerische Auseinandersetzungen, Warenhandel oder Kunst?

Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss!

Welche Aktion führt zum Erfolg?

„Katharina – Die Städte der Zarin“ wird über drei Dekaden mit je vier Runden gespielt. Nach jeder Dekade findet eine Zwischenwertung und nach der letzten Dekade zusätzlich die Endwertung statt. Wer dann die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Zu Beginn des Spiels erhält jede Person sechs Karten, wovon drei Karten offen in eine Aktionsreihe gelegt und die anderen drei Karten auf der Hand behalten werden. Zudem erhält jede Person einen Auftrag für die Endwertung, der ebenfalls offen ausgelegt wird. Eine Runde besteht aus fünf Phasen und wird simultan von allen Personen gespielt:

1. Zwei Karten werden gezogen.

2. Es werden zwei Karten verdeckt ausgelegt. Eine der Karten kommt zusätzlich in die Aktionsreihe, die zweite Karte wird in die Aktivierungsreihe unter der Aktionsreihe gelegt, und dabei genau einer Karte der Aktionsreihe zugeordnet - der Platz unter dieser Aktionskarte muss dabei frei sein.

3. Die beiden gerade ausgelegten Karten werden aufgedeckt.

4. Passt die Farbe der gerade aufgedeckten Karte (blau, orange oder grün) in der Aktivierungsreihe zur Farbe der darüber liegenden Karte in der Aktionsreihe, so kann die Aktion ausgeführt werden. Die Karte in der Aktionsreihe muss dabei nicht in dieser Runde ausgespielt worden sein. Wird die Aktion mindestens einmal durchgeführt, darf zusätzlich die Bonusaktion der Aktionskarte ausgeführt werden. Stimmt die Farbe nicht überein oder möchte die Person auf die Aktion verzichten, darf sie eine Karte ziehen, sofern das Handkartenlimit noch nicht erreicht ist. Ist das Handkartenlimit in dieser Phase erreicht und könnten noch weitere Karten gezogen werden, erhält die Person stattdessen entsprechend viele Siegpunkte. Durch die Aktionen und Bonusaktionen können Karten gezogen, Städte errichtet, Siegpunkte erlangt oder es kann auf der Gunstleiste aufgestiegen werden.

5. Es erfolgt die Prüfung, ob sich nun sieben Karten in der Aktionsreihe befinden. Ist dies der Fall, kommt es zur Zwischenwertung. Zunächst wird die Anzahl der Geschütze in der Aktionsreihe jeder Person gezählt. Für jeden Nachbarn mit weniger Kanonen gibt es vier und bei Gleichstand zwei Siegpunkte. Danach erfolgt die Bücherwertung. Die Person(en) mit den meisten Büchern dürfen eine Stadt auf dem Plan platzieren, die mit den wenigsten Büchern geht leer aus und die dazwischen liegenden erhalten ein Jokerplättchen, das für das Erfüllen der Aufträge eingesetzt werden kann. Außerdem werden in dieser Phase Siegpunkte für eigene Residenzen auf dem Spielplan und den Stand auf der Gunstleiste vergeben. Dann wird die Auslage bereinigt: alle Karten aus der Aktionsreihe unter denen eine Karte in der Aktivierungsreihe liegt werden zusammen mit diese Karte abgelegt. Anschließend werden wieder zwei Karten gezogen oder die Endwertung durchgeführt.

Bei der Endwertung gibt es für jede übrig gebliebene Handkarte einen Siegpunkt. Außerdem werden die Aufträge gewertet, für die verschiedene Warenplättchen gesammelt werden müssen. Diese Warenplättchen können beim Platzieren eines Hauses in einer Stadt erlangt werden, wobei jede Person nur ein Haus pro Stadt unterbringen kann, es aber genug Plätze für alle gibt. Außerdem zählen die Jokerplättchen, die während der Buchwertung verteilt werden, als beliebige Waren für diesen Auftrag. Abschließend wird noch die längste zusammenhänge Strecke von Städten mit dem Faktor der Gunstleiste multipliziert. Die Gunstleiste bestimmt neben diesem Faktor und der Siegpunktzahl bei der Zwischenwertung auch das Handkartenlimit.

„Katharina – Die Städte der Zarin“ kommt in einer unauffälligen Spielschachtel daher und dürfte daher vermutlich gerne mal im Brettspiel-Laden übersehen werden. Der optische Eindruck setzt sich bei dem Spielmaterial fort und wirkt etwas angestaubt. Das Thema passt zwar zum Spielgeschehen, ist aber eigentlich austauschbar und wirkt in der aktuellen Welt-Situation mit russischer Expansion und kriegerischen Auseinandersetzungen eher unpassend, wobei das Spiel historisch angehaucht ist und nicht von der Gegenwart handelt.

Optik und Thema sind jedoch nicht alles, denn die Spielmechanik mit der Aktions- und Aktivierungs-Reihe ist durchaus interessant. Gerade zu Beginn muss häufiger eine Karte in die Aktivierungsreihe gelegt werden damit die Farbe passt, die man genauso gerne für die Aktionsleiste nutzen würde. Das Spiel ist schnell zu lernen und die Regeln sind gut verständlich geschrieben. „Katharina - Die Städte der Zarin“ bietet verschiedene strategische Routen und kann bezüglich der Schwierigkeit insgesamt dem Bereich der gehobenen Familienspiele zugeordnet werden.

Ob die gewählte Strategie jeweils aufgeht, hängt auch vom Glück ab, welches eng mit der Gunstleiste verknüpft ist. Der Stand auf dieser Leiste ist im Spiel sehr wichtig, denn mit dem Aufstieg vergrößert sich das Handkartenlimit und damit die Auswahl für die weiteren Runden, wenn Karten gezogen werden. Wichtig und zu berücksichtigen ist hier die Limitregel: in der Aktionsphase darf das Limit nicht überschritten werden, überzählige zu ziehende Karten werden direkt in Punkte umgewandelt und die Karten dürfen dann eben nicht genommen werden. Gegen Ende des Spiels, kann dies durchaus taktisch sinnvoll sein, aber gerade am Anfang kann dies bei unpassenden Karten zu einem deutlichen Nachteil führen. Da bekommt die Person zwar ein paar Punkte, macht aber keinen Fortschritt in Bezug auf Aufträge, Städte und Gunstleiste, was später deutlich mehr Punkte bringt. Bücherwertung und kriegerische Auseinandersetzung sind ganz nett, aber ebenfalls glückslastig.

Insgesamt ist „Katharina – Die Städte der Zarin“ ein Spiel mit einer angestaubten Optik, einem aktuell schwierigen Thema und einer interessanten Mechanik. Wer sich mit Optik und Thema anfreunden oder darüber hinwegsehen kann, bekommt kurzweiligen Spielspaß mit einem schnellen Aufbau und zügiger Regelkunde geboten.

Bilder zum Spiel

Tags: 2-4 Personen, Set sammeln, Simultanes Spielen, Familienspiel, Handmanagement