TEST // A4 QUEST
Brettspiel-Fans haben es besonders in Zeiten der Isolation schwer, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Aber was tun, wenn die Spielergruppe nicht verfügbar und ein Treffen mit Freunden auch nicht anzuraten ist? A4 QUEST ist ein Spiel, das genau diese Lücke füllen könnte, da es sich ausschließlich an 1-2 Spieler richtet. Aber wie schlägt sich dieses kleine Abenteuer-Spiel auf dem heimischen Spieltisch?
Um dieser Frage nachzugehen, liegt uns eine private Kopie von A4 QUEST von THISTORY GAMES vor.
Auf die Bewertung hat das keinen Einfluss.
Darum geht es im Spiel
Bei A4 QUEST übernehmen 1-2 Spieler die Rollen von Rittern, Zauberern oder Bogenschützen, die sich durch verschiedene Gebiete schlagen müssen, um schlussendlich dem Endgegner des Gebietes auf die Mütze zu hauen. Wie bei einem „Sidescroller“-Videospiel bewegen sich die Figuren dabei von links nach rechts und versuchen, auf ihrem Weg an so viel Kraft wie möglich zu erlangen.
Zu Beginn wählt der Spieler einen von 4 Helden, die jeweils über individuelle Startwerte, eigene Fähigkeiten und Startausrüstung verfügen. Zusätzlich kann sich der Held entscheiden, einen tierischen Begleiter mitzunehmen. Diese unterstützen den Helden meist mit kleineren Fähigkeiten, die aber sehr nützlich sein können.
Ist die Wahl getroffen, kann das Abenteuer bereits starten und die Figur das Spielfeld betreten. Das Spielfeld besteht dabei aus einer Seite, die an eine Seite aus einem Comicheft erinnert. Auf diesem sind verschiedene Bereiche markiert, die jeweils eine Anzahl von verschiedenen Symbolen aufweisen. Diese Symbole bilden die auf diesem Feld möglichen Aktionen ab und werden in der Übersichtskarte erklärt, die für jedes Gebiet individuell beiliegt.
A4 QUEST nutzt zum Aktivieren der Aktionen eine Würfelmechanik. Der Spieler würfelt nämlich vor Beginn der ersten Runde 4 Würfel und versucht, dabei möglichst hohe Werte zu erreichen (in diesem Wurf kann er deshalb 2 Würfel wiederholen). Wird eine Aktion ausgeführt, wird ein Würfel mit einem Wert der Wahl des Spielers oder einem vom Spiel vorgeschriebenen Wert abgelegt und die Aktion ausgeführt. Bei den meisten Aktionen wird der Wert des Würfels nun mit den Werten einer Tabelle verglichen und die Boni bzw. Mali der Tabelle für diese Situation angewandt.
Möchte ein Spieler zum Beispiel in Gebiet 1 eine Schatztruhe öffnen und nutzt dafür eine 5, so kann er sich entscheiden, ob seine Verteidigung oder sein Angriff um 1 verbessert wird. Diese Tabellen sind auch keineswegs geheim, sondern können zu jedem Zeitpunkt vom Spieler eingesehen werden, sodass er planen kann, welchen Würfel er für welche Aktion nutzen möchte.
Während eines Zuges muss der Spieler 2 Aktionen durchführen, von denen eine Aktion „Laufen“ sein muss. Beim „Laufen“ betritt der Spieler einen neuen Abschnitt des Gebietes und schiebt seine Figur in dieses Feld. Manche Gebiete verlangen, dass ein Würfel mit einem Wert von 2 oder höher ausgegeben werden muss, um diese Aktion durchzuführen.
Kann der Spieler, aus welchen Gründen auch immer, keinen Würfel mit einem geforderten Wert oder generell keinen Würfel für eine Aktion ausgeben, muss er einen Lebenspunkt opfern, um einen ausgegebenen Würfel neu zu würfeln. Hat das betretene Feld einen Totenkopf, so muss gekämpft werden. Der Spieler würfelt einen Würfel und vergleicht diesen mit der Gegnertabelle, bei der es auch vorkommen kann, dass der Gegner beim Anblick des Helden sofort die Flucht ergreift.
Befindet sich ein Gegner an diesem Ort, kann der Spieler nun einen Würfel seiner aktiven Würfel auswählen und diesen Wert auf seine Verteidigung und seinen Angriff addieren. Der Gegner wirft für den Kampf einen Würfel und addiert dieses Ergebnis nun auf seine zuvor ermittelten Werte. Ist die Stärke des Spielers gleich oder höher der Verteidigung des Gegners, so wird dieser besiegt. Hat der Gegner mehr Stärke als die Verteidigung des Helden, so erhält der Held Schaden in Höhe der Differenz der Werte. Gewinnt der Held, erhält er Erfahrungspunkte und kann, sobald er genug hat, eine Stufe aufsteigen. Tut er dies, kann er sich entscheiden, gewisse Werte seines Helden zu erhöhen.
Sobald der Gegner besiegt wurde, hat der Held die Wahl von 2 möglichen Aktionen. Entweder er führt eine Aktion des Gebietes aus oder er führt eine „Rasten“-Aktion aus. Beim „Rasten“ nutzt der Held eine Nahrung, um alle seine ausgegebenen (und bei Bedarf auch aktiven) Würfel wiederzuholen und damit wieder mehr Würfel zur Verfügung zu haben.
