TEST // YGGDRASIL CHRONICLES
Ragnarök, die prophezeite letzte Schlacht der Götter, hat begonnen. Wir, als die mächtigsten unter den Göttern, müssen verhindern, dass Yggdrasil, der Weltenbaum, der alle neun Welten in sich vereint, unter dem Ansturm des Bösen fällt.
Wir habben YGGDRASIL CHRONICLES selbst gekauft.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
Den Weltenbaum retten
In dem kooperativen Spiel YGGDRASIL CHRONICLES übernehmen die Spieler die Rollen nordischer Götter, wie z.B. Odin oder Thor, und verteidigen gemeinsam Yggdrasil, den Weltenbaum. Dieser ist imposant dargestellt als zusammenbaubarer Baum mit drei bespielbaren Ebenen, auf denen sich jeweils drei Welten befinden. Die Götter beginnen natürlich in Asgard, dem Sitz der Götter, auf der obersten Ebene.
Die Widersacher der Götter werden die Feinde genannt. Unter ihnen befinden sich Loki, Hel, Surt und weitere. Diese starten in unterschiedlichen Welten und Ebenen. Ihr Ziel ist es, den Weltenbaum zu zerstören.
Jeder Spieler erhält anfangs ein Spielertableau, Lebenspunkte, einen Götterwürfel und einen Stapel Karten, auf denen die Feinde dargestellt werden. Optional kann auch mit den Rückseiten der Spielertableaus gespielt werden, die den Göttern spezielle Fähigkeiten verleihen, z.B. Lebenspunkte vergeben, verbesserte Verteidigung, etc.
Zu Beginn einer Runde legt jeder Spieler von seinem Feindkarten-Stapel die oberste Karte verdeckt auf das Rad der Feinde, einem separaten Spiel-Tableau. In beliebiger Reihenfolge deckt ein Spieler seine Karte auf und legt den nun ersichtlichen Feind an seinen vorgesehenen Platz am Rand des Rads.
Ist dies die erste Karte passiert nichts. Handelt es sich aber um die zweite Karte, werden die zwei Karten wieder unter die jeweiligen Spieler-Kartenstapel gelegt und der Feind wird aktiviert, wodurch er sich bewegt und eine individuelle Aktion ausführt. Eine Bewegung erfolgt entweder in eine höhere Ebene, entlang einer Leiste, aus dem Gefängnis nach Asgard oder zu dem Spieler, der den Feind aktiviert hat. Folgende Feind-Aktionen sind möglich:
- Der Gott verliert Lebenspunkte
- Zuvor bereit gestellte Holzfiguren (z.B. Feuerriesen) werden auf eine Leiste gesetzt, wodurch die Stärke des Feindes zunimmt.
- Der aktive Spieler wird gezwungen, seinen Zug sofort zu beenden und seinen Stapel zu mischen.
- Die mittlere Ebene des Baumes wird gedreht.
- Eine Jötunn-Figur muss platziert werden, wodurch das Ausführen bestimmter Götter-Aktionen oder Angriffe auf Feinde verhindert werden, bis der Jötunn besiegt wurde.
- Eine Besonderheit ist die Weltenschlange Nidhögg, bei deren Aktivierung sich die Götter ein Feld weiter im Geschichtsbuch bewegen dürfen. Ziel von YGGDRASIL CHRONICLES ist es, das letzte Feld zu erreichen. Allerdings aktiviert Nidhögg auf dem Weg dorthin meist andere Feinde.
Treffen sich zwei Feinde in einer Welt wird diese zerstört und muss erst geheilt werden, bevor deren Aktion wieder nutzbar ist.
