Test | The Arctic
Brettspiele haben gegenüber digitalen Spielen einen großen Nachteil: Hat man eine Idee für eine Erweiterung oder möchte ein kleines Spiel veröffentlichen, ist das meist mit einigen Schwierigkeiten verbunden. „The Arctic“ vereint beide dieser Punkte: Erweiterung und kleines Spiel. Dadurch entstand ein Minispiel, das zugleich Elemente beinhaltet, die als Erweiterung für ein größeres Spiel genutzt werden können.
Ursprünglich nur als Beigabe des Kickstarters „Aqua Garden“ gestartet, ist „The Arctic“ nun auch als Standalone-Spiel im Onlineshop des Verlags erhältlich. Wie gut funktioniert diese Kombination und ist es damit mehr als nur ein Werbegag?
Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss!
Darum geht es im Spiel
In „The Arctic“ übernehmen zwei Personen jeweils die Rollen von zwei Fraktionen. Die eine Fraktion besteht aus vier Eisbären, die andere aus insgesamt 8 Pinguinen. Spielziel dieses abstrakten Strategiespiels ist es, die gegnerische Fraktion komplett auszuschalten oder eine eigene Spielfigur an den Spielfeldrand des Gegners zu führen!
Eine zentrale Rolle spielen dabei Bewegungskarten, die vor jeder Partie zufällig ausgeteilt und von jeder Person individuell gewählt werden können. Da die Pinguinfraktion mehr Spielfiguren besitzt als die andere Fraktion, erhält diese nur insgesamt vier Bewegungskarten, während die Eisbären über insgesamt sieben Bewegungskarten verfügen. Auf jeder Karte ist entweder eine Bewegungsaktion oder eine Spezialaktion abgebildet, die zu bestimmten Zeitpunkten während der Partie aktiviert werden können.
Bewegungsaktionen geben vor, wie genau die eigene Spielfigur bewegt werden kann. So ist die Standardbewegung nur ein einfacher Schritt in eine beliebige Richtung, während Sprünge oder spezielle Rennbewegungen mehrere Felder auf einmal durchqueren können. Betritt eine eigene Spielfigur das Feld einer gegnerischen Figur wird diese (genauso wie bei „Schach“) vom Spielfeld entfernt und gilt als besiegt.
Wurde am Ende eines Spielzuges (also am Ende der einen durchführbaren Aktion) die letzte Spielfigur einer Fraktion entfernt oder der gegnerische Spielfeldrand erreicht, endet das Spiel sofort.
„The Arctic“ ist ein kleines Minispiel. Die auf der Schachtel angegebenen 30 Minuten Spielzeit kommen dabei nur zustande, wenn Personen gegeneinander antreten, die jeden Zug mehrfach durchdenken. In der Regel kamen wir jedoch auf ca. 5-10 Minuten pro Partie inklusive Auf- und Abbau. Für seine kompakte Art liefert „The Arctic“ jedoch ein interessantes Spielgefühl, das an andere abstrakte Klassiker wie „Schach“ oder „Dame“ erinnert. Eher problematisch fanden wir, dass die Stärke der Karten durchaus unterschiedlich ausfällt und Personen einen großen Vorteil haben, wenn sie durch Zufall eine bestimmte Kombination an Bewegungskarten erhalten. Dadurch kann es sehr schnell passieren, dass eine der beiden Siegbedingungen in nur wenigen Zügen erreicht wird, ohne dass die andere Person etwas dagegen machen kann. Auf uns wirkte das insgesamt etwas unausgereift.
Die große Frage, die uns jedoch beschäftigt hat, ist, warum dieses Minispiel mit einer solchen Thematik verbunden wurde. Die Thematik an sich und somit auch beinahe das komplette Spielmaterial (bis auf das Spielfeld und die Karten) inklusive gesonderten Karten, sind für das Spiel „Aqua Garden“ gedacht. Das gesamte Spielprinzip wurde merklich auch nicht dafür entwickelt, dass Baby-Pinguine gegen Eisbären kämpfen und diese ausschalten müssen. In der Natur treffen Pinguine und Eisbären niemals aufeinander. Absolut niemals! Die Lebensräume sind so weit voneinander entfernt, dass sie eine komplette Weltreise machen müssten, damit das hier dargestelltes Szenario irgendwie auch nur ansatzweise funktionieren könnte.
Hier wurden sich also Gedanken gemacht, wie die absolut großartigen Eisbär- und Pinguinfiguren sinnvoll für das Spiel „Aqua Garden“ vermarktet werden können, ohne sie als Bonuspack oder Promopack zu verkaufen. Funktioniert hat das unserer Meinung absolut nicht, da vielmehr ein kleines abstraktes Spiel komplett in die Absurdität geführt wurde. Als Beigabe des Kickstarters mag das vielleicht sogar nützlich gewesen sein, ein alleinstehendes Brettspiel ist das hier jedoch nicht. Für große Fans von abstrakten Spielen könnte vielleicht interessant sein, die Spielfelder, Karten und Regeln zu erwerben, um die Spielfiguren mit beliebigen Meeplen zu ersetzen. Alle anderen würden aber wohl wenig Liebe in der eisigen Tundra der Arktis spüren.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2 Personen, Familienspiel, Abstrakt