TEST // AFTER THE EMPIRE

TEST // AFTER THE EMPIRE - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

Als ich bei Kickstarter auf AFTER THE EMPIRE aufmerksam wurde, war es sofort um mich geschehen. Ein Spiel, welches meine beiden Lieblingsmechaniken Arbeiter-Einsetzen und Tower Defense in einem mittelalterlichen Setting verknüpft? Für mich als alter Veteran der Computerspielreihe Stronghold klang das nach einem Spiel, welches auf Anhieb zu meinen All-Time-Favorites aufsteigen könnte. Beinahe zwei Jahre vergingen, bis das Spiel endlich seinen Weg auf meinen Spieltisch gefunden hat. Aber stellt AFTER THE EMPIRE das königliche Festmahl dar, welches mir versprochen wurde oder zerbersten die hohen Erwartungen wie eine Mauer unter heftigem Katapultbeschuss?

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Zunächst möchte ich festhalten, dass sich AFTER THE EMPIRE hinter der Zugbrücke als strategisch-taktisches Schwergewicht entpuppt. Und das liegt nicht nur an der schieren Masse des herausragend produzierten Spielmaterials. Es gibt davon abgesehen auch nicht nur den einen Weg zum Sieg. Jedes Mal aufs Neue muss daher das eigene Vorgehen optimiert werden. Der eine setzt beispielsweise eher auf einen langlebigen Steinwall, während andere eine große Verteidigungsarmee bevorzugen. Beides kann ähnlich gut funktionieren. Auch die zahlreichen Gebäude und Geflüchteten können den eigenen Plan maßgeblich beeinflussen. Aufgrund dieser Komplexität ordne ich AFTER THE EMPIRE als anspruchsvolles Kennerspiel ein.

Dem Spiel kommt sicherlich auch zugute, dass zumindest ich mich beim Spielen zwanzig Jahre jünger fühle. Ich bin wieder der kleine Junge, der mit seinen kleinen Plastiksoldaten heldenhaft die eigene Burg gegen eine Heerschar von Invasoren verteidigt. Was will man(n) mehr?

Dabei stört es mich auch nicht, wenn die Angreifer doch einmal durchbrechen und meine Burg verwüsten. Ich würde sogar so weit gehen, dass das in bestimmten Konstellationen ein Teil der eigenen Strategie sein kann, da die Spieler:innen in diesem Fall ja auch einige Vorteile in der nächsten Runde haben.

after the empire 124Grundsätzlich muss allerdings bedacht werden, dass es bei den Belagerungen auch ein gewisses Maß an Glück braucht. Auf welcher Seite der Burg wie viele und vor allem welche gegnerischen Soldaten angreifen, hängt nämlich stark vom Zufall beim Kartenziehen ab. Ich persönlich empfinde das als stimmige Umsetzung des Themas, denn im Mittelalter war sicherlich auch oft unklar, woher der Feind als Nächstes angreift. Außerdem ist das einer der Hauptgründe, warum das Spiel aus meiner Sicht einen relativ hohen Wiederspielreiz hat. Ich kann aber auch diejenigen verstehen, die sagen, dass es ungerecht ist, wenn ein bislang burghoch überlegener Spieler am Ende wegen ein bisschen Pech doch noch krachend verliert.

Wie bei vielen anderen Eurogames ist die Interaktion bei AFTER THE EMPIRE indirekter Natur, jedoch wird in diesem Spiel wesentlich härter als sonst um die begehrtesten Plätze gestritten. Das liegt daran, dass einige Felder, wie der Steinbruch oder das Ausbildungslager, unabdingbar für das Wachstum der eigenen Burg sind. Daher muss hier besonders stark abgewogen werden, welche Aktion wann gewählt wird. Ansonsten kann es vorkommen, dass die Spieler:innen bei der nächsten Belagerung überrannt werden.

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Es sei am Rande noch erwähnt, dass diejenigen, welche aufgrund des Themas erwartet haben, dass sich die Spieler:innen gegenseitig angreifen können, möglicherweise enttäuscht werden könnten, denn dem ist nicht so.

Die Mechaniken von AFTER THE EMPIRE funktionieren also größtenteils so präzise wie ein Schweizer Tribok. Einen Fehlschuss gab es dann aber doch. Mit der Zeit stellt sich nämlich leider beim Spielen eine Art Routine ein, da die Spieler:innen häufig in jeder Runde dieselben Aktionen wählen müssen. Dies wird zwar in manchen Partien durch die Gebäude und Geflüchteten sowie die äußerst variablen Belagerungen abgefangen. Trotzdem wünsche ich mir für die Zukunft bei den Aktionsmöglichkeiten noch etwas mehr Abwechslung.

Die Spielhilfen sind ebenfalls nur mäßig gelungen, da eine ausführlichere Beschreibung der Kampfphase fehlt. Das ist deshalb ärgerlich, da gerade Neulinge Schwierigkeiten haben, sich zu merken, welche Soldaten wann angreifen. Dadurch ziehen sich die ersten Partien unnötig in die Länge, da die Spieler:innen diese Phase eigentlich alle gleichzeitig spielen könnten.

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Die Spieldauer leidet außerdem darunter, dass die Soldaten-Miniaturen aufgrund ihrer Größe sehr fitzelig in der Handhabe sind. Häufig fallen diese nach dem Aufstellen wieder von den Mauern, wodurch störende Wartezeiten entstehen.

Obwohl AFTER THE EMPIRE ein paar kleinere Macken aufweist, hat die einzigartige Kombination der Mechaniken und das grandiose Spielmaterial meine Feste im Sturm erobert. Das Spiel ist daher nach wie vor auf dem besten Weg, meine Top 3 zu erklimmen. Eine ausgeklügelte Erweiterung, welche die direkte Interaktion zwischen den Spieler:innen fördert und zugleich die Zahl der Aktionsmöglichkeiten ausweitet, könnte bei mir dann selbst bei objektiver Betrachtung die berüchtigte 90er-Mauer niederreißen.

Vielspieler:innen, welche ein Faible für Burgenbau und Workerplacement haben, müssen sich AFTER THE EMPIRE daher kaufen, egal, wie hoch die eigenen Verluste auf dem monetären Schlachtfeld auch ausfallen. Auch allen anderen rate ich dringend, zumindest eine Probepartie zu spielen. Familien hingegen werden aufgrund der Komplexität des Spiels eher abgeschreckt.

Ich jedenfalls kann es kaum erwarten, mich wieder in den Krieg zu stürzen, meine prächtige Festung zu verteidigen und am Ende als Edelster unter den Edelsten hervorzugehen.

 

Wertung zum spiel

 

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Tags: Tower Defense, Ressourcenmanagement, Workerplacement, 60-120 Minuten, 2-4 Spieler, Eurogame

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