Nun darf der Spieler seinen eigentlichen Zug durchführen und optional seinen Gott entweder horizontal oder vertikal eine Welt weiter bewegen und anschließend dort einen Feind bekämpfen bzw. die Aktion der Welt, in der er sich befindet, durchführen:
- Schwächen eines Feindes durch Entfernen von Figuren seiner Leiste
- Aufnahme eines mächtigen Artefakts, das Spezialfähigkeiten erlaubt
- Eine einmalige Unterstützung durch ein Tier erhalten
- Aufnahme von Wanenwürfeln, die beim Kampf gegen Feinde zusätzlich eingesetzt werden können
- Helden anheuern, die Schaden im Kampf verhindern
- Albenfiguren erhalten, die eingesetzt werden können, um ein Würfelergebnis im Kampf beliebig zu verändern
Die Stärke einer Aktion ist abhängig davon, wer sich gerade noch in der Welt aufhält. Im Beisein eines weiteren Gottes ist der Spieler im Vorteil und die Aktion ist stärker. Schwächer fällt die Aktion aus, wenn sich der Spieler im Nachteil befindet, weil ein Feind anwesend ist.
Kommt es zum Kampf gegen einen Feind oder Jötunn, ist der Sieg von vornherein sicher und der Feind wird in seine Welt oder ins Gefängnis zurückgesetzt, lediglich die Schadenshöhe muss festgestellt werden. Die Differenz zwischen Stärke des Feindes und der Anzahl Verteidigungen wird von den Lebenspunkten abgezogen.
Die Angriffsstärke der Feinde ergibt sich aus einem festen Wert oder einer Leiste. Zur Verteidigung wird mit dem Götterwürfel sowie gegebenenfalls mit Wanenwürfeln gewürfelt, wobei Schilde Schaden verteidigen. Zusätzlich können Helden eingesetzt werden, um Schaden direkt zu verhindern, oder Alben, um ein Würfelergebnis anzupassen. Artefakte können zusätzlich schützen.
Hat ein Spieler seinen Zug beendet, deckt der nächste Spieler eine Karte auf und führt seinen Zug durch. Sobald alle Spieler ihre Karte auf dem Rad der Feinde aufgedeckt und ihren Zug ausgeführt haben, beginnt die nächste Runde und jeder Spieler legt wieder eine Karte verdeckt auf das Rad. Es wird so lange gespielt bis entweder Nidhögg das letzte Feld erreicht und die Spieler gewinnen oder es einem Feind gelingt, die Lebenspunkte eines Spielers auf null zu bringen bzw. die Siegbedingung zu erfüllen, wenn eine Bewegung eines Feindes nicht mehr möglich ist, weil bereits die oberste Ebene oder das Ende einer Leiste erreicht ist.
Es gibt drei verschiedene Spiel-Modi. Einen einfachen zum Spieleinstieg, einen anspruchsvolleren schweren Modus und die Kampagne. Die Kampagne führt die Spieler durch sechs Sagen mit jeweils mehreren Kapiteln. Für Niederlagen erhalten die Spieler Erfahrungspunkte, die auf einem Charakterbogen vermerkt werden und gegen Vorteile eingetauscht werden können, um besser für den nächsten Versuch gewappnet zu sein.
Im Ein- oder Zwei-Spieler Modus werden nicht verwendete Götter als „Unterstützungsgötter“ eingesetzt. Von deren Kartenstapel werden Karten in den eigenen eingemischt, wodurch sich Feinde mehrfach im eigenen Stapel befinden. Unterstützungsgötter sind meist nicht aktiv, sie bewegen sich nur, wenn ihre Karte einen Feind aktiviert, können aber Schaden erhalten.
Der Weltenbaum und seine Bewohner
Der 3D-Baum mit drehbarer Ebene sieht umwerfend aus und wirkt gewaltig auf dem Spieltisch. Unser Junior muss sich auf einen Stuhl stellen, um alles sehen zu können.
Auch die Figuren in den Aufstellern überzeugen und zeigen, dass es nicht immer Miniaturen sein müssen. Allerdings wird leider doch hin und wieder versehentlich zu einer falschen Spielfigur gegriffen, denn manche ähneln sich zu sehr in Farbwahl und Größe. Auch eine deutlichere Unterscheidung zu den Feinden wäre hilfreich, denn man achtet eher wenig auf die Halterung des Aufstellers, die zur Unterscheidung bei den Feinden leicht anders geformt ist als bei den Helden.
