Test | Steampunk Rally Fusion

Verfasst von Deniz Jansen am 16. Juli 2022. Veröffentlicht in Brettspieltest

Am 27. Oktober 1953 endete nach langen Gefechten die Invasion der Marsianer auf der Erde. Die Menschheit ging siegreich aus diesem Konflikt hervor hatte aber schwere Verluste zu verzeichnen! Die Regierungen der Welt schlossen daraufhin den Entschluss, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen und einen Botschafter der Erde zu bestimmen, der sich um diese Belange zu kümmern hat! Um diesen zu bestimmen, sollten die klügsten Köpfe der Menschheit wieder gegeneinander in der Steampunk Rally antreten! Diesmal sollte aber einen Schritt weitergegangen werden! So sollten die klügsten Köpfe der Geschichte in unsere Zeit geholt werden. So sollen sie sich anhand ihrer Erfindungen miteinander messen und den Marsianern beweisen, was ihnen blüht, wenn sie es noch einmal versuchen sollten! Also! Ran an die Schraubenschlüssel! Fertig? Los!

Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!

Darum geht es im Spiel!

In „Steampunk Rally Fusion“ duelliert sich die Spielgruppe in einem Rennen um Ruhm und Ehre. Alle übernehmen die Rolle von Erfinder*innen der Geschichte und müssen ihre Rennmaschine mit den unterschiedlichsten Teilen aufrüsten, um eine Chance auf den Goldpokal zu haben! Das Ziel des Rennens ist es, alle anderen hinter sich zu lassen und die Ziellinie am weitesten zu überschreiten!

„Steampunk Rally Fusion“ baut auf drei Spielmechaniken auf: Enginebuilding, Diceplacement und Drafting. Zu Beginn einer jeden Spielrunde geht es mit dem Drafting los. Jede Person erhält jeweils eine Maschinenkarte von vier unterschiedlichen Typen, wovon sie sich eine Karte aussucht und die restlichen Karten in Spielrichtung weitergibt. Die ausgewählte Karte wird anschließend entweder an die eigene Maschine angebaut (falls ein Steckplatz für das Maschinenteil verfügbar ist) oder für Ressourcen verkauft. Die Ressourcen in „Steampunk Rally Fusion“ werden durch vier verschiedenfarbige Würfel und Zahnräder dargestellt, die jeweils unterschiedliche Einsatzbereiche haben (dazu aber gleich mehr). Neben den Maschinenteilen befindet sich in den vier Handkarten eine sogenannte „Turbokarte“.

Diese sind mit Fähigkeitskarten gleichzusetzen, die zu einem (meist beliebigen) Zeitpunkt eingesetzt werden können und besondere Effekte einbringen. Sind alle vier Karten verbaut, verkauft oder (nur bei „Turbokarten“) gelagert, geht es in die Rennphase. Hier werden alle in der Draftingphase erhaltenen Würfel geworfen und in die jeweiligen Maschinenteile investiert, um die Fähigkeiten zu aktivieren. Die Maschinenteile verlangen dafür meist bestimmte Würfelfarben, sowie einen bestimmten Würfelwert, auf den die Würfel zusammenkommen müssen, um die Fähigkeit mindestens einmal zu aktivieren. Zeigt eine Karte also eine 5 an und besitzt zwei Slots, können hier zwei Würfel mit fünf eingesetzt werden, um die Fähigkeit zweimal, oder z.B. eine drei und eine zwei eingesetzt werden, um die Fähigkeit einmal einzusetzen.

In „Steampunk Rally Fusion“ kommen noch sogenannte „Fusionswürfel“ hinzu. Diese dienen als Würfel jeder Farbe, besitzen aber Augenzahlen von vier bis neun. Damit lässt sich unsere Fähigkeit auf dem Beispiel sogar bis zu dreimal einsetzen, indem eine neun und eine 6 in die freien Slots eingesetzt werden, um damit auf eine 15 zu kommen. Hohe Zahlen sind in „Steampunk Rally Fusion“ aber nicht immer von Vorteil. Einmal eingesetzt, bleiben die Würfel nämlich in der Maschine stecken und müssen erst einmal gereinigt werden, um die Fähigkeit erneut zu verwenden. Dafür können unter anderem die Zahnräder verwendet werden. Pro Zahnrad wird hier in der „Entlüftungsphase“ die Augenzahl eines Würfels um bis zu zwei Augen reduziert. Aber nicht nur dafür sind Zahnräder gut. So können sie in der „Rennphase“ die Augenzahlen von noch nicht eingesetzten Würfeln um eins erhöhen oder senken oder in bestimmte Maschinenteile eingebaut werden, um die jeweilige Fähigkeit zu verstärken.

Durch das Anbauen neuer Maschinenteile und die richtige Nutzung der Fähigkeiten muss immer darauf geachtet werden, das eigene Fahrzeug so effektiv wie möglich zu halten und zum Beispiel bestimmte Bereiche nicht zu vernachlässigen. Ohne Räder fährt es sich somit schlecht und da hilft auch die beste Panzerung nichts, wenn es nicht vorangeht!

Auch als erstes durchs Ziel zu kommen, bringt in den meisten Fällen nicht immer etwas, da es zum Schluss zählt, wie weit ein Fahrzeug in derselben Runde übers Ziel geschossen ist. Ist Person A über die Zielgrade gefahren, aber nur zwei Felder weit gekommen und Person B holt sofort auf, kommt aber 4 Felder weit, gewinnt Person B das Spiel!

