TEST // DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER
Eine steife Meeresbrise umschwingt uns, das Schiff schaukelt sanft auf und ab im immerwährenden Gang der Wellen. Endlich wieder auf hoher See, den Bauch des Kahns vollbeladen mit allerlei Gewürzen, Gold und exotischen Früchten. Keiner wird aus dem Staunen mehr herauskommen, wenn wir zurück in der Heimat sind und ihnen all diese Schätze präsentieren. Ruhm und Ansehen erwarten uns in diesem ZEITALTER DER SEEFAHRER.
Das Spiel wurde uns vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Auf unsere Bewertung hat das keinen Einfluss.
Setzt die Segel, Matrosen
DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER dauert 30 – 45 Minuten und führt 2 – 4 Familienspieler ab 8 Jahren zu weit entfernten Häfen, an denen sie den Handel sowie die kulturelle Entwicklung vorantreiben und Investitionen tätigen und so ihr Ansehen immer weiter mehren. Gewonnen hat daher derjenige, der am Ende dieses klassischen Eurogames am meisten Ansehen in Form von Siegpunktmarkern errungen hat.
Zu Beginn jeder Partie wird die Hauptinsel in der Tischmitte platziert, auf der jeder Spieler sein Schiff platziert. Von der Hauptinsel aus beginnt jede Schiffsreise von DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER und die Spieler werden auch im weiteren Spielverlauf immer wieder dorthin zurückkehren, um den eigenen Kurs anzupassen.
Um die Hauptinsel herum wird ein Rondell aus sieben Karten gebildet. Dabei werden in zufälliger Reihenfolge immer vier Produktionsinseln, zwei Handelsinseln und eine Kulturinsel ausgelegt. Auf der Kulturinsel werden abhängig von der Spielerzahl Siegpunktmarker platziert. Jeder Spieler erhält zudem acht Investitionsmarker, mit denen er später seinen Einfluss auf den Inseln mehreren kann, sowie drei Dollar als Startkapital. Danach stechen die Spieler auch schon in See.
Jeder Spielzug in DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER verläuft in drei Phasen.
Segeln
Durch diese Aktion bewegen die Spieler ihre Schiffe von Insel zu Insel. Beginnt die Reise auf der Hauptinsel, dürfen die Spieler frei wählen, auf welche der sieben anderen Inseln sie ihr Schiff platzieren. Wichtig dabei ist nur, dass direkt nach dem Platzieren des Schiffs der Kurs mit Hilfe der Bugrichtung vorgegeben wird. Dieser kann im weiteren Spielverlauf nur noch geändert werden, wenn man zur Hauptinsel zurückkehrt.
Befindet sich das eigene Schiff hingegen schon auf einer der umliegenden Inseln, muss das Schiff in Bugrichtung fortbewegt werden. Dabei sind ein oder zwei Schritte immer kostenlos, jeder weitere Schritt kostet eine bestimmte Anzahl an Dollar. Beendet ein Spieler seine Bewegung an einem Hafen, an welchem das Schiff eines Mitspielers anliegt, muss er diesem einen weiteren Dollar als Tribut zahlen.
Einkommen
In der Einkommensphase erhalten die Spieler auf den Produktionsinseln Rohstoffe, können auf den Handelsinseln Rohstoffe tauschen oder Siegpunkte auf der Kulturinsel ergattern. Pro Insel gibt es jeweils drei Belohnungen. Bei der ersten handelt es sich um das Grundeinkommen, welches immer ausgezahlt wird. Die beiden Zusatzeinkommen erhalten die Spieler hingegen erst dann, wenn sie bereits eine oder zwei Investitionen auf der Insel getätigt haben. In jedem Fall können die Spieler selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge die Einkommen verteilt werden.
Investieren
Um auf einer Insel zu investieren, müssen die Spieler lediglich die links im oberen Bereich der Karten abgedruckten Kosten zahlen. Danach wird ein Investitionsmarker platziert. Das bringt einem nicht nur die bereits erwähnten Zusatzeinkommen, sondern auch Siegpunkte am Ende der Partie. Dabei gilt, dass der Spieler mit den meisten Investitionsmarkern einen etwas größeren Bonus als der Spieler mit den zweitmeisten erhält. Alle anderen gehen übrigens leer aus. Insgesamt können auf einer Insel nie mehr als drei Investitionen getätigt werden. Außerdem darf immer nur der Spieler drei Investitionsmarker platzieren, dem dies als erstes gelingt.
Spielende und Schlusswertung
Eine Partie DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER kann auf drei verschiedene Arten enden:
1. Es gibt keine Siegpunktmarker mehr auf der Kulturinsel.
2. Ein Spieler hat keine Investitionsmarker mehr zur Verfügung.
3. Nach der Investition stehen keine Inseln mehr zur Verfügung.
Anschließend endet das Spiel am Rundenende. Gewonnen hat der Spieler, welcher nach dem Zusammenzählen der Siegpunktmarker und aller Inselwertungen am meisten Siegpunkte hat.
Variante für zwei Spieler
Wird DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER nur zu zweit gespielt, dann werden beim Spielaufbau die Schiffe der beiden nicht verwendeten Farben auf der Hauptinsel platziert. Diese fungieren als Piraten, denen ebenfalls Tribut gezahlt werden muss, wenn das eigene Schiff seine Fahrt auf der gleichen Insel mit dem Piratenschiff beendet.
