TEST // THE KEY – RAUB IN DER CLIFFROCK VILLA
leich drei Mal wurde die Kunstausstellung in der CLIFFROCK VILLA überfallen. An einem Tag! Allerdings von drei sehr dämlichen Gaunern, denn alle drei wurden geschnappt, samt Beute und allem, was sie dabei hatten. Nachweisen konnte ihnen den Raub allerdings bisher noch keiner. Jetzt ist Spürsinn gefragt, um alle Informationen zusammenzutragen und die Täter dingfest zu machen.
Das Spiel stammt aus unserer privaten Sammlung
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Worum geht es in dem Spiel?
THE KEY – MORD IN DER CLIFFROCK VILLA ist ein klassisches Deduktionsspiel, bei dem Täter, Beute und Fluchtmittel für drei verschiedene Fälle gesucht werden, um diese in einen Code umzuwandeln. Dieser verrät am Spielende, ob alles richtig kombiniert wurde. Diese Art der Ermittlung ist erst einmal nichts Neues. Bei THE KEY allerdings spielen alle gleichzeitig und rätseln um die Wette. Die anderen Ermittler üben ordentlich Druck aus, aber in der Hektik sollte niemand vergessen, präzise zu arbeiten, denn gewonnen ist das Spiel nur, wenn alles richtig kombiniert wurde.
Jeder Spieler erhält einen Sichtschirm, einen abwischbaren Stift und eine Ermittlungsakte. In dem Sichtschirm sind die drei Fälle abgebildet. Fall Nr.1 ereignete sich um 13:00 Uhr, Nr.2 um 14:00 Uhr und Nr.3 um 16:00 Uhr. Zu jedem Fall gibt es drei mögliche Täter, drei mögliche Beutestücke und drei mögliche Fluchtvehikel. Darüber sind Polizeifotos der drei schlampigen Räuber zu sehen, an denen die Größe jedes einzelnen abgelesen werden kann.
In der Ermittlungsakte finden sich Name, Alter und jeweils drei Fingerabdrücke. Auf der letzte Seite außerdem noch die offenen Taschen, die ihnen abgenommen wurden, mit allem, was sich darin befand. Handys, Kugelschreiber, Taschenmesser, Schlüssel, Kämme, Batterien, Schraubenzieher und so weiter. Ein großes Durcheinander.
Ziel des Spiels ist es, allen Fällen jeweils einen Täter, eine Beute und eine Fluchtmöglichkeit zuzuweisen. Diese Zuordnung muss korrekt sein und möglichst schnell herausgefunden werden.
Alle Karten in dem Spiel werden einfach gemischt und mit der Rückseite nach oben in der Tischmitte verteilt. Es empfiehlt sich Kindermischen, um alles gut durchzurühren. Dann wird zufällig einer von neun verschieden farbigen Schlüsseln gezogen. Diesen Schlüssel gilt es als erster zu erhaschen, nachdem die eigene Ermittlung abgeschlossen wurde. Die Farbe gibt an, welche Karten für diesen Fall relevant sind.
Auf der Rückseite der Karten sind nämlich lauter bunte Karos abgebildet. Wurde der rote Schlüssel gezogen, hält jede Karte mit einem roten Karo auf der Rückseite eine nützliche Information bereit. Jede Karte die kein rotes Karo zeigt, die sich ein Spieler aber in der Hektik gegriffen hat, gibt keine neuen Erkenntnisse aber mehr Minuspunkte. Die Auswahl der Karten bezieht sich nämlich nicht nur auf den Farbcode auf der Rückseite, sondern auch auf die Minuspunkte, die jede Karte bringt. Eine Karte mit nur einem Minuspunkt gibt einen kleinen, schwer zu deutenden Informationshappen, während eine Karte mit vier Minuspunkten einen sicheren Beweis bereithält.
Es wäre ja zu leicht, sich einfach flott die vielversprechenden Viererkarten herauszupicken. Jede dieser Karten ist eine Laborkarte und die sichere Information darauf muss mit Hilfe der Ermittlungsakte extrahiert werden. Beispielsweise ist es ein Bild einer Überwachungskamera, das nur einen kleinen Ausschnitt des Gesichts eines Täters zeigt, ein Fingerabdruck oder ein Gegenstand, der einer bestimmten Fluchtmöglichkeit zugeordnet werden kann. Wer diesen Gegenstand dabei hatte, muss mithilfe der Fotos der Taschen analysiert werden. Da diese Wimmelbildern gleichen, braucht es einfach Zeit, um an die nötige Information zu kommen.
So ist es auch mit den anderen Laborergebnissen. Hier gilt es also Kompromisse zu schließen, zwischen Zeit und Informationsqualität, denn die weniger ergiebigen Karten enthalten Texte wie „Um 14:00 Uhr wurde etwas mit Diamanten gestohlen“, „Es gab keine Motorengeräusche bei der Flucht von Person XY“, „Eine Person älter als 40 Jahre floh um 16:00 Uhr“. Alles was herausgefunden wurde, kann mit dem Stift hinter dem Sichtschirm notiert werden.
