
TEST // CALICO - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Die Stärken von CALICO sind gleichzeitig seine größte Schwäche: das Artwork und das Thema. Diese suggerieren Nichtspielern ein nettes, gemütliches Familienspiel, bei dem lustig ein paar süße Kätzchen auf bunte Deckchen gelegt werden. Vielspieler dagegen können wohl bereits beim Blick auf das Cover abgeschreckt werden: Schon wieder ein Tierthema, das vor allen Dingen hübsch aussieht, aber bestimmt wenig spielerische Herausforderungen bietet. Während der eine das Spiel daher erst gar nicht kauft, droht der andere von der Komplexität überfordert zu werden.
Das ist schade, denn so niedlich CALICO auch daherkommt, es ist ein knallharter Logikpuzzler. Jedes Plättchen fordert eine unumkehrbare Entscheidung, welcher strategische Weg eingeschlagen wird. Vervollständige ich Muster, um Katzen anzulocken, oder kreiere ich farbige Gruppen, um durch eingenähte Knöpfe zu punkten? Erfülle ich die Aufgaben (am besten doppelt) oder versuche ich von allem etwas? Die verankerten Plättchen am Rand des Tableaus sollten dabei stets einkalkuliert werden. Besonders gegen Ende des Spiels, wenn der Platz schrumpft und der Beutel einfach nicht das geplante Plättchen ausspuckt, kann der Kopf rauchen.
Und wenn dann auch noch ein Mitspieler die Dreistigkeit besitzt, einem genau dieses dringend benötigte Plättchen wegzuschnappen, kann auch die Befriedigung, eine wunderschöne, buntgemusterte Flickendecke mit Knöpfchen und Kätzchen genäht zu haben, die Frustration nicht mehr ausgleichen. Meist bleibt eine Aufgabe zugunsten einer anderen Strategie unerfüllt. Und genau das reizt, es noch einmal zu versuchen und es anders zu machen. Die Katzen sind im Grunde nur thematisches Beiwerk, um das abstrakte Spiel zugänglicher erscheinen zu lassen und ein niedliches Cover zu rechtfertigen.
Einzigartig für ein Puzzlespiel, noch dazu eines mit derart wenigen Regeln, sind die angebotenen Herausforderungen in Form von Szenarien und unterschiedlichen Spielvoraussetzungen- und bedingungen. Der Wiederspielreiz ist bereits durch die unterschiedlichen Katzentypen, Aufgabenplättchen und die schlichte Zufälligkeit des Plättchenziehens gegeben, wird aber dadurch noch einmal deutlich gesteigert. Hier wird vor allem Kennerspielern sehr viel geboten. Gleichzeitig punktet CALICO aber auch durch seine reduzierte Familienvariante. So können sich Spieleneulinge und junge Spieler nur auf Muster, Farben, Katzen und Knöpfe konzentrieren. Das Spiel behält auch in dieser Form seine taktische Tiefe, ohne zu überfordern. Übrigens sind die Stoffplättchen alle mit Symbolen versehen, sodass das Spiel auch für Farbenblinde geeignet ist.
CALICO ist ein sehr ruhiges, solitäres Spiel. Nur der Stoffmarkt und das Potenzial, dem Gegner etwas wegzuschnappen, was dieser dringend bräuchte, schafft einen kleinen Interaktionsfaktor. In vielen Partien hat man diesen aber erst am Ende gespürt. Daher unterscheidet sich die Solovariante nicht viel vom Mehrpersonenspiel. Mit einer schönen Tasse Tee und einer Katze auf dem Schoß, kann man CALICO auch wunderbar für 15 Minuten auf der Couch für sich alleine spielen und hat trotzdem eine ordentliche Herausforderung, gerade wenn man sich ein Szenario oder eine Partie mit Einschränkung vornimmt.
Insgesamt sollten sich also Vielspieler von der niedlichen Aufmachung nicht abschrecken lassen. CALICO erfordert genug Gehirnschmalz und bietet ausgesprochen viel Varianz um langfristig allein, zu zweit oder mit mehr Spielern zu begeistern, wenn man Logikpuzzle mag und auf Interaktion verzichten kann. Im Familienmodus können auch Kinder und Nichtspieler, vielleicht gerade auch wegen des Artwork, an den Tisch gelockt werden. So gesehen, ist CALICOs Schwäche dann doch wieder eine Stärke.
Bilder vom Spiel
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Tags: Legespiel, 30-45 Minuten, Tiere, 1-4 Spieler, Puzzle