Am Anfang der Partie setzt der Spieler, welcher nicht Startspieler ist, die beiden Piratenschiffe auf zwei beliebige, freie Inseln und legt ihre Bugrichtung fest. Ein Pirat bewegt sich immer dann um ein bis zwei Schritte, wenn das eigene Schiff mit dem Piratenschiff auf derselben Insel anlegt. Alle anderen Regeln gelten weiterhin unverändert.
Spielmaterial
Die Schachtel von DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER ziert eine südländische Hafenstadt, aus welchem gerade ein Segelschiff ausfährt. Durch dieses Motiv lassen uns die Illustratoren Ururi und shih-fen sofort in eine andere Welt eintauchen. Neben dem grafischen Design kann auch das Spielmaterial weitestgehend überzeugen.
So ist die Schachtel selbst aus überdurchschnittlich dickem Karton, wodurch sich DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER hervorragend als Mitbringsel bei Freunden eignet. Hätte der Hersteller das Innenleben der Schachtel kleiner gehalten, wäre dann sogar noch Platz für eine Buddel voll Rum im Rucksack. So haben aber wenigstens die zweckmäßigen Marker, Holzschiffe und hübsch illustrierten Spielkarten genügend Platz, um die salzige Seeluft des karibisch anmutenden Inlays in vollen Zügen zu genießen.
Die meisten Symbole auf den Spielkarten sind gut verständlich und werden vor allem Vielspielern schnell vertraut sein. Allerdings gibt es ein paar Symbole, bei denen auch auf den zweiten Blick nicht ganz klar wird, was denn nun damit gemeint ist. Ich empfinde es auch als wenig gelungen, dass die einzelnen Einkommensstufen durch einen Pfeil getrennt werden. Für mich heißt das intuitiv, dass ich beispielsweise die erste Stufe vor der zweiten Stufe ausführen muss, was ja aber nicht der Fall ist.
Die Anleitung beschreibt auf zwölf übersichtlichen und reich bebilderten Seiten die Regeln für das Spiel und die Variante für zwei Spieler. Dank der Beispiele sind nahezu alle Unklarheiten bereits vor der Erstpartie geklärt. Bedauerlicherweise wurden bei der Übersetzung die Begriffe „Kulturinsel“ und „Hauptinsel“ in der Beschreibung des Spielendes vertauscht. Diesen groben Fehler haben wir erst während des Spielens entdeckt und es hat uns viel Zeit gekostet, herauszufinden, welche der beiden Inseln den nun gemeint ist. Auch die Symbolik mancher Karten hätte noch etwas deutlicher erklärt werden können. So wird zum Beispiel nirgends erwähnt, dass die Spieler ein Grundeinkommen von einem Geld auf der Hauptinsel erhalten, was so zumindest auf der Karte abgebildet ist.
Eine Spielhilfe wäre sinnvoll gewesen, damit man sich die Kosten für die Zusatzschritte leichter merken kann.
Für mich ist DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER ein solides Eurogame, welches geschickt Area Control mit Pick-up-and-Deliver verknüpft. Da es überhaupt keinen Glücksanteil gibt, werden vor allem Taktikfüchse und Kennerspieler voll auf ihre Kosten kommen. Als innovativ empfand ich es, dass die Fahrtrichtung des Schiffes über die Ausrichtung des Bugs gesteuert wird. Dadurch muss man sich immer wieder genau überlegen, wann es Zeit ist, den eigenen Kurs zu korrigieren.
Leider kommt bei DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER nur in Vollbesetzung Spielspaß auf. Hier muss ständig wohl überlegt werden, ob man nun dem Mitspieler noch Geld zuschießt und sich auf seine Insel setzt oder doch weitersegelt, um den anderen nicht zu stark zu bevorteilen. Diese große Stärke kommt noch einigermaßen gut in Partien zu dritt zum Tragen, geht aber gerade in der Variante für zwei Spieler fast völlig verloren. Hier läuft es zumeist so ab, dass die Kontrahenten die Piraten schon zu Beginn auf eher unwichtige Inseln versetzen und dann nur noch stoisch die bestmögliche Kombination an Inseln anfahren. Dabei kommt man sich aber viel zu selten in die Quere, sodass es schnell langweilig wird.
Ein großes Manko von DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER ist zudem die mangelhaft korrekturgelesene Anleitung. Gerade bei einem in der Spieleschmiede geförderten Kartenspiel sollte man doch erwarten dürfen, dass die Bedingungen für das Spielende auch richtig angegeben werden. Ebenso hätte die Symbolik teilweise eindeutiger gestaltet und etwas umfassender erläutert werden können.
Aufgrund der überschaubaren Komplexität von DAS ZEITALTER DER SEEFAHRER wird es bei mir als Vielspieler gerade nach einem langen Arbeitstag immer mal wieder auf den Tisch landen. Zu mehr reicht es dann leider nicht, da das Spiel trotz seines variablen Aufbaus auf Dauer nicht genügend Tiefgang bietet. Familien und Gelegenheitsspieler könnten eben deshalb einen Blick riskieren, da Spielern hier ein einfacher Einstieg in das Genre der Eurogames ermöglicht wird.
Bilder vom Spiel
Tags: Pick up and deliver, Ressourcenplacement, 30-45 Minuten, Area Control, 2-4 Spieler, Eurogame, Strategie