Es gibt sieben verschiedene Götter zur Auswahl. Deren Tableaus sind leider nur aus dünnem Papier und passen nicht so recht zu dem ansonsten sehr hochwertigen Material. Wir haben unsere daher laminiert.
Neben den Figuren in den Aufstellern tummeln sich noch 44 Holzfiguren auf dem Lebensbaum und es sind 96 Karten im Einsatz.
Das Geschichtsbuch ist Spiral-gebunden und hochwertig.
Die Anleitung könnte unserer Meinung allerdings etwas besser strukturiert sein. Wir mussten zu Beginn doch häufiger etwas hin und her springen. Generell werden im Spiel viele Symbole verwendet, wodurch zwar das Spielmaterial sprach-neutral ist, doch das Geschichtsbuch ist es natürlich nicht.
YGGDRASIL CHRONICLES sieht umwerfend auf dem Spieltisch aus. Der große Baum steht stabil, die mittlere Ebene lässt sich wunderbar drehen, die Illustrationen sind stimmig. Ein großes Lob an die Designer, die uns in eine authentischen Spielwelt der nordischen Mythologie entführen. Zu vielen eher unbekannten Artefakten und Figuren werden im Regelheft sogar interessante Hintergrundinformationen geliefert.
Nach einem recht kurzen Studium der Regeln erlaubt der leichte Einstiegsmodus ein nicht allzu forderndes Kennenlernen dieser Welt. Hier wird leider schnell eine Schwachstelle von YGGDRASIL CHRONICLES offenbart, denn es werden umfangreich Symbole verwendet und diese sind leider nicht intuitiv verständlich. Dies bremst etwas den Spielfluss und wir hätten uns zumindest ausgeschriebene Namen für die Welten gewünscht.
Der schwere Modus ist herausfordernder, aber für erfahrene Spieler auch kaum ein Problem. Zum Glück gibt es da noch die tolle Kampagne, in der wir durch eine spannende Geschichte gelotst werden und wie in einem Geschichtsbuch auf jeder Seite eine neue Überraschung und Aufgabe erleben.
Die Kampagne ist wiederspielbar und die Aufgaben bleiben spannend und herausfordernd, selbst wenn die weitere Geschichte bekannt ist und die eine oder andere Überraschung naturgemäß wegfällt. Wer möchte, kann auch nur eine Sage spielen.
Glück spielt in YGGDRASIL CHRONICLES ganz klar eine Rolle, macht aber auch einen Teil der Spannung aus. Negativ aufgefallen ist uns nur, dass es in der Kampagne vorkommen kann, dass wir uns bis zum Beginn des letzten Teilabschnitts durchgekämpft haben und dann mit etwas Pech mit Aufdecken der nächsten Karte bereits verlieren könnten. Das wäre dann sehr ärgerlich, ist aber bei uns tatsächlich nicht eingetreten. Stattdessen waren wir SEHR gespannt beim Aufdecken der nächsten Karte.
Der Ein- und Zwei-Spieler Modus funktioniert zwar, hat uns aber weniger zugesagt. Da es ohnehin ein kooperatives Spiel ist, empfehlen wir, gemeinsam zusätzliche Helden ganz normal zu steuern.
Das Spielprinzip, „die Welt zu retten“, indem die Feinde ihre Ziele über eine gewisse Zeit nicht erreichen, nutzt sich mit der Zeit etwas ab. Und ja, es gibt Schwächen bei der Spielbarkeit durch den hohen Einsatz an Symbolen. Dennoch holen wir YGGDRASIL CHRONICLES immer wieder gerne aus dem Spielregal. Die Partien verlaufen häufig sehr knapp, sind entsprechend spannend und nur mit intensiver gemeinsamer Planung erfolgreich. Das Spielprinzip ist innovativ und es gibt kaum vergleichbare Spiele. Wir können YGGDRASIL CHRONICLES bedenkenlos empfehlen. Fans der nordischen Mythologie werden ohnehin kaum um dieses Spiel herum kommen.
Bilder vom Spiel
Tags: Action-Selection, Wikinger, 90 Minuten, Storytelling, Kampagne, 1-5 Spieler, Fantasy, Kooperativ