TEST // ATTACK ON TITAN

TEST // ATTACK ON TITAN

Die Titanen, riesige und geheimnisvolle Wesen, bedrohen den letzten Rest der Menschheit. Diese lebte in den letzten 107 Jahre in relativem Frieden vor diesen Kreaturen hinter gewaltigen Schutzmauern. Doch in letzter Zeit häufen sich Angriffe von außergewöhnlich intelligenten und großen Titanen. Diese haben die Macht, das schützende Mauerwerk zum Bröckeln zu bringen. Ihr seid die letzte Hoffnung im verzweifelten Kampf gegen diese scheinbar übermächtigen Gegner. Jeder von euch übernimmt die Rolle eines Kämpfers oder einer Kämpferin aus dem sogenannten Aufklärungstrupp und stellt euch tapfer der Gefahr durch die Kolosse. Nur gemeinsam sind die Titanen zu bezwingen. Könnt ihr zusammen die letzten Menschen dieser Welt retten? Ob die Umsetzung der sehr gelungenen Anime-Serie ATTACK ON TITAN auch als Deck-Builder Spaß bereitet, erfahrt ihr in diesem Test.

 

infos zum spiel

Wir haben ATTACK ON TITAN selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

Angriff ist die beste Verteidigung

 

ATTACK ON TITAN ist ein voll-kooperatives Deckbau-Spiel für 1-5 Spieler. Ziel ist es, gemeinsam alle vier sogenannten Archenemy-Titanen zur Strecke zu bringen. Dabei müssen die Spieler darauf achten, dass nicht alle Mauern zerstört werden, der Hauptkartenstapel nicht zur Neige geht und nicht zu viele Helden sterben. Sollte eins davon passieren, geht das Spiel verloren.

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Zur Vorbereitung nimmt sich jeder Spieler ein aus zehn Karten bestehendes Starterdeck. In diesem Deck sind zunächst nur schwache Basisaktionen enthalten, es kann aber, wie üblich bei Deckbau-Spielen, im Spielverlauf nach und nach verbessert werden.

Danach wird ein Hauptdeck, wie in der Anleitung beschrieben, zusammengestellt. Dieses besteht aus nützlichen Ausrüstungs- und Verbündeten-Karten, aber auch aus Standard- und vier zufällig gezogenen Archenemy-Titanen.

Nun muss noch die “Town” gebaut werden. Dazu werden die fünf Mauerplättchen in eine Reihe gelegt und mit Schilden, quasi den Lebenspunkten der Mauer, versehen. Jedes dieser Mauerplättchen stellt einen Distrikt der letzten Bastion der Menschheit dar. Distrikte haben je einen Innenbereich, in dem Verbündete und Ausrüstungsgegenstände für das eigene Deck zu finden sind, und einen Außenbereich, aus dem die angreifenden Titanen die Mauer attackieren. Das Hauptdeck wird rechts daneben platziert und von nun an “Castle” genannt. Links neben der Stadt werden die Kartenstapel mit Wunden-, “3D-Gear-Ausrüstungs-” und den “Titan on Attack”-Karten aneinandergereiht.

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In jeden Distrikt wird nun eine Karte des Hauptdecks gelegt. Wird dabei ein Titan gezogen, wird dieser aus dem Spiel entfernt.

Anschließend beginnt das eigentliche Spiel.

Zu Beginn jeder Runde werden so viele Karten von der “Castle” aufgedeckt, wie Spieler am Spiel teilnehmen. So werden in einem Drei-Spieler-Spiel zu Beginn jeder Runde drei Karten gezogen. Nach jeder gezogenen Karte wird verglichen, in welchem Innendistrikt derzeit die wenigsten Karten ausliegen, denn ihren Platz findet die Karte dann im kartenärmsten Innendistrikt. Sollte ein Gleichstand herrschen, wird die Karte in dem Distrikt platziert, der am weitesten von der “Castle” entfernt ist. Wird eine Titanen-Karte gezogen, landet diese nach den gleichen Regeln im jeweiligen Außendistrikt. Manche Titanen haben einen sogenannten “Ambush-Effekt”. Dieser Effekt, der immer ein Negativ-Ereignis für die Spieler auslöst, wird sofort nach dem Ausspielen der Karte abgehandelt.

