DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS

TEST // DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS

Euer Ziel in DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS ist es, eine florierende Stadt zu errichten und zu verteidigen. Einige sind auf sich selbst ausgerichtet und versuchen ihren Einfluss über gesammelte Folianten zu steigern. Andere arbeiten zusammen und erwehren sich der ständigen Angriffe des Lehnsherrn im Auftrag des Königs, der jeden boykottiert, den er nur kann. Nur mit vereinten Kräften kann es euch gelingen, die Stadt zu erbauen, sie zu verteidigen und euch der Angriffe des Lehnsherrn zu erwehren.

Wir haben DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS selbst gekauft. Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

4 Spiele in einer kleinen Schachtel

DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS ist eine Sammlung von 4 Modulen, die mit den 3 Titeln der WESTFRANKENREICH-Trilogie – ARCHITEKTEN, PALADINE und BURGGRAFEN – gespielt werden können. Eines der 4 Module ist ein alle 3 Spiele umfassendes Modul, das einen Gesamtsieger beim Spielen aller 3 Titel ermittelt. Die anderen 3 Module bieten jeweils einen kooperativen Modus für jeden der 3 Teile an.

FOLIANTEN-SAGA KAMPAGNE

Ziel bei der FOLIANTEN-SAGA-Kampagne ist es, nach dem dritten Spiel der Trilogie die meisten Folianten gesammelt zu haben. Jedes Spiel verfügt über einen eigenen Satz Folianten, von denen 3 im Spiel offen ausgelegt werden. Auf jedem Folianten ist eine Aufgabe angegeben. Wer das darauf vorgegebene Ziel als erster erreicht, erhält den Folianten. Erspielte Folianten aus den ersten 2 Spielen bringen zusätzlich einen Vorteil für das letzte Spiel. Am Ende des Spiels werden je nach Punkteabstand noch einmal verdeckte Folianten unter den Spielern verteilt. Wer als erster 3 Folianten einer Wappenart bzw. 2 bei 4 Spielern gesammelt hat, bekommt als zusätzlichen Bonus noch einen Wappenfolianten. Gewinner ist, wer nach dem BURGGRAFEN-Spiel die meisten Folianten sammeln konnte.

KOOPERATIVES ARCHITEKTEN-SZENARIO

Im kooperativen Modus der ARCHITEKTEN DES WESTFRANKREICHS spielen die Spieler und Spielerinnen gegen einen Lehnsherr-Mechanismus, der über Karten gesteuert wird. Ziel der Spieler ist es, am Ende gemeinsam eine bestimmte Punktzahl zu erreichen, die je nach erzielter Leistung des Lehnsherrn unterschiedlich ausfallen kann. Der Lehnsherr ist jeweils am Ende einer Runde am Zug und setzt seine Arbeiter an verschiedenen Orten ein. Befinden sich Arbeiter der Spieler an dem Ort, werden diese meist gefangengenommen. Sind keine an diesem Ort, werden die bereits gefangengenommenen Arbeiter in das Gefängnis eingeliefert. Der Lehnsherr verfügt zudem über Forderungskarten, die bei Erfüllung Punkte, bei Nichterfüllung einen Punkteabzug mit sich bringen. Ereigniskarten sorgen meist für unangenehme Lehnsherr-Aktionen, bringen aber Punkte, wenn sie am Ende des Spiels noch nicht vom Lehnsherrn gespielt worden sind. Die Partie endet, wenn alle Plätze, abhängig von der Spieleranzahl, in der Zunfthalle gefüllt sind, oder wenn eine Ereigniskarte gezogen werden soll, aber keine mehr vorhanden ist.

KOOPERATIVES PALADINE-SZENARIO

Im kooperativen Modus von PALADINE DES WESTFRANKENREICHS geht es erneut mit vereinten Kräften gegen den Lehnsherrn des Königs. Dieser behindert die Spieler und Spielerinnen über Bedrohungskarten, die in jeder Runde zusammen mit den Aufgaben und den Gunstkarten des Königs aufgedeckt werden. Die erste Karte ist immer dieselbe und verlangt von den Spielern, in jeder Runde 3 Fremde bzw. ab Runde 5 4 Fremde anzugreifen oder zu konvertieren. Gelingt dies nicht, verliert jeder Spieler 1 Ehre. Ehre ist eine neue Eigenschaft, die auf der höchsten Stufe 12 beginnt und auf- und abgewertet werden kann. Am Ende des Spiels darf kein Eigenschaftswert höher als der Ehre-Wert sein und wird dafür ggf. abgewertet. Ab der 2. Runde verlangen die Bedrohungskarten je nach Spielerzahl eine bestimmte Anzahl an Aktionen, die durchgeführt werden müssen. Sind diese erledigt, ist die Bedrohung nicht mehr aktiv. Noch aktive Bedrohungen bringen den Spielern und Spielerinnen am Ende jeder Runde Nachteile ein. Im Kampf gegen den Lehnsherrn können die Aktionen auf dem linken Teil des Spielertableaus bezahlt und dann von dem Mitspieler ausgeführt werden. Außerdem ist es möglich, die Gunst-des-Königs-Karten mehrfach zu nutzen. Allerdings kostet dies dann Ehre. Ziel der Spieler und Spielerinnen ist es, am Ende der Partie zusammen 70 SP pro Spieler zu erreichen.

