TEST // CALICO
Katzen liegen nicht faul herum. Sie verschönern den Raum. Oder wie in dem Plättchen-Legespiel CALICO: den Quilt. Über das Sammeln und geschickte Legen von Stoffplättchen mit verschiedenen Farben und Mustern ,,nähen“ die Spieler gemütliche Steppdecken, auf denen sich im besten Fall auch der wählerischste Stubentiger wohlfühlt.
Wir haben CALICO mit einem Presserabatt von PEGASUS gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Lass die Katze aus dem Sack
CALICO bietet einen individuellen Aufbau. Für CALICO-Neulinge sieht dieser anders aus als für erfahrene Spieler. Für das erste Spiel schnappt sich jeder ein Quilt-Spielbrett und drei Aufgabenplättchen, die er direkt auf den angegebenen Feldern verbaut. Das Spiel bietet zehn unterschiedliche Katzentypen, von Mauze bis Lilly, die als Tableaus in der Spielmitte ausliegen. Nur drei von ihnen nehmen an einer Partie teil. Jeder Katze werden zufällig zwei der insgesamt sechs schwarz-weißen Musterplättchen zugeordnet. Dadurch gibt jede Katze vor, welche Muster und wie viele davon zusammenhängend sie auf einem Quilt bevorzugt, um sich dort niederzulassen. Die Knöpfe werden in die Tischmitte gelegt und drei zufällige Stoffplättchen liegen als Stoffmarkt immer offen zwischen den Spielern aus. Jeder startet mit zwei Plättchen auf der Hand.
Im Uhrzeigersinn führen die Spieler ihren Zug aus, der stets daraus besteht, ein Plättchen aus der Hand auf das eigene Tableau zu legen und sich anschließend eines der Plättchen aus der Auslage auf die Hand zu nehmen. Der Stoffmarkt wird danach wieder aufgefüllt, indem blind ein Plättchen aus dem Beutel gezogen wird. Schon ist der nächste Spieler an der Reihe. Es gibt keine Legeregeln. Jedes Plättchen kann von den Spielern auf ihrem eigenen Tableau auf jedes freie Feld platziert werden. Sobald ein Spieler die Bedingungen einer Katze erfüllt, darf er den entsprechenden Katzenmarker auf ein Stoffplättchen dieser Gruppe legen. Ein Plättchen, das zu dieser Gruppe gehört, darf nicht erneut für eine weitere Katze gewertet werden.
Bildet ein Spieler eine Gruppe aus mindestens drei gleichfarbigen Plättchen, erhält er den entsprechenden Knopf und platziert ihn auf einem dieser Plättchen. Auch hier gilt die Gruppe als abgeschlossen und darf nicht noch einmal gewertet werden. Jeder Knopf ist bei Spielende drei Punkte wert. Gelingt es einem Spieler mindestens einen Knopf jeder Farbe einzunähen, erhält er außerdem einen Regenbogenknopf, der noch einmal drei Punkte zählt.
Ist der Quilt fertig, d.h. es kann kein Plättchen mehr gelegt werden, endet das Spiel und die Punkte werden gezählt. Neben Knöpfen und Katzen geben auch die Aufgabenplättchen in der Mitte des Quilts Punkte, wenn ihre spezifischen Aufgaben erfüllt wurden. Dafür müssen rundherum die passenden Plättchen platziert worden sein, z.B. mit der Kombination: AA-BB-CC. In diesem Beispiel wären zwei gelbe, zwei blaue und zwei grüne Stoffplättchen, die das Aufgabenplättchen umschließen, sieben Punkte wert. Findet sich diese Kombination zusätzlich noch einmal in den Mustern wieder, also z.B. zwei Blumenranken, zwei Punktmuster und zwei Streifenmuster, spendiert das Aufgabenplättchen dem Spieler zusätzlich Punkte.
In der Familienvariante werden die Aufgabenplättchen ganz einfach auf ihre Rückseite gedreht, wodurch sie lediglich Hindernisse darstellen.
In der 2-Spieler-Variante kann ein Set aus 36 Stoffplättchen, die jede Farb-Muster-Kombination einmal enthält, aussortiert werden, um weniger Varianz und mehr Taktik zuzulassen.
In der Solo-Variante wird nach jedem Zug das unterste Stoffplättchen des Marktes entfernt, das übriggebliebene nach unten geschoben, zwei neue werden gezogen und darüber platziert.
Zusätzlich bietet CALICO Herausforderungen. Dabei kann der Gewinner einer Partie eine erfüllte Herausforderung in der Anleitung ankreuzen und auf der abgebildeten Fortschrittsleiste voranschreiten.
Im Spiel mit Regelbeschränkungen einigen sich die Spieler auf eine solche, z.B. Stoffplättchen dürfen nur neben bereits ausliegenden Stoffplättchen angelegt werden. Nach der absolvierten Partie darf auch hier der Gewinner das Feld in der Anleitung als erfüllt ankreuzen.
Die Szenarien bieten mit zwei bis vier Spielern, aber auch in der Solovariante einen fortschreitenden Schwierigkeitsgrad mit abwechslungsreichem Aufbau und zu erfüllenden Bedingungen zum Spielende.
