Test | Embarcadero - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
„Embarcadero“ hat uns definitiv von Anfang an neugierig gemacht. Wir hatten von diesem realen geschichtlichen Ort noch nie gehört und waren daher gespannt, was dieses „Embarcadero“ ist, wie es entstanden ist und vor allem wie dieses Thema auf dem Brett umgesetzt wird?
Die Anleitung ist gut strukturiert und lässt keine Fragen offen. Wir hätten uns jedoch mehr konkrete Beispiele und Bilder gewünscht, da wir so in den ersten Partien immer wieder zum Regelheft greifen mussten und dies den Spielfluss sehr gestört hat. Größtes Manko der Anleitung ist für uns die Symbolzusammenfassung auf der letzten Seite. Hier tauchen plötzlich Symbole auf, die in der Anleitung sonst nicht zu finden sind. Das kennen wir aus anderen Regelwerken besser. Die Illustrationen sind schlicht, geben „Embarcadero“ jedoch ein gewisses Flair. Leider hat uns das Design der Spielkarten etwas enttäuscht. So sind die Illustrationen je Gebäudekategorie identisch, so sehen bspw. das Opernhaus und der Park gleich aus. Auch ist die Gebäudegröße nur klein auf den Karten aufgedruckt. Personen mit einer Sehschwäche könnten sich hier schwertun.
Besonders gut hat uns der Kartenmechanismus gefallen, den wir so bisher noch nicht gesehen haben. Eine Karte auszuspielen, eine Karte kaufen zu müssen und eine unserer Handkarten für die nächste Runde beiseitezulegen hat einen tollen Kniff ins Spiel gebracht. Die nötige Vorausplanung ist knifflig und hat uns in einer Partie sehr viele spannende Entscheidungen und vielfältige strategische Möglichkeiten geboten. So kann man sich bereits in der ersten Runde eine starke Karte sichern, die man aber erst in der letzten Runde ausspielen möchte. So hat man in den folgenden Runde Zeit nötige Voraussetzungen zu schaffen und die Ausbeute der Punkte zu erhöhen.
Weniger gefallen hat uns in dem Kontext der Glücksfaktor. Im Spiel habe ich die Möglichkeit Wahrzeichen durch Fortschritte auf der Politikleiste freizuschalten, die mir verschiedene Boni bringen können. Hierfür muss ich jedoch genug bzw. die richtigen Ressourcen besitzen, um die Karte bauen zu können. Habe ich diese nicht, steht die Karte allen anderen am Tisch zum Bau zur Verfügung und jemand anderes kann von dem Boni profitieren. Dies wäre grundsätzlich kein Problem, aber die Karte wird von einem verdeckten Stapel gezogen und ein Vorausplanen der nötigen Rohstoffe ist unmöglich. Hier wäre es besser gewesen eine offene Auslage dieser Karten zur Verfügung zu stellen um entsprechend planen zu können. Diese Boni waren zwar nicht zwangsläufig spielentscheidend, haben aber definitiv großen Einfluss auf die Siegpunkte gehabt. Zusätzlich haben sie den entscheidenden Vorteil nicht nur einmal in einer Runde bauen zu können, da die Wahrzeichen zusätzlich zu einem normalen Kauf genommen und ausgespielt werden können. Neben den offensichtlichen Problemen passt die Art wie diese Karten ins Spiel kommen überhaupt nicht zum Rest des sonst sehr strategischen und planbaren Spiels.
Während unsere Partien zu viert gut funktioniert haben, hat in den Partien zu zweit eher Langeweile geherrscht. Es gab kaum Interaktion untereinander, da das Spielbrett groß genug war, um sich nicht in die Quere zu kommen, auch war die Auswahl an Gebäuden und Schiffen groß genug, sodass wir uns nicht sonderlich geärgert haben, wenn uns die Wunschkarte vor der Nase weggeschnappt wurde. Auch der Politik-Track hatte zu zweit eine eher unbedeutende Rolle. Wir können daher „Embarcadero“ erst ab drei Personen empfehlen, da hier die Spielerinteraktion deutlich zunimmt. Diese hat uns mit drei oder vier Personen aber wirklich sehr gut gefallen. Die offene Auslage zum Kauf der Karten lässt uns immer wieder schauen, ob es möglich ist wichtige Karten für andere Personen am Tisch wegzukaufen oder selbst darum zu bangen, ob eine Karte noch bei mir ankommt. Auch das Bauen der Schiffe und Gebäude hat genau den richtigen Grad an Interaktion für die Komplexität des Spiels. Ich kann gerade am Anfang die Pläne der anderen stören und wichtiges Baugebiert mit meinen Schiffen und Strukturen verbauen. Es wird aber niemals so unfair, dass ich ein bereits beanspruchtes Gebiet einer anderen Person einnehmen oder überbauen kann.
Mit steigender Personenzahl, steigt jedoch auch die Downtime und die Spieldauer. Beides ist bereits zu zweit recht hoch und stieg zu viert exponentiell. Nachdem alle am Tisch mit den Regeln weitestgehend vertraut waren, sind wir dazu übergegangen möglichst viel gleichzeitig abzuhandeln, bzw. den eigenen Zug bereits zu starten, während sich die Person, die vorher am Zug war, noch Gedanken gemacht hat welche Karte sie kaufen und vor sich ablegen möchte. Dies hat Abhilfe geschaffen, trotzdem waren sich alle am Tisch einig, dass „Embarcadero“ eine etwas zu hohe Spieldauer und Downtime hat.
Wir mögen Spiele, bei denen am Ende der Partie sichtbar ist, was alles passiert ist, da sich das Spielfeld verändert hat, wie z. B. bei „Takenoko“. Hier konnte das Spiel voll bei uns Punkten, denn am Ende einer Partie „Embarcadero“ können wir unser Hafenviertel in voller Pracht begutachten. Allerdings nur, wenn wir auf der richtigen Seite des Spielbretts sitzen. Um einen guten Überblick über unsere Bauten und die der Gegner zu behalten, müssen wir unter Umständen immer mal wieder aufstehen. Hierbei ist Vorsicht geboten. Stößt man zu sehr an den Tisch, kann unsere Hafenstadt zusammenfallen, da die einzelnen Strukturen in der Höhe sehr wackelig werden.
Alles in allem ist „Embarcadero“ ein gutes Expertenspiel mit einem spannenden Kartenmechanismus und schöner Spielerinteraktion. Ob das Spiel zu einem Dauerbrenner auf unserem Tisch werden kann muss sich noch zeigen. Fans von Experten- und Planungsspielen, die auf ein besonderes Thema und angenehme Spielerinteraktion Wert legen, werden mit „Embarcadero“ aber definitiv ihre Freude haben.
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Bilder zum Spiel
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