TEST // SANCTUM

TEST // SANCTUM - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel

Sprechen wir zu allererst über den „Elefanten im Raum“: SANCTUM möchte gern als „Diablo – Das Brettspiel“ betrachtet werden. Das wird nirgendwo ausdrücklich gesagt, aber das Design des Spiels, die Mechaniken, die Charaktere und nicht zuletzt der große Oberschurke suggerieren das doch sehr stark.

SANCTUM sieht einfach toll aus. Wunderschönes Spiel. Leider ist es in allen meinen Runden absolut durchgefallen. So sehr, dass ich mir immer neue Mitspieler suchen musste, lediglich einer hatte überhaupt Interesse an einer zweiten Runde. Dabei ist vermutlich die Erwartungshaltung, die das Spiel mit seiner visuellen Anlehnung an die bekannte „Diablo“-Reihe schürt, auch eine große Hürde. Denn der Schein trügt. Action und packende Kämpfe erwartet man hier vergebens, stattdessen entsprechen die Kernmechaniken eher denen eines eurolastigen Engine Builders.

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Eigentlich muss man über zwei unterschiedliche Spiele reden. Alles vor dem Bosskampf ist geradezu lächerlich einfach. Nicht ein Spieler hat auch nur einen Lebenspunkt vor dem Boss verloren. Und das liegt nicht etwa daran, dass wir alle so überragende Spieler sind oder über unverschämtes Würfelglück verfügen. Nein, SANCTUM ist absichtlich so entworfen. Der „Grind“ zum Boss soll in sich keine Herausforderung darstellen.

Der Bosskampf dagegen ist wirklich schwierig, womit ich an sich kein Problem habe. Allerdings gibt es nichts, was die Spieler auf diese Begegnung vorbereitet. Nichts, was ihre bisherigen Entscheidungen im Aufbau ihres Charakters auch nur annähernd auf die Probe stellt. Dagegen fühlen sie sich vom Boss unerwartet niedergeknüppelt. Die Spieler müssen am besten schon im Voraus wissen, was für ein Ausmaß an Schaden ihre Charaktere im Endkampf nehmen, das Spiel bereitet sie nämlich nicht darauf vor.

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Leider macht SANCTUM eines nicht, was sein digitales Vorbild ganz hervorragend hinbekommen hat: Die Kämpfe, die einen Großteil des Spiels ausmachen, machen in SANCTUM einfach keinen Spaß. Action sucht man vergeblich. Reines Würfeln ist dafür einfach kein geeigneter Mechanismus, am Ende ist Gelingen oder Scheitern reine Glückssache. Auch wenn die unterschiedlichen Charaktere etwas andere Fähigkeiten aufweisen, bereichern diese das Spielgefühl nicht ausreichend. Im Bosskampf sind sie auch zu vernachlässigen. Wichtiger ist, dass die Spieler möglichst viel Schaden mitigieren können.

Das Freischalten der Fähigkeiten und das Ausrüsten der Gegenstände sind clevere Mechanismen, die auch interessante Entscheidungen mit sich bringen. Leider sind sie in ein so uninteressantes System eingebettet, dass sie darin komplett untergehen. Diese Art von Würfelkampf kam schon vor über 35 Jahren bei TALISMAN zum Einsatz – modernes Spieldesign sieht anders aus.

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Interaktion zwischen den Spielern sucht man auch vergebens. Einzig bei der Auswahl der zu bekämpfenden Dämonen könnte man den Mitspielern eventuell etwas wegschnappen – da aber in den meisten Fällen direkt wieder aufgefüllt wird, ist auch diese Überlegung für die Katz.

Als Solospiel funtioniert SANCTUM dagegen ganz zufriedenstellend. Jedoch ist es aufgrund des geringen Wiederspielwerts und des hohen Preises auch dafür nur bedingt geeignet.

Und so fühlt sich SANCTUM trotz der so hochwertigen Produktion sehr unfertig und unausgegoren an. Mit einem anderen Kampfssystem, mehreren möglichen Pfaden auf den Spielplänen und einem vernünftig ansteigenden Herausforderungsgrad (vielleicht mit „Aktbossen“ am Ende jedes Spielplanes) hätte SANCTUM ein großartiges Spiel sein können. So sehe ich leider nur viel verschenktes Potenzial und wenig Wiederspielwert.

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Unterm Strich könnte einen Blick auf SANCTUM riskieren, wer

  • wirklich großen Spaß am Freischalten der Fähigkeiten hat und sich damit eine Maschine zusammenzimmern will
  • überproportionalen Gefallen an der zweiten Phase von GALAXY TRUCKER findet (in dem das eigene gebaute Raumschiff von zufälligen Ereignissen auseinander genommen wird)
  • ein begeisterter Solospieler ist.

Jedoch nur einen vorsichtigen, sehr zögerlichen. Allen anderen kann ich SANCTUM guten Gewissens nicht empfehlen.

 

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Engine Builder, 60-120 Minuten, 1-4 Spieler, Fantasy, Würfelspiel

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