TEST // K2
Berge – Gigantische Riesen der Ewigkeit. Seit je her ziehen sie Wanderer und Bergsteiger in ihren Bann. Den Berggipfel als Ziel stets vor Augen treibt es die unterschiedlichsten Menschen immer weiter und höher in die Berge. So schön und faszinierend Gebirge sein können, so gefährlich sind sie auch. Wer schafft es höher? Und schaffen es auch alle Teilnehmer, zu überleben?
K2 wurde von Brettspiel-News.de gekauft.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
Darum geht es im Spiel
In K2 übernehmen 1-5 Spieler die Rollen von Bergsteiger-Teams. Das Ziel ist es, wie vielleicht schon zu erahnen ist, so hoch wie möglich zu klettern und damit die meisten Siegpunkte zu sichern. Ist ein Spieler aber zu voreilig und erreicht zu schnell und unvorbereitet mit seinen Bergsteigern den Gipfel, könnte es passieren, dass diese ein kaltes und sauerstoffarmes Ende finden.
Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler ein Spielertableau, 4 Bergsteiger (jeweils 2 Bergsteiger der gleichen Form), 2 Zelte und einen Kartenstapel bestehend aus 18 Karten (dieser Kartenstapel ist bei jedem Spieler identisch). Die Karten sind in zwei Kategorien unterteilt: Bewegungs- und Akklimatisierungskarten. Während eines Zuges ziehen die Spieler auf 6 Handkarten auf und wählen aus diesen Karten 3 aus, die sie in dieser Runde ausspielen möchten. Die Bewegungskarten (erkennbar an den grünen Kreisen und den Stiefeln auf der Karte) geben an, wie weit sich die eigenen Bergsteiger bewegen können. Diese können auf die Bergsteiger verteilt oder auch von einem einzelnen Bergsteiger genutzt werden. Die Bewegung ist für Siegpunkte entscheidend, da es mehr Siegpunkte gibt, je höher die Bergsteiger klettern!
Die Akklimatisierungskarten steigern den Akklimatisierungswert der einzelnen Bergsteiger. Das Spielertableau ist bei K2 sehr minimalistisch gehalten, da es ausschließlich die Akklimatisierungspunkte der jeweiligen Bergsteiger anzeigt. Die unterschiedlichen Formen der Bergsteiger haben nämlich den Nutzen, dass sie einzeln im Blick gehalten werden können, da sie einzeln Siegpunkte bringen können und auch individuelle Akklimatisierungspunkteleisten haben.
Diese Leisten stellen sozusagen den Gesundheitszustand der Bergsteiger dar. Auf ihr sind Punkte von 1 – 10 markiert, die mit einer kleinen Holzscheibe in der jeweiligen Spielerfarbe markiert werden. Dieser Wert wird gesteigert, wenn sich die Bergsteiger am Fuß des Berges aufhalten, Punkte durch Akklimatisierungskarten erhalten oder sich auf einem Feld mit einem eigenen Zelt befinden. Umso höher die Bergsteiger klettern, desto größer werden aber die Strapazen durch das Wetter und die Höhe, sodass der Akklimatisierungswert jede Runde um einen gewissen Wert sinken kann. Fällt eine Akklimatisierungsleiste auf null, stirbt der Bergsteiger und ist bei Ende des Spiels nur noch einen Siegpunkt wert.
Eine Spielrunde besteht aus drei festgelegten Phasen:
1.Kartenphase: Die Spieler wählen 3 Karten aus ihrer Hand aus, um diese auszuspielen
2. Aktionsphase: Die Spieler bewegen ihre Bergsteiger und vergeben Akklimatisierungspunkte reihum, beginnend mit dem Startspieler.
3. Akklimatisierungsphase: Die Spieler passen ihren Akklimatisierungswert je nach Wettereinflüssen und Feldeffekten an.
Der Startspieler wird bestimmt, indem alle Bewegungspunkte auf den ausgewählten Karten zusammengezählt werden. Der Spieler mit den meisten Bewegungspunkten nimmt sich anschließend den Startspielermarker, muss zudem aber auch einen Risikomarker aus 3 ausliegenden Markern nehmen, die seine Aktionen in dieser Runde etwas abschwächen (Werte von 0-2 müssen von Bewegungs- oder Akklimatisierungswerten der ausgespielten Karten abgezogen werden.
