TEST // NIGHT OF THE LIVING DEAD – EIN ZOMBICIDE-SPIEL

TEST // NIGHT OF THE LIVING DEAD – EIN ZOMBICIDE-SPIEL - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

Damit eines gleich von vornherein klar ist, NIGHT OF THE LIVING DEAD (im Deutschen als NACHT DER LEBENDEN TOTEN bekannt) ist für mich ein Meilenstein der Filmgeschichte. Er begründete das Horror-Subgenre des Zombie-Films und machte den Start der Trilogie DAWN OF THE DEAD (im Deutschen besser bekannt als ZOMBIE) überhaupt erst möglich. Ich könnte stundenlang über den Film und seine Bedeutung philosophieren, z.B. warum in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts ein Copyright im Filmtitel so wichtig war oder wie ein Schwarzer als Held vom Publikum angenommen wurde. Aber hier geht es nicht um den Film, hier geht es um das Brettspiel von CMON, das mit dem Zusatz „Ein ZOMBICIDE-Spiel“ veröffentlicht wurde. Kann es dem Film gerecht werden oder ist es am Ende allein pures Marketing, den Kulttitel auf das Cover zu packen?

Optisch schafft es das Spiel wunderbar, die Stimmung des Films einzufangen. Die Illustrationen von Karl Kopinski, der u.a. für MAGIC, THE GATHERING fantastische Zeichnungen angerfertigt hat, schaffen es, in Grautönen die bedrohliche Stimmung und die Gefahr, die von den Ghulen ausgeht, einzufangen. Richtig gelesen – Ghule! In NACHT DER LEBENDEN TOTEN gab es den Begriff Zombie noch nicht, dieser wurde erst mit DAWN OF THE DEAD als Standard für die lebenden Toten eingeführt. Die Anleitung ist voll von Zitaten aus dem Film und die Missionen halten sich zu Beginn eng an die Handlung des Films. Bei der Umsetzung haben sich die Autoren sichtlich Mühe gegeben, nah an der Vorlage zu bleiben, was ihnen eindrucksvoll gelungen ist.

Aber kommen wir zum Kernelement eines Brettspiels – der Mechanik. Hier greifen weitgehend die bekannten Elemente der ZOMBICIDE-Reihe, teils werden diese allerdings vereinfacht, teils um kleinere Neuerungen erweitert. Eine große Auswirkung hat der Wechsel von ROMERO- zu ZOMBICIDE-Modus, weswegen bei uns in der ersten Runde die Winchester der Startausrüstung durch die Reihen der Überlebenden getauscht wurde, bis alle im ZOMBICIDE-Modus waren. Dadurch war das Erreichen des ZOMBICIDE-Modus eine ziemlich unspektakuläre, repetitive Aktion, in deren Anschluss das weitere Ausrüsten anstand. Das Haus wurde solange durchsucht, bis alle Überlebenden ihre Wunschausrüstung zusammen hatten. Wirklich jedes Mal, bei jeder Mission. Durch die kleinen Ausrüstungsstapel war dies von überschaubarem Aufwand, der Spielwert war allerdings eher mau.

Der Schwierigkeitsgrad des Spiels stellt für Kenner der ZOMBICIDE-Reihe keine allzu große Herausforderung dar. Wir haben längere Zeit im normalen Modus gespielt und dabei so gut wie nie Schaden genommen. Wer die ZOMBICIDE-Reihe nicht kennt, wird durch die seichte Schwierigkeitskurve gut durchs Spiel kommen, was sicherlich auch im Fokus der Entwickler gestanden haben dürfte. Durch die Verknüpfung mit dem Film-Franchise dürften auch neue Spielerinnen und Spieler auf die ZOMBICIDE-Reihe aufmerksam gemacht werden. Wer diese bereits bestens kennt, sollte unbedingt die in Kapitel 14 beschriebene Schwierigkeitsanpassung durchführen und alle leichten Karten aussortieren. Das Spiel ist dadurch nicht übermäßig hart, fordert aber durchaus zu etwas mehr Planung auf. Wer in gewohnter Manier, vor allem bei den höheren Missionen, gefordert werden will, sollte Hausregeln einführen, wie etwa das aus den Spielen der regulären Serie bekannte Auslegen von Lärmplättchen.

Wer bis hierhin den Eindruck bekommen haben sollte, dass mir das Spiel keinen Spaß gemacht hat, irrt sich. Denn ich hatte großen Spaß mit dem Spiel und habe die 10 Missionen an 3 Tagen durchgespielt. Seine große Stärke spielt NIGHT OF THE LIVING DEAD – EIN ZOMBICIDE-SPIEL bei der Erzählung der Geschichte aus. Was bei bisherigen ZOMBICIDE-Spielen eher eine untergeordnete Rolle spielte, nämlich das Erzählen einer durchgängigen Geschichte, steht hier deutlich mehr im Fokus. Die Missionen richten sich am Geschehen des Films aus, weswegen ich empfehle, sich den Film vor dem Spielen (noch) einmal anzusehen. Auch bei späteren Missionen, die sich nur noch an den Film anlehnen und die Geschichte nach Motiven der Filmhandlung fortführen, bleibt die Grundstimmung erhalten. An der Stelle, an der sich andere ZOMBICIDE-Spiele wenig immersiv darstellen und vor allem eine Materialschlacht bieten, bietet NIGHT OF THE LIVING DEAD eine ganze Reihe feinerer Nuancen. Diesmal geht es nicht nur um immer mehr von allem, sondern darum, zu überleben. Es fühlt sich wie ein Wechsel vom brachialen Michael-Bay-Blockbuster zum bestens orchestrierten Suspense-Thriller eines David Finchers an.

Also ja, NIGHT OF THE LIVING DEAD – EIN ZOMBICIDE-SPIEL hat seine Macken, vor allem hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades, und dürfte manch einen Brettspielkenner unterfordern. Wer die ZOMBICIDE-Reihe mag, wird das Spiel auf Grund der einfacheren Mechanik nicht zwangsläufig mögen. Die Neuerungen und ggf. die eine oder andere Hausregel können aber dafür sorgen, dass alles ein Stück weit wie die anderen Titel der Serie wirkt. Mir persönlich hat es schon gereicht, die leichteren Brut-Karten auszusortieren, um großen Spaß beim Spielen zu haben, allein weil die Stimmung des Films wunderbar eingefangen wurde. Freunde des George-A.-Romero-Klassikers werden sicherlich ihren Spaß an dem Spiel haben. NIGHT OF THE LIVING DEAD – EIN ZOMBICIDE-SPIEL ist sicherlich keine Neuerfindung der Reihe, bietet für mich aber einen sehr erfrischenden Fokus-Wechsel, der einen dauerhaften Platz in meinem Spieleregal einbringt. Wenn jetzt doch auch noch DAWN OF THE DEAD – EIN ZOMBICIDE-SPIEL erscheinen würde… Allerdings dürfte hier der Kampf um die Rechte härter als jede Eindämmung einer Zombie-Brut sein. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

 

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Tags: 1-6 Spieler, Solospiel, Zombicide, Zombies, Miniaturen

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