Hat der Held den Endgegner erreicht, bricht die letzte Schlacht an. Diese kann sich von Mission zu Mission unterscheiden, da nicht jede Mission abgeschlossen wird, indem ein Endgegner besiegt wird. Unter anderem kann es auch sein, dass der Held bis zum Ende der Mission eine gewisse Anzahl an Ressourcen sammeln muss, um das Gebiet erfolgreich abzuschließen. Schafft es der Held jedoch nicht, das Ziel zu erreichen, so muss er die Mission von vorne beginnen.
Was ist in der Box?
Die Spielschachtel der physischen Veröffentlichung von A4 Quest beinhaltet Spielpläne für 5 Missionen, 4 Heldenübersichtskarten, 1 Begleiterübersichtskarte, 6 rote Würfel (Helden), 1 blauen Würfel (Gegner), Aufsteller für die 4 Helden, Ressourcenmarker und zusätzliche Heldenaufsteller und Marker für das Spin-off Page Quest. Die „physische Veröffentlichung“ wurde erwähnt, da A4 QUEST und seine Ableger ursprünglich als Print and Play-Spiel veröffentlicht wurden. Das bedeutet, dass das Spielmaterial und das Regelbuch auch über den heimischen Drucker ausgedruckt werden können.
Das physische Spielmaterial unterscheidet sich von dem heimischen Äquivalent insofern, dass das Spielmaterial komplett vorhanden ist, wohingegen die Print and Play-Variante nicht alle Missionen oder gar Spielfiguren enthält, dafür aber kostenlos (über Seiten wie Boardgamegeek.com) bezogen werden kann.
Die Würfel aus der Spielschachtel sind sehr schlichte, farbige Holzwürfel, aber der generelle Eindruck des Spielmaterials ist gut. Der Druck ist sehr scharf und farbenfroh, die Spielpläne befinden sich (auch wenn nicht aus Pappe) auf stabilem Papier und die Pappaufsteller der Helden erfüllen vollkommen ihren Zweck. Ein Problem könnten die Ressourcenmarker sein, da diese besonders klein gehalten sind und daher leicht verloren gehen können. Beim Spielen unterwegs oder auf einer unebenen Fläche sollten vielleicht Alternativen wie kleine Münzen herangezogen werden.
Einer der größten Pluspunkte von A4 QUEST ist das Design, dass einen sehr schön anzusehenden Comic-Look aufweist. Die Helden unterscheiden sich stilistisch sehr gut voneinander und auch die Gebiete haben meist ein individuelles Aussehen, sodass immer neue Eindrücke gesammelt werden können.
Das Regelbuch ist sehr kompakt, zeigt sich aber mit wenig bebilderten Beispielen und sehr viel Text. Vor dem ersten Spielen muss zunächst sehr viel Text überwunden werden, der die verschiedenen Symbole und Abläufe erklärt, danach ist ein Blick in das Regelbuch aber nicht mehr von Nöten.
A4 QUEST hat sich mit der Veröffentlichung als Print and Play-Solospiel wirklich etwas getraut und dies könnte sich nun in dieser besonderen Zeit auszahlen. Die Spielmechaniken von A4 QUEST sind dabei aber keine Neuheiten. Alle Mechaniken, die das Spiel nutzt, wurden bereits zuhauf von anderen Spielen bekannter Genre verwendet und auch die Anzahl von 5 Gebieten in der physischen Version ist nicht die Welt.
Dennoch zeigt sich A4 QUEST als ein sehr spaßiges Solo/Koop-Spiel, wenn die Spieler sich darauf einlassen können. Der Abenteueraspekt des Spiels ist dabei aber minimal, da eine andere Spielweise viel mehr im Vordergrund steht: die Planung! Bei A4 Quest gibt es für fast jede Aktion eine beste Wahl und diese kann bereits zu Beginn des Spiels ermittelt werden. Der Kern liegt also darin, sich entweder allein oder mit einem Partner einen kugelsicheren Plan auszudenken und diesen dann in die Tat umzusetzen.
Natürlich ergibt dies ein Problem, da die Pläne sich für diese Gebiete kaum ändern und das Gebiet sich nach 2-3 Durchläufen im Schlaf spielen lässt. Für diesen Fall gibt es aber die anderen Charaktere, die sich teilweise stark von ihrer Spielweise unterscheiden und daher neue Pläne benötigen.
Der Print and Play-Aspekt ist dabei auch sehr interessant, da es dadurch theoretisch möglich ist, das Spiel bis in die Unendlichkeit zu erweitern. Dies wird bereits teilweise gemacht, da bereits neue Gebiete in einem Scy-Fy-Universum dazugekommen sind, welche auch kostenlos verfügbar sind. Es ist dabei aber nicht bekannt, ob diese neuen Missionen immer kostenlos bleiben oder stetig weitergeführt werden.
Zu sagen bleibt, dass A4 QUEST ein als Abenteuerspiel getarntes Denk- und Planungsspiel ist, das sich besonders für Solospieler oder zum Üben von kooperativen Spielen mit Kindern und Jugendlichen sowie Familien eignet. Durch die kostenlosen Missionen kann dabei auch ein Blick riskiert werden, ohne größere finanzielle Ausgaben befürchten zu müssen. A4 QUEST ist kein Spiel für die Ewigkeit oder für ganze Spielabende, aber für eine kleine Ablenkung zwischendurch ist es definitiv gut zu gebrauchen.
Bilder vom Spiel
Tags: 15 Minuten, Dungeon-Crawler, 10-15 Minuten, Kämpfen, Press Your Luck, 1-2 Spieler, Fantasy