Nun müssen die Spieler gemeinschaftlich entscheiden, wer in dieser Runde den Startspielermarker erhält. Danach handeln alle, beginnend mit dem Startspieler, ihre Züge nacheinander ab. Ist die Spielfigur des aktiven Spielers nicht auf dem Spielfeld, darf er diese auf einen Innendistrikt nach Wahl platzieren. Im Anschluss darf er beliebig viele seiner fünf Handkarten ausspielen. Je nach Kartentext generiert das “Power”, “Move” und besondere Effekte, wie z.B. Heilung von Wunden. Mit Power können neue Karten zur Deckverbesserung gekauft werden, wenn sich der aktive Spieler im selben Innendistrikt wie die gewünschte Karte befindet. Die gekaufte Karte wird auf dem persönlichen Ablagestapel platziert. Außerdem kann ein Titan mit diesen Powerpunkten attackiert werden, wenn dieser sich auf demselben Feld wie die eigene Spielfigur befindet.

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Jeder Titan hat einen Verteidigungswert. Dieser gibt an, wie viele Powerpunkte ausgegeben werden müssen, um den Titan auszuschalten und somit aus dem Spiel zu nehmen. Die Standard-Titanen haben einen Verteidigungswert von fünf oder weniger. Die vier Archenemy-Titanen machen es den Spielern deutlich schwerer. Zuerst müssen die “Hitpoints” eines solchen Titans auf null heruntergesetzt werden, bevor dieser endgültig ausgeschaltet werden kann. Zu allem Übel muss bei einem versuchten Todesstoß noch zusätzlich eine “Titan on Attack”-Karte gezogen werden. Diese Karten machen die Archenemy-Kämpfe sehr unvorhersehbar, da sie dem Titanen fiese Sonderfähigkeiten, zusätzliche Verteidigungspunkte oder gar beides verleihen.

Nicht wenige Titanen haben “Titan-Ongoing-Effekte”. Diese sorgen für andauernde Einschränkung oder zusätzliche Bedrohungen für Spieler und Mauer. Im Gegensatz zu den einmaligen Ambush-Effekten, halten die Ongoing-Effekte an, solange der entsprechende Titan nicht besiegt wurde.

Zurück zum Spielerzug. Wird durch das Ausspielen von Karten “Move” generiert, kann sich der Spieler um entsprechend viele Felder von Distrikt zu Distrikt bewegen oder vom Innendstrikt zum Außendistrikt bzw. andersherum wechseln.

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Am Ende seines Zuges wirft der aktive Spieler seine restlichen Handkarte zusammen mit den ausgespielten auf den persönlichen Ablagestapel ab und zieht fünf neue Karten vom Nachziehstapel. Ist dieser Nachziehstapel aufgebraucht, wird der Ablagestapel gemischt und eine neuer Nachziehstapel gebildet. So kommen auch gekaufte Karten vom Ablagestapel und leider auch erlittene Wunden zurück ins Spiel.

Haben alle Spieler ihre Züge im Uhrzeigersinn abgeschlossen, wird das Rundenende eingeläutet. Nun regeneriert jeder im Spiel befindliche Archenemy-Titan seine Lebenspunkte, und zwar einen pro Spieler. Außerdem richtet jeder Standard- und Archenemy-Titan einen bzw. zwei Schadenspunkte an der Mauer in seinem Distrikt an. Die Spieler im gleichen Distrikt können Schaden an der Mauer verhindern, müssen dafür aber ein Opfer erbringen, indem sie pro Schadenspunkt, der verhindert werden soll, eine Wundenkarte ziehen. Diese Wunden bringen die Helden der Spieler in Lebensgefahr, denn diese landen in den Decks der Spieler. Werden von einem Spieler zwei dieser Karten in einer Runde gezogen, stirbt der aktuell gesteuerte Held und muss durch einen neuen, schwächeren ersetzt werden. Im schlimmsten Fall endet das Spiel dadurch vorzeitig, wenn bereits zu viele Kämpfer den Löffel abgeben mussten.

Erleidet die Mauer in einem Distrikt zwei Schadenspunkte, werden sie und alle Karten im Innendistrikt unwiederbringlich zerstört. Die sich dort befindlichen Titanen lassen aber nicht locker, sondern wandern weiter zum nächsten Distrikt in Richtung “Castle”.

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Die Runden wiederholen sich so lange, bis entweder alle 4 Archenemy-Titanen besiegt wurden oder eine der drei bereits erwähnten Bedingungen für eine Niederlage eintritt.

 

Was ist in der Box?