Wer glaubt, alles richtig ausgetüftelt zu haben, kann mithilfe einer kleinen Tabelle einen dreistelligen Code aus seinem Ergebnis machen. Wer das als erstes macht, schnappt sich den Schlüssel aus der Mitte. Die anderen Spieler ermitteln weiter bis alle fertig sind. Wer den Schlüssel hat, nimmt sich nun eine Papptafel mit haufenweise Löchern, neben denen Codes stehen. Der Schlüssel wird einfach in das Loch mit dem passenden Code gesteckt und auf der Rückseite kann nun abgelesen werden, ob dieser korrekt war. Falls nicht, ist das Spiel verloren und der nächste Spieler kann es versuchen. Hatte der Spieler mit dem Schlüssel recht, darf er die niedrigste seiner Minuspunktekarten abwerfen. Dies ist der einzige Anreiz, besonders schnell zu sein.
Nachdem dem Sieger gratuliert wurde, werden die Sichtschirme abgewischt, alle Karten durchgemischt und zufällig ein neuer Schlüssel gezogen.
Spielmaterial
In der Schachtel befinden sich: 4 Sichtschirme, 4 Ermittlungsakten, 1 Lösungstableau, 4 abwischbare Stifte, 9 Holzschlüssel und 140 Karten. Die Stifte malen gut und für den Preis wird einmal wieder ordentliche HABA-Qualität geboten. Die Schlüssel sind groß und aus Holz, alle Karten sind eher funktional gehalten, aber dennoch schick gestaltet. Die Ermittlungsakten sind humorvoll aufgemacht und das ganze Design wirkt nicht so dahingeklatscht, wie man es ja doch hin und wieder erlebt. Die Anleitung ist zweisprachig und einfach zu verstehen. Für alles gibt es bebilderte Beispiele.
Als wir das erste Mal THE KEY auf dem Tisch hatten, haben wir gleich sieben Partien hintereinander gespielt. Dadurch, dass so schnell wie möglich gegeneinander gerätselt wird, bekommt das Spiel einen ordentlichen Wettkampfcharakter. Nach jeder Runde ist klar: Beim nächsten Mal bin ich schneller! Das sorgt für Lust, es immer wieder zu probieren.
Anfänglich war ich skeptisch, was das Verteilen der Karten und das Herumgesuche in der Ermittlungsakte angeht. Doch schon nach der ersten Laborkarte war klar, wozu die Sucherei dient, nämlich als Gegengewicht zu der guten Information. So bleibt jede Karte spannend. Jedes Mal, wenn ich mir eine neue Karte geholt habe, hatte ich das Gefühl, von der Straße in mein Büro, hinter meinen Schirm, zurückzukehren. Denn draußen auf der Straße geht es heiß her. Viele Hände wühlen in den Karten, um die richtigen zu finden, alles ist chaotisch und hektisch. Hinter dem Schirm heißt es durchatmen und puzzeln.
Schade ist es nur, wenn eine Karte gezogen wird, die eine Information enthält, die schon bekannt ist. Das kann immer einmal wieder passieren und gibt dem Spiel einen gewissen Glücksfaktor, der dort allerdings fehlplatziert ist. Einfach nur Minuspunkte zu bekommen, für eine Sache, die ich schon herausgefunden habe, fühlt sich ernüchternd an.
Wie hoch der Wiederspielreiz ist, hängt von dem (guten) Gedächtnis der Spieler ab. Es gibt neun Schlüssel und alle haben einen bestimmten Code. Theoretisch könnte ich mir alle neun Codes merken und hätte einen entscheidenden Vorteil gegenüber Spielern, die dieses Wissen nicht haben. Allerdings wird schon in der Regel darauf hingewiesen, dass der Weg zum Code das Entscheidende ist, nicht der Code selbst. Bisher habe ich mir noch nicht einen gemerkt!
Der Rest des Spiels funktioniert aber sehr gut. Der Einsatz von abwischbaren Stiften ist eine gute und unkomplizierte Lösung, um den Stand der Ermittlung festzuhalten. Es bleibt immer übersichtlich. Die Kartenauswahl in der Tischmitte macht Spaß und der Zeitdruck bringt Spannung. Das Spiel ist auch witzig und familienfreundlich aufgemacht.
CLUEDO ist Geschichte, schon lange. Das Spiel sendet keinen Reiz mehr aus. Wer CLUEDO wollte, dem habe ich sonst gerne BLACK STORIES INVESTIGATION empfohlen, was auch ein einfaches Deduktionsspiel ist, bei dem Täter, Mordwaffe etc. herausgefunden werden müssen. BLACK STORIES INVESTIGATION bietet die Spieltiefe von CLUEDO, aber ist wesentlich leichter und schneller zu spielen. THE KEY ist aber dem noch überlegen. Die Spielmechanik funktioniert super, die Grafik ist freundlicher und der Aspekt, dass alle um die Wette ermitteln, macht viel mehr Spaß.
Es gibt noch einen weiteren Teil, nämlich THE KEY – MORD IM OAKDALE CLUB, welcher einen höheren Schwierigkeitsgrad als RAUB IN DER CLIFFROCK VILLA bietet, weil es zu jedem Fall vier statt drei Gegenstände der Ermittlung gibt. Wer die Herausforderung sucht, könnte auch gleich damit einsteigen.
THE KEY – RAUB IN DER CLIFFROCK VILLA ist eine klare Empfehlung für alle, die Deduktionsspiele mögen und wird Gelegenheits- sowie Vielspieler gleichermaßen unterhalten.
Bilder vom Spiel
Tags: 20 Minuten, Deduktion, Familienspiel, 1-4 Spieler, Echtzeit