Test | Nukleum
Die Zeiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind im Umbruch. In schattigen Werkstätten, wo Uhrmacherkunst auf Alchemie trifft, erfand Elsa von Frühlingsfeld eine Energiequelle. Das Uran, von ihr liebevoll Sachsenkraft genannt, ist das Herzstück eines sogenannten Nukleums. Diese gewaltigen Kraftwerke führten zu einem bahnbrechenden technologischen Fortschritt dieser Ära. Wie wir hier spielerisch eingreifen können, schauen wir uns jetzt genauer an.
Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!
So funktioniert das Spiel
„Nukleum“ spielt in einem alternativen Sachsen. Ein Kraftwerk, hier Nukleum genannt, erzeugt aus Uran Atomkraft. Wir schlüpfen in die Rolle von Industriellen und versuchen in diesem Steampunk-Setting unsere Fraktion zum Sieg zu führen. Dafür bauen wir Gebäude und versorgen sie mit Energie. In einem Wettkampf mit der Konkurrenz versuchen wir Erfolge zu erzielen, um am Ende des Spiels Meilensteine zu erreichen. Die Vorherrschaft im Netzwerk in Form verschiedener Gebäudetypen und das Bereitstellen von Kohle und Uran ebnen schließlich den Weg zum Sieg.
„Nukleum“ wird fortlaufend reihum gespielt. Es gibt keine speziellen Phasen in den einzelnen Runden. Sind wir am Zug, können wir ein Aktionsplättchen spielen oder nachladen. Wird ein Aktionsplättchen ausgespielt, kann es auf das eigene Tableau oder als Schiene auf das Spielbrett gelegt werden und eine oder beide Aktionen auslösen. Die Aktionsplättchen bieten fünf Hauptaktionen sowie mehrere kleinere Boni wie zum Beispiel Geld.
Die Aktion Urbanisieren erlaubt es uns für Geld, ein städtisches Gebäude in eine Stadt unseres Netzwerks zu bauen. Die Gebäude müssen auf den passenden Symbolen platziert werden. Alternativ können Gebäude auf leeren Feldern gebaut werden, was aber zusätzlich Geld kostet.
Mit der Aktion Industrialisieren können wir Minen und Turbinen auf einem Stadtfeld bauen. Ähnlich wie bei den Gebäuden können diese in beliebiger Reihenfolge platziert werden, solange die Kosten bezahlt werden können. Das Platzieren von Minen fördert Uran, das jederzeit in Arbeiter oder Geld umgewandelt werden kann.
Die Entwickeln-Aktion erlaubt es uns, bis zu zwei neue Plättchen vom Aktionsplättchen-Stapel zu kaufen. Die Aktionsplättchen werden direkt in den Vorrat des Käufers gelegt und können im nächsten Zug eingesetzt werden. Sie haben die gleichen Aktionen wie die Startplättchen, aber zusätzliche Boni. Ist der Aktionsplättchen-Stapel aufgekauft, ist das einer der Auslöser für das Ende des Spiels.
Aufträge ziehen wir mit der Auftrag-Annehmen-Aktion. Der Auftrag wird an das Spielertableau angelegt und der entsprechende Bonus kassiert. Boni können Punkte, Geld und Arbeiter sein. Das Leeren des Stapels mit den Aufträgen ist ebenfalls ein Auslöser für das Spielende. Außerdem gibt es Regierungsverträge, die höhere Anforderungen haben.
Die letzte Aktion ist die Elektrisieren-Aktion, die es ermöglicht, eigene oder neutrale Gebäude mit Hilfe von Kraftwerken zu versorgen. Kohle kann in jedes beliebige Kraftwerk transportiert und verwendet werden, solange es mit einer Eisenbahn verbunden ist. Uran kann nur verwendet werden, wenn es aus der Mine des Besitzers transportiert wird und das Kraftwerk über ein Nukleum verfügt. Die Nutzung der Turbinen einer anderen Person kostet Geld. Das Gebäude, das gerade mit Energie versorgt wird, wird umgedreht und die Person erhält die Boni.