 

ATTACK ON TITAN enthält in etwa 200 Karten in guter Qualität. Die Spielfiguren sind Papptokens in Standees und erfüllen ihren Zweck, ohne besonders hervorzustechen. Die Illustrationen sind allesamt Szenen aus dem Anime und dürften den Fan der Serie nicht enttäuschen. Mir haben die Bilder jedenfalls gut gefallen. Die Hit-Point-Token sind etwas klein geraten und machen das Handling während des Spiels etwas fitzelig. Insgesamt finde ich das Spielmaterial solide.

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An der Anleitung habe ich nichts auszusetzen. Der einfache Spielablauf ist dank vieler Bilder und Beispieltexte gut erklärt. Regelfragen blieben in meinen Testrunden keine offen. Im hinteren Drittel der Anleitung sind weiter Spielvarianten und Erklärungen zu einzelnen Kartentexten zu finden.


Als Freund der Anime-Serie ATTACK ON TITAN war ich vor der ersten Partie sehr gespannt, aber auch skeptisch. Zu oft habe ich schon schmerzhafte Enttäuschungen durch Lizenzgurken von geliebten Filmen und Serien durchlebt. Dieses Mal wurde ich aber verschont. ATTACK ON TITAN ist zwar kein spielerisches Meisterstück, aber ein grundsolider Deckbuilder. Es ist deutlich zu spüren, dass der Spieldesigner sich sehr viele Mühe gegeben hat, den Spirit der Serie einzufangen. Und das gelingt ihm auch sehr gut. Viele Elemente aus der Serie wurden stimmig eingeflochten.

Wie die Prämisse der Serie, ist auch das Spiel sehr hart. Wurde die Bedrohung durch einen Titanen abgewehrt, gibt es keine Verschnaufpause. Schnell geraten die Spieler vom Regen in die Traufe und die Situation gerät zunehmend außer Kontrolle. Wird dann auch noch einer der gefürchteten Archenemy-Titanen gezogen, brennt die Hütte vollends und eine Mauer nach der anderen wird eingerissen. Das kann sehr frustrierend sein. In der ersten Partie habe ich den Frack derart voll bekommen, dass ich mich gefragt habe, wie das Spiel überhaupt zu schaffen sein soll.

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Aber gerade das motiviert auch. Die Spieler müssen sich gut absprechen und ihre Aktionen koordinieren, um die Titanen-Plage in den Griff zu bekommen. Zudem reicht es auch nicht, sich wild irgendwelche Karten für sein Deck zu kaufen. Es müssen schon genaue Überlegungen angestellt werde, welche Strategie umgesetzt werden soll, welche Karten dazu passen und welche eher hinderlich sind.

Bis mögliche Siegstrategien erkannt werden, ist schon eine hohe Frustrationstoleranz nötig. Zumal eine Partie auch immer noch durch Pech verloren werden kann, wenn einfach die falschen Karten gezogen werden. Aufgrund des schnellen Spielaufbaus kann aber sofort ein neuer Versuch gestartet werden. Und fällt dann endlich der letzte Archenemy-Titan, ist der Sieg umso süßer.

Die Downtime ist anfangs sehr gering, steigt aber im Laufe des Spiels etwas an, da die Züge genauer geplant werden müssen. Zudem steigt durch bessere Karten im eigenen Deck auch die Zahl der Möglichkeiten an. Die Wartezeiten sind aber immer noch im erträglichen Rahmen und meistens sind alle Spieler in die Zugplanung miteingeschlossen.

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Für Solospieler ist ATTACK ON TITAN ebenfalls interessant. Es werden zwei zusätzliche Dummy-Helden gespielt, die aber ohne großen Aufwand zu steuern sind. So bietet das Spiel auch im Solomodus, sofern man allein spielen mag, das volle Spielerlebnis.

ATTACK ON TITAN ist leider nur in englischer Sprache zu erhalten. Zumindest ein Spieler sollte über gute Englischkenntnisse verfügten, um die Anleitung zu verstehen. Für die Texte auf den Karten reichen Grundkenntnisse vollkommen aus.

Für den Otto-Normal-Spieler gibt es inzwischen modernere Deckbauspiele wie zum Beispiel AEONS END. Ganz klar: ATTACK ON TITAN ist hauptsächlich für Fans der Serie gemacht, die eine stimmungsvolle und herausfordernde Umsetzung ihrer Serie suchen. Sollte das bei euch der Fall sein, könnt ihr gut und gerne noch zehn Punkte auf meine Wertung draufrechnen und eure Sammlung um dieses grundsolide Spiel erweitern.

 

Wertung zum spiel

 

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Tags: Manga/Anime, 60-90 Minuten, 1-5 Spieler, Deckbauspiel

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