Ist der Karton auch noch so klein, ne Katze passt da immer rein
Katzenfans begeistert wohl bereits das Cover, aber auch nach dem Heben des Deckels hält die Begeisterung an. Selten durften wir so dicke Spielertableaus in den Händen halten, die Einfassungen zum perfekten Legen der Plättchen bieten. Die Qualität der vielen Pappplättchen ist hervorragend und besonders die bunt bedruckten Stoffplättchen liegen toll in der Hand. Einzig und allein der Stoffbeutel, der eher einem Jutebeutel gleicht und ziemlich strack ist, verpasst der Materialeuphorie einen kleinen Dämpfer.
Sehr gut gelungen finden wir auch die große Anleitung. Durch die knappen Regeln gibt es folglich auch nur wenige Seiten, diese sind aber mit Bildern gespickt und lassen keine Fragen offen. Die drei Seiten mit den Herausforderungen und der Fortschrittsleiste hätten wir uns in einem separaten Heft und auf Normalpapier gedruckt gewünscht, um das Ankreuzen oder auch Ausradieren zu erleichtern.
Die Stärken von CALICO sind gleichzeitig seine größte Schwäche: das Artwork und das Thema. Diese suggerieren Nichtspielern ein nettes, gemütliches Familienspiel, bei dem lustig ein paar süße Kätzchen auf bunte Deckchen gelegt werden. Vielspieler dagegen können wohl bereits beim Blick auf das Cover abgeschreckt werden: Schon wieder ein Tierthema, das vor allen Dingen hübsch aussieht, aber bestimmt wenig spielerische Herausforderungen bietet. Während der eine das Spiel daher erst gar nicht kauft, droht der andere von der Komplexität überfordert zu werden.
Das ist schade, denn so niedlich CALICO auch daherkommt, es ist ein knallharter Logikpuzzler. Jedes Plättchen fordert eine unumkehrbare Entscheidung, welcher strategische Weg eingeschlagen wird. Vervollständige ich Muster, um Katzen anzulocken, oder kreiere ich farbige Gruppen, um durch eingenähte Knöpfe zu punkten? Erfülle ich die Aufgaben (am besten doppelt) oder versuche ich von allem etwas? Die verankerten Plättchen am Rand des Tableaus sollten dabei stets einkalkuliert werden. Besonders gegen Ende des Spiels, wenn der Platz schrumpft und der Beutel einfach nicht das geplante Plättchen ausspuckt, kann der Kopf rauchen.
Und wenn dann auch noch ein Mitspieler die Dreistigkeit besitzt, einem genau dieses dringend benötigte Plättchen wegzuschnappen, kann auch die Befriedigung, eine wunderschöne, buntgemusterte Flickendecke mit Knöpfchen und Kätzchen genäht zu haben, die Frustration nicht mehr ausgleichen. Meist bleibt eine Aufgabe zugunsten einer anderen Strategie unerfüllt. Und genau das reizt, es noch einmal zu versuchen und es anders zu machen. Die Katzen sind im Grunde nur thematisches Beiwerk, um das abstrakte Spiel zugänglicher erscheinen zu lassen und ein niedliches Cover zu rechtfertigen.
Einzigartig für ein Puzzlespiel, noch dazu eines mit derart wenigen Regeln, sind die angebotenen Herausforderungen in Form von Szenarien und unterschiedlichen Spielvoraussetzungen- und bedingungen. Der Wiederspielreiz ist bereits durch die unterschiedlichen Katzentypen, Aufgabenplättchen und die schlichte Zufälligkeit des Plättchenziehens gegeben, wird aber dadurch noch einmal deutlich gesteigert. Hier wird vor allem Kennerspielern sehr viel geboten. Gleichzeitig punktet CALICO aber auch durch seine reduzierte Familienvariante. So können sich Spieleneulinge und junge Spieler nur auf Muster, Farben, Katzen und Knöpfe konzentrieren. Das Spiel behält auch in dieser Form seine taktische Tiefe, ohne zu überfordern. Übrigens sind die Stoffplättchen alle mit Symbolen versehen, sodass das Spiel auch für Farbenblinde geeignet ist.
CALICO ist ein sehr ruhiges, solitäres Spiel. Nur der Stoffmarkt und das Potenzial, dem Gegner etwas wegzuschnappen, was dieser dringend bräuchte, schafft einen kleinen Interaktionsfaktor. In vielen Partien hat man diesen aber erst am Ende gespürt. Daher unterscheidet sich die Solovariante nicht viel vom Mehrpersonenspiel. Mit einer schönen Tasse Tee und einer Katze auf dem Schoß, kann man CALICO auch wunderbar für 15 Minuten auf der Couch für sich alleine spielen und hat trotzdem eine ordentliche Herausforderung, gerade wenn man sich ein Szenario oder eine Partie mit Einschränkung vornimmt.
Insgesamt sollten sich also Vielspieler von der niedlichen Aufmachung nicht abschrecken lassen. CALICO erfordert genug Gehirnschmalz und bietet ausgesprochen viel Varianz um langfristig allein, zu zweit oder mit mehr Spielern zu begeistern, wenn man Logikpuzzle mag und auf Interaktion verzichten kann. Im Familienmodus können auch Kinder und Nichtspieler, vielleicht gerade auch wegen des Artwork, an den Tisch gelockt werden. So gesehen, ist CALICOs Schwäche dann doch wieder eine Stärke.
Bilder vom Spiel
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Tags: Legespiel, 30-45 Minuten, Tiere, 1-4 Spieler, Puzzle