In der Aktionsphase können die Spieler nun ihre Aktionen ausführen. Zu diesen Aktionen gehört auch, das Zelt des Bergsteigers auf dem derzeitigen Standort zu platzieren. Dieses gewährt am Ende jeder Runde, in der sich eine eigene Figur auf diesem Feld befindet +1 Akklimatisierungspunkte. Um das Zelt zu platzieren, muss der Spieler lediglich einen Bewegungspunkt opfern, hat aber den „Nachteil“, dass er das Zelt nur einmal im Spiel auf ein Feld setzen kann - einpacken geht nicht! Die richtige Planung ist hier also der Schlüssel. Anschließend erhalten alle Bergsteiger je nach Wetter und Feld weniger oder mehr Akklimatisierungspunkte und eine neue Runde kann beginnen.
Das Spielende wird erreicht, sobald insgesamt 18 Runden gespielt wurden. Diese werden am oberen Rand anhand von Wetterkarten angezeigt. Jede Runde hat damit eigene Wettereffekte, die je nach Effekt entweder den gesamten Berg oder nur Teilbereiche umfassen können. Außerdem ist zu jedem Zeitpunkt das Wetter von 6 Tagen (Runden) gleichzeitig einzusehen, sodass Züge geplant werden können. Bei Spielende gewinnt der Spieler, der insgesamt die meisten Siegpunkte mit seinen Bergsteigern ergattern konnte.
Spielvariationen und die Erweiterung BROAD PEAK
K2 besitzt einige Spielvariationen. Das Spielfeld besitzt zwei Seiten, wobei jede Seite für einen eigenen Schwierigkeitsgrad steht. Zusätzlich haben die Spieler die Wahl, ob sie den leichten Modus (Sommer-Wetterkarten) oder den schweren Modus (Winter-Wetterkarten) auf den jeweiligen Spielfeldseiten spielen wollen. Auch ein Familienmodus ist im Grundspiel enthalten, bei dem die Spieler eine Rettungskarte erhalten, die einen sterbenden Bergsteiger einmalig rettet, damit er nicht sofort ausscheidet.
Die Erweiterung BROAD PEAK fügt dem Spiel ein eigenes zweiseitiges Spielfeld hinzu, wobei es auf beiden Brettseiten mehr um ein Rennen der Spieler, als um das pure Überleben geht. Einige Spielmechanismen werden zusätzlich verändert, sodass es keine Zelte mehr gibt, sondern Schneehöhlen, die nur für 2 Runden bestehen bleiben.
Beide Varianten, also Grundbox und Erweiterung, verfügen über einen Solomodus, der sich aber nicht vom generellen Spiel unterscheidet und einem Kampf gegen die Punktetabelle entspricht.
Was ist in der Box?
Die Spielschachtel von K2 beinhaltet 1 zweiseitiges Spielfeld, 4 Holzmeeple je Farbe, 2 Holzmarker für Zelte je Farbe, jeweils 18 Karten pro Spieler, 6 Winter- und 6 Sommer-Wetterkarten, jeweils ein Spielertableau und kleine Pappmarker für Risikomarker. Das Material ist von ausreichend guter Qualität. Der Druck ist gut und alles wirkt stabil, obwohl sich die Handkarten sehr dünn anfühlen und hier im Langzeittest vielleicht Abstriche gemacht werden müssen.
Das Design des Spiels wird gut durchgehalten, sodass alle Komponenten zusammenpassen, jedoch treffen der Stil und das generelle Layout durch seine eher realistisch gehaltene Art vermutlich nicht jeden Geschmack. Das Regelbuch erklärt die Regeln auf 11 Seiten, die vor dem ersten Spiel definitiv genauer betrachtet werden müssen. Obwohl es recht verständlich geschrieben ist, gibt es ab und zu ein paar Unklarheiten in den Details, sodass eine sehr genaue Auseinandersetzung mit den Regeln für einen flüssigen Spielablauf hilfreich ist.
Mir als gebürtigem Ostfriesen, der Berge in seiner Heimat so oft sieht wie Schneeleoparden, kam bei K2 nun also die Aufgabe zu, ein Spiel über das Bergsteigen auf Seil und Karabiner zu überprüfen. Die fehlende praktische Erfahrung mit der Thematik habe ich aber so gut es geht mit unterschiedlichen Spielereindrücken zu kompensieren versucht.
Dabei hat sich eines klar herausgestellt: K2 trifft das Thema sehr gut! Im Spielverlauf ist deutlich zu erkennen, dass es sich hier um kein Spiel handelt, bei dem erst das Spiel existierte und dann das Thema draufgelegt wurde, sondern der Prozess eher andersherum war. Die Aktionen der Spieler stellen das Thema glaubwürdig dar. Die Schwierigkeit steigt, umso höher die Spieler hinaufsteigen. Der Wetterbericht für die nächsten Tage spielt eine sehr große Rolle in der Planung der Reiseziele und Zelte helfen dabei, sich warm zu halten und somit zu überleben.