KOOPERATIVES BURGGRAFEN-SZENARIO

Im kooperativen Modus von BURGGRAFEN DES WESTFRANKENREICHS kommt es zum großen Finale mit dem Lehnsherrn. Dieser zieht auf dem äußeren Ring umher und platziert seine Arbeiter. Steht bereits einer seiner Arbeiter auf einem Feld, auf dem ein weiterer platziert werden soll, wird stattdessen der angrenzende Stadtbewohner entlassen und sein Soforteffekt gemäß der Lehnsherr-Übersichtskarte ausgeführt. Dies kann dazu führen, dass ein Lehnsherr-Arbeiter in den inneren Ring gesetzt werden muss. Sobald hier 2 Lehnsherr-Arbeiter stehen, rückt einer der beiden Arbeiter in den äußeren Ring der Burg vor und verdrängt die Arbeiter der Spieler und Spielerinnen. Steht hier bereits ein Lehnsherr-Arbeiter, rückt dieser auf die mittlere Stufe der Burg vor. Sollte auch hier bereits ein Lehnsherr-Arbeiter stehen, besetzt einer der Arbeiter die oberste Stufe der Burg und die Spieler und Spielerinnen haben verloren. Die Spieler und Spielerinnen erhalten beim Kopieren von Folianten Ressourcen und als zusätzliche Aktion können sie Arbeiter des Lehnsherrn entfernen oder blockieren. Das gemeinsame Ziel ist es, am Ende zusammen mindestens 160 Punkte zu erreichen.

Mehr als nur ein paar Folianten

Die Spielschachtel ist klein, kompakt und fast schon ein bisschen unscheinbar. Das Material, das darin enthalten ist, weiß aber zu überzeugen. Die Box ist gefüllt mit einer ganzen Reihe Karten, Markern und Tableaus, die in der gewohnt guten Qualität der WESTFRANKENREICH-Trilogie daherkommen. Bei den Karten und Tableaus sind Materialien enthalten, die bei der kompetitiven Spielvariante der Basisspiele genutzt werden können.

Die Anleitung ist zwar kompakt, aber durchaus von beachtlichem Umfang. Ganze 32 Seiten sind mit Informationen gefüllt, die den Ablauf der 4 Spielvarianten gewohnt ausführlich und gut verständlich erklären. Wer mit den Basisspielen Erfahrungen gemacht hat, dürfte kaum Probleme haben, sich nach einer Partie gut in den neuen Varianten zurechtzufinden.


Die WESTFRANKENREICH-Trilogie von Shem Phillips und S J Macdonald gehört zu meinen ewigen Klassikern. PALADINE DES WESTFRANKENREICHS ist zudem eines meiner Top-3-Lieblingsspiele. Es dürfte daher nicht sonderlich schwer zu erahnen sein, dass mich die Erweiterung DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS nicht kalt lassen konnte. Meine geliebte WESTFRANKENREICH-SAGA als zusammenhängende Kampagne spielen? Klar, wo soll ich unterschreiben!? Was mir im Vorfeld allerdings gar nicht so bewusst war, ist der Solospielmodus für jedes der 3 Spiele, der ebenfalls Bestandteil der Box ist. Dabei ist es am Ende dieser Modus, der DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS zu einem Must-Have für mich macht.

Der Folianten-Saga-Kampagnen-Modus hat für uns keine allzu große Bedeutung und wird wahrscheinlich nicht mehr gespielt werden. Es ist zwar nett, auf die Jagd nach den Folianten zu gehen, vor allem wegen der Vorteile, die sie in der Folgepartie bringen können. Aber am Ende bringt das auch nicht viel mehr, als ein Wertungsschema rein nach den erzielten Punkten im jeweiligen Einzelspiel anzulegen. Die Folianten-Saga-Kampagne ist sicherlich ein netter Bonus, stellt für mich aber keinen allzu großen Kaufanreiz dar. Ganz anders stellt sich das allerdings bei den kooperativen Modi für die Einzelspiele dar!

Als erstes haben wir den Koop-Modus für ARCHITEKTEN DES WESTFRANKENREICHS ausprobiert und waren sehr überrascht, wie gut er sich in das eigentlich kompetitive Spiel einbindet und wie fordernd und ausgeglichen das Spiel dabeibleibt. Da der Lehnsherr munter durch die Gemeinde zieht und immer wieder Arbeiter gefangen nimmt, ist die Planung der eigenen Züge anders als gewohnt. Im kompetitiven Spiel ist die Gefahr, dass die eigenen Arbeiter gefangen genommen werden, bei weitem nicht so groß. Durch mögliche mehrfach Züge hat der Lehnsherr teilweise die Chance, das komplette Spielfeld nahezu zu säubern. Nicht zu vergessen, dass zu viele eigene Arbeiter im Gefängnis beim Zurücksetzen des Schwarzmarktes Nachteile mit sich bringen können. Und Trödeln ist ebenfalls keine gute Option. Zum einen werden umso mehr eigene Punkte benötigt, desto mehr eigene Arbeiter der Lehnsherr in die Zunfthalle bringt. Zudem gibt es über die Ereigniskarten einen Timer, der ebenfalls im Auge behalten werden sollte, damit er nicht abläuft. Es gibt zwei Schwierigkeitsgrade. Bei unseren Testpartien haben wir die normale Variante erfolgreich bestehen können, wenn auch manchmal nur knapp.

