Test | Distilled
Ein guter Whisky braucht Zeit, denn erst dadurch kann er sich voll entfalten und wird wertvoll. Doch kann man sich das immer leisten, so viele Ressourcen in ein Produkt der Zukunft zu stecken, während die Konkurrenz mit ihren schnelleren Drinks den Markt einnimmt und sich eine goldene Nase verdient? In “Distilled“ gehen wir dieser Frage auf den Grund, indem wir uns um unsere eigene Destillerie kümmern. Wer wird die besten Drinks herstellen und wem gelingt es, das meiste Geld einzusacken?
Wir haben "Distilled" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
In “Distilled“ übernimmt die Spielgruppe mehrere Destillerien auf dem Weg die einzig wahren und damit wertvollsten Spirituosen zu erschaffen. Den Kern des Spiels bildet ein Set-Collecting und teilweise auch Drafting-Mechanismus. Die Spielgruppe erwirbt unterschiedliche Rezepte, Fässer, Flaschen zum Abfüllen und natürlich auch die passenden Zutaten für die Spirituosen. Das Ziel ist es durch kluges Management der eigenen Zutaten und Rezepte am Ende des Spiels die meisten Siegpunkte ergattert zu haben.
In jeder der sieben Spielrunden müssen zuerst der Reihe nach die notwendigen Zutaten für das spätere destillieren eingekauft. Jedes Rezept hat dafür teilweise unterschiedliche Voraussetzungen, jedoch gleichen sich einige, was in einer späteren Phase von großer Bedeutung ist. Sind die Zutaten nämlich beisammen oder einfach das Geld leer, geht es ans Eingemachte. Nun werden nämlich ausgewählte Zutaten in den großen Kupferkessel geworfen und kräftig gerührt. Sobald alle Zutatenkarten die in die Destille sollten gut durchgemischt sind, wird die oberste und die unterste Karte aufgedeckt und zurück in den eigenen Vorrat gelegt. Dadurch wird das eigene Destillat aber auch ein wenig dünner, wodurch im schlimmsten Fall das eigene Rezept nicht mehr bedient werden kann.
Die Karten werden aufgedeckt und die übriggebliebenen Zutaten mit den eigenen bekannten Rezepten verglichen. Passt ein Rezept zu den verbliebenden Zutaten und den verfügbaren Fässern, kann der Drink hergestellt werden. Ist es ein Drink der zunächst einmal eingelagert werden muss, kommt dieser in den Keller zur Reifung. Kann die Reifung aber übersprungen werden, geht es direkt in die Abfüllung. Dazu wählt man eine passende Flasche und gibt diese dann in den Verkauf, was wieder Geld und Siegpunkte einbringt.
Die eingelagerten Spirituosen können mehrere Runden eingelagert bleiben und erhalten am Ende jeder Runde eine Aromakarte, was den Siegpunkt- und Geldwert des Drinks steigert. Dadurch kommt zwar nicht sofort Geld in die Kasse, aber später kann dafür einiges mehr eingenommen werden.
Ist der letzte Spielzug durchgelaufen endet das Spiel und alle vergleichen welche geheimen Ziele sie erfüllt, Flaschensets sie verkauft und Siegpunkte sie während des Spiels gesammelt haben. Die Person mit den meisten Siegpunkten gewinnt.
“Distilled“ traf bei mir direkt einen Nerv. Zwar trinke ich selbst so gut wie keinen Alkohol, gegen einen guten Schluck Whisky sag ich ab und an aber auch nicht nein. “Distilled“ ließ mich selbst Teil am Prozess der Herstellung haben und brachte mich in die Lage wirklich lange darüber zu überlegen ob ich eher auf das Einlagern oder das schnelle Geld aus sein sollte. Die Spielgruppe läuft hier nämlich immer auf diesem schmalen Grat zwischen diesen beiden Optionen und muss immer wieder abwiegen, was hier genau der richtige Spielzug wäre. Besonders Strategen wird gefallen, dass die eigenen Entscheidungen einen großen Einfluss aufs Spielgeschehen haben. So ist Planung alles, da das Geld ein zentraler Knackpunkt des Spiels ist.
Gibt man zu viel Geld aus und plant zu schnell zu viel, verlangsamt man das eigene Spiel immens. Zwar bringen teurere Rezepte meist mehr Siegpunkt, jedoch müssen die gerne mal eingelagert werden und im Bestfall über mehrere Runden eingelagert sein, bevor sich ein Verkauf erst richtig lohnt. “Distilled“ verlangt von den Spielgruppen ein stetiges Anpassen an neue Situationen, damit dieser Spagat nicht allzu weh tut.
Die größte Gefahrenstelle des Spiels ist das Destillieren der Drinks. So können Personen auf ein bestimmtes Rezept hinarbeiten, aber durch das zufällige herausziehen von zwei Zutaten kann schnell alles in die Hose gehen. Falls der Rest nämlich nicht mehr für das gewünschte Ergebnis reicht, kann ein ganzer Spielzug nahezu kaputt gemacht werden. Da hier doch einiges an Glück mitspielt, kann das frustrierend sein. Natürlich kann man hier etwas entgegensteuern, da einfach mehr Zutaten beigefügt werden können, was aber einiges an Geld und wiederrum bis zu einem gewissen Grad Glück für die offene Auslage bedarf.
Gut ist hier, dass zumindest in jedem Fall ein Drink hergestellt werden kann, da Vodka und Moonshine im Notfall immer zur Verfügung stehen. Passiert das aber allzu häufig, kann der Spielspaß schnell getrübt werden. Uns ist das bei unseren Spielrunden zum Glück nicht passiert, jedoch spielten wir auch sehr vorsichtig und planten so gut es ging.
Zum Balancing ließ sich in unserem Testzeitraum noch nichts zu 100% sagen, da “Distilled“ wirklich viele mögliche Kombinationen und Strategien zulässt, jedoch zeigte sich bei unseren Spielrunden keine Strategie bislang zu sehr im Vorteil. Während mir meine Frau mit ihrer „Schnellverkauf“-Taktik mit teilweise 50 Punkte Vorsprung wegrannte, holte ich sie mit meinen wertvollen Whiskyfässern bei Spielende doch noch ein, was uns sehr überraschte. Also nicht den Mut verlieren und an das Herz des Whiskys glauben.
Unterm Strich bietet “Distilled“ viel für Fans von Spirituosen (besonders durch einige interessante Informationen aus der realen Welt der Destillerien, die überall eingestreut werden), geht mit seinem Tiefgang aber auch weit darüber hinaus. Hier können auch vollkommene Nichtalkoholiker auf ihre Kosten kommen, solange es nicht zu persönlich genommen wird, wenn mal ein Drink in die Hose geht.
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