Test | My City: Roll and Write - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
„My City – Roll and Write“ ist ein ungewöhnliches Spiel. Es folgt den klassischen Roll and Write-Regeln, aber versucht dennoch einen komplett anderen Weg zu gehen. Besonders die unterschiedlichen Kapitel und die einhergehenden Regelerweiterungen sind interessant, bieten in vielen Fällen jedoch nur ein einmaliges Motivationserlebnis. Es fehlt „My City – Roll and Write“ durch seine unübliche Art an dem Wiederspielwert, den seine Konkurrenz besitzt.
Es geht in „My City – Roll and Write“ nicht darum, unterschiedliche Strategien zu verfolgen und sich die Synergien unterschiedlicher Spezialfelder zu Nutze zu machen. Während ein „Lost Cities – Roll and Write“ oder sogar ein „Der Kartograph“ Spielgruppen immer wieder auffordern, durch Nachdenken, Strategie und Glück das Beste aus ihrem eigenen Spielplan zu machen, ist es bei „My City – Roll and Write“ bereits minimale Grundlage, alle Felder des Spielplans irgendwie füllen zu müssen. Gedanken, worauf man sich auf dem Spielplan konzentrieren soll, ob ich nun z.B. die „Lila-Reihe“ zuerst fülle oder mich auf einen anderen Aspekt konzentriere, kommen hier kaum bis gar nicht vor. Es ist oft recht wenig Spannung in Spielzügen zu spüren, da die Formen durch das mögliche Spiegeln oft zu viele Möglichkeiten lassen. Sollte jemand nicht alle Felder gefüllt haben, wirkt es zudem unbefriedigend, da zu wenig Spieltiefe zu wenig Strategie ermöglicht. Man hat dadurch schnell den Eindruck eher Pech gehabt zu haben, als die falsche Strategie zu verfolgen, die man im nächsten Spiel verbessern könnte.
Genau hier setzt aber das Spielprinzip von „My City – Roll and Write“ an, da es nicht darauf ausgelegt zu sein scheint, öfter die gleichen Missionen zu spielen. Die Spielgruppe soll das Beste aus dieser gegebenen Situation machen und sich keine ideale Strategie bereitlegen, um sie beim nächsten Durchgang auszuprobieren. Natürlich gibt es immer die Möglichkeit die gleichen Missionen desselben Kapitels zu spielen, dafür benötigt es aber drei separate Spiele, was dem Ganzen den Anstrich des „Spiels für Zwischendurch“ etwas nimmt.
„My City – Roll and Write“ ist besonders geeignet, alle 12 Partien durchzuspielen und es (ähnlich wie bei einem Exit/Escape-Spiel) weiterzureichen. Spielgruppen, die von einem Spiel erwarten, dass es sie kurzzeitig mit einer interessanten Prämisse und einem kurzweiligen Spielsystem unterhält, sie aber kein Interesse an einem hohen Wiederspielwert haben, könnten hier ihren Spaß haben.
Über allem schwebt aber leider ein, wie wir fanden, großer Kritikpunkt. Spielgruppen, die ihren Spaß am Spiel gefunden haben und das Spiel so oft wie möglich spielen wollen, könnten von den Würfeln einen Strich durch die Rechnung gemacht bekommen. Die Qualität der Würfel ist absolut fragwürdig. Sie funktionieren, aber der heutige Brettspielstandard geht oft über reines „funktionieren“ hinaus. Die Würfel in „My City – Roll and Write“ bestehen aus hohlen Kunststoffwürfeln, die mit Papieraufklebern versehen sind. Nicht nur, dass die die Papieraufkleber recht schwierig in die Einlassungen zu kleben sind und sich dadurch an den Rändern sehr schnell abnutzen, die Papieraufkleber gehen allein schon durch stetiges Spielen und schwitzige Hände kaputt. Solange also die Spielgruppe nicht mit Handschuhen spielt und/oder alle Nahrungsmittel vollständig aus der Umgebung dieser Würfel verbannt, kann an der Langlebigkeit der Würfel gezweifelt werden. Mit diesen Würfeln hat sich „My City – Roll and Write“ leider gar keinen Gefallen getan.
Fans von „My City“, die ihr Spiel gerne auf eine andere Art und Weise erleben möchten oder eine Variante für unterwegs suchen, werden hier bestimmt ihren Spaß haben. Allen anderen Spielgruppen rate ich aber eher an, den Aufpreis für die vollwertige Spielversion zu bezahlen.
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Tags: 1-6 Personen, 20 Minuten, Roll-and-Write, Kampagne