Auch der Koop-Modus für PALADINE DES WESTFRANKENREICHS ist überzeugend gelungen. Die Bedrohungen durch den Lehnsherrn und das Abwägen, ob weiterer Verlust von Ehre oder Ressourcen bei zu wenig entfernten Fremden in Kauf genommen werden kann, lässt den Spieler und Spielerinnen keine langen Atempausen und zwingt sie dazu, ihre Züge gut zu koordinieren. Dass die Aktionen auf der linken Seite des Spielertableaus den Mitspielern und Mitspielerinnen zugutekommen können, bietet interessante Möglichkeiten, um die geforderten Ziele zu erreichen. Besonders fordernd ist die 4. Runde des Spiels, in der gleich 2 Lehnsherrenaufgaben erfüllt werden müssen, um keine Strafe zahlen zu müssen. Ein wenig Glück ist hierbei allerdings auch erforderlich, da es in der Regel einfacher ist, eine Ressource einzubüßen, als einen der Eigenschafts-Zähler wieder nach unten bewegen zu müssen. Dass die Gefälligkeiten des Königs mehrfach genutzt werden können, wenn auch für einen Preis, bietet weitere taktische Möglichkeiten. Das Spiel erfolgreich zu bestehen, ist schon eine große Herausforderung. In unseren Testpartien haben wir es nicht immer geschafft, den Lehnsherrn in seine Schranken zu weisen und haben teils auch deutliche Niederlagen hinnehmen müssen.

Hinsichtlich des Spielgefühls ist auch der Koop-Modus von BURGGRAFEN DES WESTFRANKENREICHS sehr gut herausgearbeitet worden. Der bis hierhin bereits (hass-)liebgewonnene Lehnsherr reitet nun auf den äußeren Ring durch die Lande und verteilt munter seine Arbeiter. Allerdings empfanden wir hier den Schwierigkeitsgrad als leicht. Auch mit mehreren Startarbeitern des Lehnsherrn hatten wir keine Probleme im Spiel zu zweit, die Ausbreitung unter Kontrolle zu halten. Eine kümmerte sich um das Abschreiben von Folianten, wodurch der innere Ring weitgehend unter Kontrolle blieb, während ich auf dem äußeren Ring erst einmal baute und somit außen alles im grünen Bereich hielt. Die restliche Kontrolle gelang recht gut über die Steuerung der ausliegenden Dorfbewohner. Aufgrund des Beachtens der Stapel mit den Wohlstands- und Armutskarten war auch die Planung zum Ende hin kein allzu großes Problem, weswegen nach dem Bau aller Häuser und der Kontrolle des äußeren Rings auch die Burg noch von einem Spieler eingenommen werden konnte. Am Ende lagen wir in unseren Testpartien mindestens bei 180 Punkten.

Die Frage, ob sich Freunde und Freundinnen der WESTFRANKENREICH-Trilogie DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS zulegen sollten, muss ich unterschiedlich beantworten. Für das Spiel der Trilogie als Kampagne sehe ich persönlich nur sehr geringen Mehrwert. Mir gefallen die Wertungen und Boni nur bedingt. Meine Antwort zur Kampagne lautet daher eher nein. Aber für all jene, die auch gerne kooperativ spielen, kann ich die Frage eindeutig mit JA! beantworten. Alle 3 Spiele der WESTFRANKENREICH-Reihe machen im kooperativen Modus genauso viel Spaß wie im kompetitiven Modus, erfordern dabei aber andere Herangehensweisen und neue Strategien, wodurch sich das Spielgefühl ein wenig ändert. Gerade ARCHITEKTEN und PALADINE machen mir großen Spaß, sodass ich diese Titel in Zukunft häufiger kooperativ als kompetitiv spielen werden. BURGGRAFEN erschien uns insgesamt ein wenig zu leicht, könnte dadurch aber eine gute Möglichkeit bieten, es mit weniger erfahrenen Spielern und Spielerinnen zu spielen. Für mich ist DIE FOLIANTEN-SAGA DES WESTFRANKENREICHS mehr als nur eine sinnvolle Erweiterung. Für mich ist sie ein unverzichtbarer Baustein im Gesamtwerk der WESTFRANKENREICH-Trilogie, die eine Menge zusätzlichen Spielspaß mit sich bringt und jeden Cent wert ist!

 

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Tags: Ressourcenmanagement, 1-4 Spieler, Eurogame, Solospiel

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