Alternativ zum Legen von Aktionsplättchen kann jeder aufladen. Bei der Aktion Aufladen bekommen wir alle gespielten Aktionsplättchen von unserem Tableau zurück. Außerdem erhalten wir Geld, Arbeitskraft und Siegpunkte entsprechend unserem Fortschritt. Das Spiel wird so lange fortgesetzt, bis zwei Auslöser für das Spielende erfüllt sind. Im Solomodus und im Spiel zu zweit sind es drei Auslöser. Weitere Auslöser sind das Freischalten aller acht Technologien, jeder hat dreimal aufgeladen und das Erreichen von 70 Punkten. Die aktuelle Runde wird zu Ende gespielt und es folgt eine letzte Runde. Anschließend erfolgt die Schlusswertung.
Das Expertenspiel „Nukleum“ ist für mich ein klassisches Zwei-Personen-Spiel. Dabei stört mich weniger, dass es mit mehr Personen unplanbarer wird. Vielmehr ist es die Downtime, die dank vieler Optionen zur bekannten Analyse-Paralyse-Situation führen können. Im Spiel zu zweit kann der eigene Zug vorausgeplant werden und so kommt es kaum zu Downtime.
Das Regelheft ist sehr gut strukturiert, bietet viele Beispiele und einen umfangreichen Anhang. Das Regelwerk dafür wirkt etwas kleinteilig bis aufgeblasen. Das Spiel besitzt somit eine für mich unnötig hohe Einstiegshürde. Neue Spieler und Spielerinnen werden es schwer haben, wenn auch die Spielhilfen gut unterstützen.
Die offene Netzwerkstruktur schafft Raum für viele Optionen. Keiner wird sich aufgrund seiner Startposition benachteiligt fühlen. Letztendlich wird sich aber jeder sagen, dass er vieles anders gespielt hätte. Wenn das mal nicht typisch für ein Effizienzspiel ist. „Nukleum“ wird mit jeder Partie besser und es macht Spaß, die Spielzüge zu optimieren – ergo ist der Wiederspielreiz hoch.
Sehr gut hat mir der Aktions-Mechanismus-Kniff gefallen. Er macht die Aktionsplättchen als Aktion auf dem eigenen Tableau und als Schiene auf dem Spielbrett nutzbar. Das Timing - also wann und wie eine Aktion gemacht wird - ist sehr wichtig und fordert viel Planung. Zum Beispiel kann eine Gleisbau-Aktion die Möglichkeit bieten, sowohl Gleise zu verlegen als auch ein Netzwerk zu erweitern und beide Aktionen des Plättchens durchzuführen. Diese Kombination kann weitere Effekte auslösen, wie das Freischalten einer Technologie, die wiederum eine freie Aktion bringt.
„Nukleum“ bietet sehr viel und gutes Spielmaterial. Der Preis von ca. 70 Euro ist gerechtfertigt. Das Spiel benötigt eine Menge Platz auf dem Tisch mit einem riesigen Spielbrett und Tableaus für alle Mitspielenden. Die Aufbauzeit von „Nukleum“ ist mit ca. 15 Minuten lang. Um die Auf- und Abbauzeiten zu reduzieren, liegt dem Spiel ein Inlay bei, dass selber zusammengebaut werden muss. Die Idee finde ich gut nur die Qualität eher nicht.
Das Spielbrett sieht einfach lieblos aus und wirkt nicht sehr einladend. Gut, es ist sehr funktional, aber ein Preis fürs Artwork wird „Nukleum“ wohl nie erhalten. Das Spielbrett ist zweiseitig mit einer Seite für ein bis zwei Personen und die andere für drei bis vier.
Der Solomodus von Dávid Turczi ist ein eigenständiges Spiel mit eigenem Regelwerk, Kartensatz und einer Engine, die das Verhalten des Bots steuert. Mit dem Automa können auch mehr als zwei Bots gespielt werden. Der Automa ist dabei weniger kompliziert im Bezug auf die Gesamtkomplexität von „Nukleum“. Er zeigt sehr gut auf, wie eine Mehrspielerpartie verlaufen könnte.
Nukleum“ verknüpft bekannte Mechanismen aus Klassikern wie zum Beispiel „Brass“ und „Wasserkraft“. Aber irgendwie fehlt noch das Pünktchen auf dem i, um sich auf eine Ebene mit eben diesen Klassikern zu stellen. Ich möchte euch dennoch empfehlen „Nukleum“ zu spielen.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2-4 Personen, Expertenspiel, Handmanagement