Das passt alles sehr gut zusammen und vermittelt eine stimmige Atmosphäre. Auch Interaktionen mit den Gegnern sind sehr gut möglich, da je nach Spieleranzahl nur eine gewisse Menge an Spielfiguren zeitgleich auf einem Feld stehen können. So ist es zum Beispiel möglich, einem Gegner Hindernisse in den Weg zu legen, obwohl es ihm noch immer möglich ist, sich durch das Feld zu bewegen (er braucht dann nur mehr Bewegung und endet vielleicht an einem Ort, an dem er nicht sein möchte).
Der Spielablauf an sich ist, sobald man sich einmal durch das Regelbuch gearbeitet hat und die Regeln erklären kann, sehr leicht zu vermitteln. Ein schneller und leichter Einstieg kann damit gewährleistet werden. Innerhalb der Spielmechaniken wurde das Spiel gut planbar gemacht. Jeder Spieler besitzt die gleichen Karten und kann damit abschätzen, welche Karten sich noch im eigenen oder gegnerischen Stapel befinden. Auch im Zug kann der Spieler für zukünftige Züge planen, da er nur die Hälfte seiner Handkarten spielen muss. Auch an Spielvariationen hat K2 insbesondere mit der Erweiterung sehr viel zu bieten.
Solo-Spieler kommen meines Erachtens nach nicht gleichermaßen auf ihre Kosten, wie sie es vielleicht könnten (zumindest zum Einüben und Austesten der Regeln bietet sich der Solo-Modus sehr gut an!), und auch im 2-Spieler-Spiel entfaltet sich K2 nicht vollständig. Bei uns hat sich gezeigt, dass die ideale Spieleranzahl irgendwo zwischen 3 bis 5 Spielern liegt.
Für unsere Spielgruppe war insbesondere die Spielmechanik ein zweischneidiges Schwert. Ja, sie funktioniert gut, aber im Spielverlauf fühlte sich das Spielgeschehen etwas antiklimaktisch an. Es fehlte uns etwas das Besondere, das gewisse Etwas, wie zum Beispiel Event-Karten, die weitere Spannung hereinbringen, spezielle Karteneffekte, die die Karten mit mehr Einsatzmöglichkeiten ausstatten, oder die Möglichkeit, asymmetrische Charakterfähigkeiten einzubringen.
Für Spieler, die gerne die Kontrolle über jeden Aspekt haben und Überraschungen oder unplanbare Ereignisse nicht mögen, wäre das vielleicht nicht wünschenswert, aber die alleinige Möglichkeit dazu, würde dieses Spiel einer größeren Spielerschaft öffnen. K2 fühlt sich wie ein glattgeschliffener Stein an, den man zwar gerne anfasst und begutachtet, dem aber die kleinen Ecken und Kanten fehlen, die ihm seinen Charakter verleihen. Wie sagte meine bessere Hälfte nach unserem Spieletest noch gleich: „Irgendwie fühlt sich dieses Spiel an wie MENSCH ÄRGERE DICH NICHT…. Nur mit Karten…“
Halten wir also fest: K2 ist ein Spiel, das sehr viel Wert auf sein Thema legt. Insbesondere Spieler, die themenreiche und stimmige Spiele suchen, können hier einen Blick riskieren. Auch für Experten und Vielspieler bietet K2 viele Möglichkeiten durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade und Variationen. Familien könnten durch den Familienmodus angesprochen werden, doch handelt es sich bei diesem Modus meiner Meinung nach eher um ein Gimmick, als um einen vollständigen Modus.
K2 versucht sehr viele Spielergruppen auf einmal anzusprechen, lässt dabei aber die eigentlichen Zielgruppen etwas am Straßenrand zurück. Meiner Meinung nach handelt es sich bei K2 um ein Liebhaberspiel, das insbesondere durch sein starkes Thema und die Atmosphäre punktet. Ein Spiel von einem Bergsteiger für Bergsteiger und Kletterinteressierte sozusagen. Recherchiert man im Internet, so kann ein ähnliches Bild erkannt werden. Entweder die Spieler lieben das Spiel für das, was es ist, oder sie hassen es schon beinahe. Ich würde nicht so weit gehen, dass dieses Spiel Hass verdient hat, aber diese Reaktionen sind ein Sinnbild dafür, wie K2 versucht, es jedem Recht zu machen, was in der Realität aber nur sehr selten tatsächlich gelingen kann.
Ich persönlich komme selbst zu dem Schluss, dass ich es nicht bereue, K2 kennengelernt zu haben, und dass das Spiel das Potential hat, ein paar Spieleabende zu füllen. Ob es sich aber in meiner Sammlung halten wird, hängt davon ab, wie oft der Berg in Zukunft bestiegen wird.
Bilder vom Spiel
Tags: 60 Minuten, Wettrennen, 1-5 Spieler, Strategie