Um Spielvariation in den Ablauf zu bringen bietet „Steampunk Rally Fusion“ die Möglichkeit, die Rennbahn individuell nach gewissen Regeln immer wieder neu zu kombinieren oder sogar mit einer alternativen Seite zu spielen, die neue Spezialfelder einbringt. Zudem bietet „Steampunk Rally Fusion“ die Möglichkeit dem Spiel durch geheime Erfindungen oder bestimmten Herausforderungsplättchen mehr Spieltiefe zu verleihen. Neulinge werden in „Steampunk Rally Fusion“ außerdem von einer erleichterten Spielversion begrüßt, die die Spielmechaniken etwas entschlackt und für einen leichteren Einstieg ins Spiel sorgt.

Vorweg möchte ich anmerken, dass „Steampunk Rally Fusion“ der zweite Teil des Spiels „Steampunk Rally“ ist und ich diesen leider selbst nicht gespielt habe. Durch Recherche habe ich mich zwar auch in diesen Vertieft, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten besser verstehen zu können, diese Rezension bezieht sich aber nur auf den zweiten Teil der Reihe!

„Steampunk Rally Fusion“ wirkt auf den ersten Blick anders, als es wirklich ist. Lasst mich das erklären. Als ich „Steampunk Rally Fusion“ zum ersten Mal sah, wirkte es auf mich wie ein lustiges Spiel für zwischendurch, dass mit lustigen Erfindungen und einem völlig abgedrehten Thema Punkten will. Es machte den Anschein, als wäre es das „Mario Kart“ der Brettspielwelt. So ganz aus der Luft gegriffen ist das nun nicht. Es hat einen unweigerlichen Charm, die völlig abgedrehten Erfindungen bringen viel Witz ins Spiel und auch die Kombination von Thema und Personen der Menschheitsgeschichte hatte mich völlig in seinen Bann gezogen. Im Spiel wurde mir aber schnell klar, dass hinter „Steampunk Rally Fusion“ viel mehr steckt. So ist ein fröhliches „Och, ich bau das mal hier hin und das sieht hier lustig aus“ nur bedingt möglich, da man zu jedem Zeitpunkt auf die Funktionalität der Maschine achten sollte. So ist es mir passiert, dass meine Maschine total leistungsstark und resistent gegen jeglichen Schaden war, ich aber den Antrieb und die Räder vergessen habe und mein Monster sich damit eigentlich nur fallend weiterbewegen konnte.

Natürlich kann das lustig sein, aber es geht zum Schluss immer noch darum ein Rennen zu gewinnen und die anderen abzuhängen. Und dafür bietet „Steampunk Rally Fusion“ eine extreme Spieltiefe an. So kann es unterschiedliche Spielstile und -strategien geben, die einen zum Ziel bringen können. Schnell wird einem klar, dass manche Maschinenteile nur dafür gut sind, sie direkt wieder explodieren zu lassen, um mit dem Schwung der Explosion weiterzukommen. In kaum einem Spiel habe ich es erlebt, dass eine Maschine so aufeinander aufbaut und im wahrsten Sinne des Wortes zu einer „gut geölten Maschine“ wird, in der alle Zahnräder ineinandergreifen.

Im Vergleich zum ersten „Steampunk Rally“ bietet „Steampunk Rally Fusion“ zudem noch mehr Spieltiefe. Durch die geheimen Spielziele kommen noch mehr Entscheidungen ins Spiel, da es unter ihnen sogar Waffen gibt und eine Art „Take That-Mechanik“ eingebaut wird. So können Gegenspielende damit einmalig abgeschossen werden, um sie vielleicht sogar zur Explosion zu bringen und sie damit wieder hinter die letztplatzierte Person zu katapultieren. Natürlich gibt es viele Möglichkeiten sich vor so etwas zu schützen, aber wer zu unachtsam ist oder zu wenig Optionen geplant hat, kann durch sein risikoreiches Verhalten schnell den kürzeren Ziehen. Eine weitere Neuerung sind die Ereigniskarten, die die Draftrichtung verändern können und spezielle Effekte für besondere Felder auf dem Spielfeld auslösen. Gefahren lauern damit hinter jedem Stein und sollten immer im Auge behalten werden. Die neuen Fusionswürfel sind eine nette Neuerung, kommen im Spielverlauf aber eigentlich kaum vor.

Wer beide Spiele besitzt, hat sogar die Möglichkeit beide Spiele zu vereinen und zu einem noch variantenreicheren Spielerlebnis zu machen.

Nach unseren Erfahrungen ist „Steampunk Rally Fusion“ aber eher was für Spielgruppen ab drei Personen. Natürlich funktioniert das Spiel zu zweit und auch ein Solo-Modus ist beigelegt, jedoch entfaltet sich das volle Potential erst ab drei Personen, da mit mehr Personen auf dem Schlachtfeld das Chaos und der Renncharakter noch mehr hervorsticht. Es ist für uns interessanter gewesen gegen viele andere zu fahren, anstatt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit nur einer weiteren Person zu absolvieren.

Ein wenig schade fanden wir die Auswahl der Charaktere. Zwar wurde in der Geschichte davon gesprochen, dass die klügsten Köpfe der Menschheitsgeschichte zusammengeholt werden, jedoch kommen alle bis auf einen Charakter aus dem ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Mit Promokarten von Messen kommen noch Charaktere wie Leonardo Da Vinci und das chinesische Ehepaar Zhuge Liang und Lady Huang hinzu, aber wir hätten uns weitere Personen aus der Antike (Archimedes, Pythagoras usw.) oder dem Mittelalter gewünscht, um das Thema noch ein wenig breiter auszufächern.

Unterm Strich bietet „Steampunk Rally Fusion“ ein lustiges Rennspiel, dass seine Kernmechaniken sehr gut umsetzt und für mich einer der interessantesten Enginebuilder darstellt.

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Bilder zum Spiel

Tags: Drafting, Dice-Placement, Kennerspiel, Wettrennen