Test | CRYPTID - Fazit + Wertung von Philipp
Deduktions- oder allgemein Rätselspiele haben einen ganz besonderen Platz in meinem Spielerherz. Egal ob als Detektivspiel wie SHERLOCK HOLMES: BERATENDER DETEKTIV oder DETECTIVE oder als Logikpuzzle wie beispielsweise ALCHEMISTEN, solche Spiele liegen mir. Leider ist damit häufig verbunden, dass man als Spieler mit einem Hang zur Kombinationsgabe einen ziemlichen Vorteil in solchen Spielen genießt. Das führt dazu, dass bei uns eher kooperative Deduktionsspiele auf den Tisch kommen oder solche, die eher asynchron funktionieren wie CITY OF ANGELS oder eine spannende Geschichte erzählen wollen.
Bei CRYPTID war das zu Beginn ähnlich, denn wer schnell die einzelnen Puzzleteile zusammenfügt und nach dem Ausschlussprinzip die einzelnen Hinweisarten aussiebt, gewinnt meist schon nach wenigen Runden. Im normalen Schwierigkeitsgrad wird das besonders deutlich. Der fortgeschrittene Modus stellt dann schon ein deutlich komplexeres Puzzle dar, denn nun gibt es auch negative Hinweise wie „Das Habitat ist nicht im Radius von 2 Feldern um X“, was die Suche deutlich komplexer und herausfordernder macht. Gerade hier wird deutlich, wer wie schnell solche Faktoren miteinander kombinieren kann.
Allerdings schafft CRYPTID es sich nach einigen Partien auch Spielenden, die sonst eher Probleme mit solchen komplexen Deduktions-Ketten haben, zu öffnen. Zwar kam mir der fortgeschrittene Modus anfangs wie das eigentliche Spiel vor, wohingegen der normale wie eine halbfertige Version wirkte, bei der die Hälfte fehlte. Aber mit der Zeit drehte sich das Bild. Denn durch geschicktes Platzieren der eigenen Marker und gezieltes Befragen der Person mit dem vermeintlichen Vorteil, werden auch Partien mit den einfacheren Regeln länger und spannender. Deswegen würde ich stets empfehlen mit Neulingen einige Runden mit den einfachen Regeln zu spielen, bis alle die normalen Hinweise verinnerlicht haben.
Anfangs stolperte ich durchaus über die etwas seltsam strukturierte und bild- sowie beispielkarge Anleitung. Auch der beißende Geruch, der auch nach mehreren Partien und einige Wochen nach dem ersten Öffnen der Spielbox noch immer nicht ganz verflogen ist, dämpft die Begeisterung ein wenig. Aber trotzdem weiß CRYPTID mich immer mehr und mehr in seinen Bann zu ziehen.
Das liegt vor allem an der spannenden Deduktion, die sehr viel Kombinationsgabe erfordert (vor allem im fortgeschrittenen Modus) und dem schier endlosen Wiederspielwert. Die Menge an verschiedenen Aufbauszenarien ist geradezu immens (54 Karten mit verschiedenem Aufbau) und selbst wenn man eins der Szenarien doppelt oder gar dreifach spielt, kann ich mir nicht vorstellen, dass irgendjemand sich an die Lösung erinnern kann. Ebenfalls sammelt das Spiel durch seine hohe Interaktion zwischen den Spielenden Pluspunkte, denn jeder der Kryptozoologen ist vollständig angewiesen auf die Informationen der anderen. So sind die Züge der Mitspielenden genau so interessant wie der eigene.
Insgesamt bleibt CRYPTID zwar ein eher unscheinbarer Fisch im großen Teich der Deduktionsspiele, der weder mit pittoresken Illustrationen noch mit außergewöhnlichen Komponenten glänzt, sich aber dennoch durch seine spannende Interaktion und gute Zugänglichkeit auszeichnet. Zwar benötigt es ein paar Partien, bis diese Zugänglichkeit sichtbar wird, aber es lohnt sich. Denn am Ende wartet ein wahres Prachtexemplar.
Tags: 3-5 Personen, 30-50 Minuten, Deduktion, Puzzle