Test | Erde - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
“Erde“ hat besonders durch seine Tischpräsenz innerhalb der letzten Wochen in der Community und auf bekannten Brettspiel-Seiten für einen gewissen Hype gesorgt und das nicht ganz unbegründet. “Erde“ sieht auf dem Spieltisch fantastisch aus und macht mit dem Spielmaterial unserem Planeten alle Ehre. Das Spiel verzichtet weitgehend auf Kunststoffteile und setzt viel auf bemaltes oder bedrucktes Holz, was besonders bei den kleinen „Bäumen“ gut zur Geltung kommt. Die werden nämlich gebraucht, um das Wachstum verschiedener Pflanzen anzuzeigen und sind damit meist über das gesamte Raster verstreut. Zusätzlich bieten sie mehr als „nur Optik“, da sie schnell auf einen Blick anzeigen, wie viele Punkte welche Person durch das eigene Pflanzenwachstum einstreichen wird.
Besonders stark macht “Erde“ die vielen möglichen Kombinationen im Spiel. Durch die 360 Karten verfolgt “Erde“ einen ähnlichen Ansatz wie zuvor „Terraforming Mars“. Alle Karten sind einzigartig und ermöglichen immer wieder neue Möglichkeiten Siegpunkte zu sammeln und das eigene Raster aufzubauen. Auch der Aufbau der Spielzüge an sich hat uns gefallen. Natürlich ist “Erde“ ein recht solitäres Spiel, aber durch die permanente Möglichkeit am Spielzug teilzuhaben kommt keine Langeweile auf. Während meiner Spielrunde hatte ich zudem stetig den Drang auch auf meine Spielgruppe zu achten, um nicht versehentlich eine Aktion zu wählen, die den Anderen grade mehr nützt als mir oder um einen Überblick über ihre Strategien zu erhalten. Spielgruppen, die weniger von solitären Spielmechaniken angetan sind, werden sich hier aber wohl trotzdem schwer mit der Kernmechanik anfreunden können. Als Bonuspunkt fand ich als Pädagoge natürlich auch die kleinen Informationen zu den unterschiedlichen Pflanzen auf den Spielkarten super! Hier wurde kein Potential verschwendet!
Gestört hat uns tatsächlich, dass “Erde“, obwohl es auf Strategie setzt, in der Kartenverteilung eher auf Zufall setzt. Es gibt keine offene Auslage oder eine tiefgehende Kontrolle darüber, welche Handkarten eine Person bekommt, bis auf, dass sie zwei Karten zieht und eine davon ablegt. Ob diese beiden Karten der eigenen Strategie aber helfen oder nicht, ist entweder einem sehr guten planerischen Geschick oder dem Zufall überlassen. So passte ich meine Strategie schnell an, damit ich extrem viele Karten ziehen konnte (ohne ein Handkartenlimit im Spiel problemlos möglich) und fühlte mich wie im Süßigkeitenladen, während meinem Gegner die Karten ausgingen. Hier wäre eine offene Auslage (die theoretisch auch mit Hausregeln einführbar wäre) definitiv die bessere Wahl gewesen.
Unterm Strich ist “Erde“ ein sehr schönes und abwechslungsreiches Spiel, dass mit guten und interessanten Mechaniken daherkommt. Von der Komplexität her würden wir es schwieriger als „Flügelschlag“ aber simpler als „Arche Nova“ einschätzen, an die uns die Mechaniken von “Erde“ an einigen Stellen erinnerten. Wer sich also auf ein solides und solitäres Kennerspiel freut, wäre hier gut bedient. Spielgruppen mit dem Drang nach großer Spielinteraktion oder die auf der Suche nach einem Konkurrenten für Arche Nova im Regal sind, wären hier vermutlich enttäuscht.
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