TEST // Covil - Die Dunklen Herrscher - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Was mir bei „Covil – Die Dunklen Herrscher“ sofort ins Auge gefallen ist, ist der relativ simple, aber dennoch äußerst einprägsame Comicstil. Unterstützt wird der künstlerische Wert des Ganzen durch die Motive selbst, die der Spieleautor und -designer Luís Brüeh selbst als Tribut an die Animationsfilme und -serien der 70er-, 80er- und 90er-Jahre bezeichnet. Was vom Slogan vielleicht an die nervigen Trailer von Privatradiosendern („Das Beste aus den 80ern, 90ern und von Heute!“) erinnert, schafft durch Verquickung von Comic-Heroen in neue Figuren eine Hommage nach der anderen. Von Tweety und Sylvester zu den 3 Musketieren, von den X-Men zu Pinky & the Brain, von He-Man und She-Ra zu den Powerpuff Girls oder von Inspector Gadget zu den Ghostbusters, Brüeh gräbt tief in der Mottenkiste alter Helden und kreuzt dabei u.a. noch den Weg mit Zelda, den Thundercats, Asterix & Obelix, Super Mario und vielen mehr. In diesem Fall macht das Unboxing doppelt so viel Spaß und gerade das Auspacken der Karten sorgte bei mir für sehr viel Freude.
Beim Lesen der Anleitung war ich mir dann nicht mehr ganz so sicher, ob sich die Freude an den Motiven auch auf das Spielgefühl übertragen würde. Die einzelnen Phasen im Spiel wirkten relativ simpel und die Handlungsmöglichkeiten relativ eingeschränkt. Zudem erschienen mir die 4 Tage, die ein Spiel dauert, nicht sonderlich viel. Als Sahnehäubchen gab es dann am letzten Tag auch nicht mehr als 5 Truppen, was den Handlungsspielraum in meinen Augen deutlich einschränkte. Aber es nutzte alles nichts, ich musste meine wenigen Truppen in die Finsterlande entsenden und den Kampf um die Vorherrschaft in der namenlosen Stadt antreten.
Und tatsächlich begann es dann so, wie befürchtet. Die 2 bzw. 3 Truppen, die mir an Tag 1 bzw. Tag 2 zur Verfügung standen, fühlten sich sehr kümmerlich an und mit den anfänglichen 5 Gold waren auch keine großen Sprünge zu machen. Das Ansammeln von mächtigen Artefakten war nicht möglich, weswegen mir zu Beginn gefühlt nichts anderes übrigblieb, als exklusive Gebiete unter meine Kontrolle zu bekommen und dadurch frisches Gold zu generieren sowie auf dem Söldnermarkt nach Anhängern mit geeigneten Fähigkeiten Ausschau zu halten und zu hoffen, dass ich mir diese leisten kann. So gingen die ersten beiden Tage mit ihren drei Phasen für mich weitgehend unspektakulär zu Ende.
Ein wenig aufregender wurde es dann an den letzten beiden Tagen, da ich bis hierhin zumindest eine etwas anspruchsvollere Gefolgschaft angesammelt hatte und sich zudem mit 4 bzw. 5 Truppen einige Möglichkeiten ergaben. Wer das Glück hat, sich nicht mit jemandem im Kleinkrieg um eine Geländeart zu befinden, sollte bis hierhin soweit ausgerüstet sein, dass er die offene Konfrontation suchen und Festungen angreifen kann. Dadurch, dass ein Angriff nach und nach abgehandelt wird und so auf jede Karte eine frische Reaktion gespielt werden kann, entsteht teils eine recht witzige Dynamik, die bei zu viel Einsatz dadurch bestraft werden kann, dass ein nachfolgender Dunkler Herrscher gezielt einen Aufstand provoziert, wodurch die eigene Festung im schlimmsten Fall ohne Verteidigung dasteht.
Recht witzig ist dann wohl auch das Prädikat, dass ich „Covil – Die Dunklen Herrscher“ vergeben kann. Mir persönlich ist das Spiel zu begrenzt in allem. Zu begrenzt in den Möglichkeiten, zu begrenzt in der Laufzeit und zu begrenzt im Spiel an sich. Ich bin mit dem Kampf um die Stadt nicht so richtig warm geworden und habe nach den Partien für den Test auch nicht wirklich das Gefühl, dass ich das Spiel in nächster Zeit oder überhaupt noch einmal auf den Tisch holen möchte. Wer ein sehr leichtes Worker Placement und Area Control Spiel mit minimalem Deckbau und überschaubarer Spieldauer sucht, könnte hier seine Erfüllung finden. Für mich selbst waren es am Ende allerdings nur die Illustrationen, die mich begeistern konnten. Die Frage, wer letzten Endes die Finsterlande unter sein Joch bringt, lässt mich relativ kalt.
Bilder zum Spiel
Tags: Variable Helden-Fähigkeiten, 1-4 Spieler, Worker Placement, Fantasy, Area Control, Solospiel