TEST // K2 - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Mir als gebürtigem Ostfriesen, der Berge in seiner Heimat so oft sieht wie Schneeleoparden, kam bei K2 nun also die Aufgabe zu, ein Spiel über das Bergsteigen auf Seil und Karabiner zu überprüfen. Die fehlende praktische Erfahrung mit der Thematik habe ich aber so gut es geht mit unterschiedlichen Spielereindrücken zu kompensieren versucht.
Dabei hat sich eines klar herausgestellt: K2 trifft das Thema sehr gut! Im Spielverlauf ist deutlich zu erkennen, dass es sich hier um kein Spiel handelt, bei dem erst das Spiel existierte und dann das Thema draufgelegt wurde, sondern der Prozess eher andersherum war. Die Aktionen der Spieler stellen das Thema glaubwürdig dar. Die Schwierigkeit steigt, umso höher die Spieler hinaufsteigen. Der Wetterbericht für die nächsten Tage spielt eine sehr große Rolle in der Planung der Reiseziele und Zelte helfen dabei, sich warm zu halten und somit zu überleben.
Das passt alles sehr gut zusammen und vermittelt eine stimmige Atmosphäre. Auch Interaktionen mit den Gegnern sind sehr gut möglich, da je nach Spieleranzahl nur eine gewisse Menge an Spielfiguren zeitgleich auf einem Feld stehen können. So ist es zum Beispiel möglich, einem Gegner Hindernisse in den Weg zu legen, obwohl es ihm noch immer möglich ist, sich durch das Feld zu bewegen (er braucht dann nur mehr Bewegung und endet vielleicht an einem Ort, an dem er nicht sein möchte).
Der Spielablauf an sich ist, sobald man sich einmal durch das Regelbuch gearbeitet hat und die Regeln erklären kann, sehr leicht zu vermitteln. Ein schneller und leichter Einstieg kann damit gewährleistet werden. Innerhalb der Spielmechaniken wurde das Spiel gut planbar gemacht. Jeder Spieler besitzt die gleichen Karten und kann damit abschätzen, welche Karten sich noch im eigenen oder gegnerischen Stapel befinden. Auch im Zug kann der Spieler für zukünftige Züge planen, da er nur die Hälfte seiner Handkarten spielen muss. Auch an Spielvariationen hat K2 insbesondere mit der Erweiterung sehr viel zu bieten.
Solo-Spieler kommen meines Erachtens nach nicht gleichermaßen auf ihre Kosten, wie sie es vielleicht könnten (zumindest zum Einüben und Austesten der Regeln bietet sich der Solo-Modus sehr gut an!), und auch im 2-Spieler-Spiel entfaltet sich K2 nicht vollständig. Bei uns hat sich gezeigt, dass die ideale Spieleranzahl irgendwo zwischen 3 bis 5 Spielern liegt.
Für unsere Spielgruppe war insbesondere die Spielmechanik ein zweischneidiges Schwert. Ja, sie funktioniert gut, aber im Spielverlauf fühlte sich das Spielgeschehen etwas antiklimaktisch an. Es fehlte uns etwas das Besondere, das gewisse Etwas, wie zum Beispiel Event-Karten, die weitere Spannung hereinbringen, spezielle Karteneffekte, die die Karten mit mehr Einsatzmöglichkeiten ausstatten, oder die Möglichkeit, asymmetrische Charakterfähigkeiten einzubringen.
Für Spieler, die gerne die Kontrolle über jeden Aspekt haben und Überraschungen oder unplanbare Ereignisse nicht mögen, wäre das vielleicht nicht wünschenswert, aber die alleinige Möglichkeit dazu, würde dieses Spiel einer größeren Spielerschaft öffnen. K2 fühlt sich wie ein glattgeschliffener Stein an, den man zwar gerne anfasst und begutachtet, dem aber die kleinen Ecken und Kanten fehlen, die ihm seinen Charakter verleihen. Wie sagte meine bessere Hälfte nach unserem Spieletest noch gleich: „Irgendwie fühlt sich dieses Spiel an wie MENSCH ÄRGERE DICH NICHT…. Nur mit Karten…“
Halten wir also fest: K2 ist ein Spiel, das sehr viel Wert auf sein Thema legt. Insbesondere Spieler, die themenreiche und stimmige Spiele suchen, können hier einen Blick riskieren. Auch für Experten und Vielspieler bietet K2 viele Möglichkeiten durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade und Variationen. Familien könnten durch den Familienmodus angesprochen werden, doch handelt es sich bei diesem Modus meiner Meinung nach eher um ein Gimmick, als um einen vollständigen Modus.
K2 versucht sehr viele Spielergruppen auf einmal anzusprechen, lässt dabei aber die eigentlichen Zielgruppen etwas am Straßenrand zurück. Meiner Meinung nach handelt es sich bei K2 um ein Liebhaberspiel, das insbesondere durch sein starkes Thema und die Atmosphäre punktet. Ein Spiel von einem Bergsteiger für Bergsteiger und Kletterinteressierte sozusagen. Recherchiert man im Internet, so kann ein ähnliches Bild erkannt werden. Entweder die Spieler lieben das Spiel für das, was es ist, oder sie hassen es schon beinahe. Ich würde nicht so weit gehen, dass dieses Spiel Hass verdient hat, aber diese Reaktionen sind ein Sinnbild dafür, wie K2 versucht, es jedem Recht zu machen, was in der Realität aber nur sehr selten tatsächlich gelingen kann.
Ich persönlich komme selbst zu dem Schluss, dass ich es nicht bereue, K2 kennengelernt zu haben, und dass das Spiel das Potential hat, ein paar Spieleabende zu füllen. Ob es sich aber in meiner Sammlung halten wird, hängt davon ab, wie oft der Berg in Zukunft bestiegen wird.
Bilder vom Spiel
Tags: 60 Minuten, Wettrennen, 1-5 Spieler, Strategie