Prototyp | Inferno
„Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“ Dante Alighieri beschreibt in seiner „Göttlichen Komödie“ den Abstieg durch die Kreise der Hölle, um seine Geliebte Beatrice zu retten. Gleichzeitig entfaltet sich in Florenz eine politische Intrige, die eine Welle plötzlich verstorbener Sünder in die infernalischen Weiten spült. Die perfekte Kulisse, um die Macht der eigenen Familie zu stärken, oder?
Red Mojo Games hat uns einen Prototypen von "Inferno" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Florenz und Verdammnis
In „Inferno“ lenken 1-4 Spielerinnen und Spieler die Geschicke jeweils einer florentinischen Dynastie – mit dem Ziel, deren Macht zu stärken.
Gespielt wird in zwei Phasen:
In der Höllenphase geleiten die Spielerinnen und Spieler die Seelen von Sündern durch die Kreise der Hölle, bis die Verdammten den Ort für ihre vorgesehene Strafe erreicht haben, also den Höllenkreis in der Farbe der Seele. Dies verschafft den Spielerinnen und Spielern Siegpunkte. Gleichzeitig gibt das Feld, auf dem eine Seele in der Höllenphase landet, eines von vier Quartieren an, das in der nun folgenden Phase zur Verfügung steht.
Denn in der Florenzphase wird ein Familienmitglied in bester Worker-Placement-Manier in ein Quartier von Florenz entsandt. An den verschiedenen Orten können unterschiedliche Aktionen ausgeführt werden, etwa um die Familie oder ihren Turm zu vergrößern, Reichtümer anzuhäufen oder verschiedene Vorteile in der Unterwelt, wie Passierscheine für Seelen, freizuschalten. Ebenso können wichtige Gäste in den eigenen Turm eingeladen werden - denn nur in ihrer Gegenwart können Sünder an den wichtigeren Plätzen der Stadt beschuldigt werden. Indem sie Sünder anklagen, bekommen die Spielerinnen und Spieler nämlich einerseits eingesetzte Familienmitglieder zurück, aber auch neue Seelen vor die Tore der Unterwelt, damit sich diese ihrem Schicksal stellen können.
Und stetig schreitet Dante immer weiter in die Tiefen der Unterwelt voran, jede Anklage eines Sünders bedeutet einen weiteren Schritt. Ist der Dichter an seinem Ziel angekommen, endet das Spiel und die Familie mit den meisten Siegpunkten gewinnt.
Schon ein Blick auf das Spielfeld lässt vermuten, dass es sich bei „Inferno“ um ein Expertenspiel handelt. Wer es sich ansieht und denkt: „Hui, da ist aber eine Menge los“, liegt richtig. Zwar ist die eigentliche Zugstruktur sehr übersichtlich, jedoch gibt es eine Unzahl von möglichen Aktionen, von denen ich bislang nur einen Bruchteil aufgezählt habe. Die Aktionskarten, für deren Aktivierung man Ressourcen erworben haben muss, die verschiedenen Wächter, die den Seelen die Reise durch die Unterwelt erschweren können oder die zwei unterschiedlichen Währungen sowie die Möglichkeit von Darlehen stellen nur einen Bruchteil des kleinteiligen Apparates dar, dessen Zahnräder aber am Ende doch ineinander greifen.
Ebenso gibt es ein umfangreiches Bonus-System für die Anklage der verschiedenen Sünder, das den Spielerinnen und Spielern sowohl unverzügliche Vorteile als auch Punkte in der Endwertung liefert. Dieses lässt sich zudem noch mit unterschiedlichen Aktionen manipulieren. Jede Menge Optionen also.
Ich muss an dieser Stelle zuerst einmal betonen, dass ich mit einer unfertigen Version des Regelheftes gespielt habe. Alle anderen Komponenten wirkten fertig und hochwertig, wenn auch einzelne Elemente in ihrer Gestaltung etwas polarisiert hatten. Das Regelwerk jedoch wies noch kleinere, offensichtliche Fehler auf, wie falsche Seitenverweise. Leider war diese Version auch nicht so übersichtlich aufgebaut, wie ich es mir gewünscht hätte. Während meiner Spielrunden traten immer mal wieder Sonderfälle und Regelfragen auf, die intensives Blättern und Suchen zur Folge hatten. Einige dieser Fragen blieben leider auch dann noch ungeklärt. Wie gesagt, das Regelheft lag mir nur in einer unfertigen Version vor, die hoffentlich noch überarbeitet wird. Erwähnen muss ich diese Mängel jedoch.
Ein anderer Makel des Spiels wird sich vermutlich nicht so leicht beheben lassen: „Inferno“ ist nur SEHR eingeschränkt für Farbenblinde geeignet. Bei einer einfachen Rot-Grün-Schwäche sollte es ohne größere Einschränkungen spielbar sein. Da sich meine Farbschwäche aber über das gesamte Spektrum erstreckt, konnte ich „Inferno“ nicht eigenständig spielen. Nicht nur liegen die Spielerfarben vergleichsweise nah beieinander, die verschiedenen Farben der Seelen und Höllenkreise sind von großer Bedeutung. In einigen Runden hatte ich daher einen Co-Piloten, in anderen Runden habe ich daher lediglich erklärt, verwaltet und beobachtet.
Das Feedback aus meinen Spielrunden fiel durchweg positiv aus (von den noch offenen Regelfragen abgesehen). Einige Spielkomponenten (etwa die Gestaltung der Seelenkarten) stießen nicht überall auf Gegenliebe. Auch bedurfte es immer einer gewissen Anlaufzeit, bis sich das Spiel allen Personen erschloss. Durchweg wurde aber das Thema und dessen Integration gelobt: Die „Göttlliche Komödie“ ist ein absolut unverbrauchtes Setting, zu dem die verwendeten Mechanismen hervorragend passen. An vielen Stellen wartet das (wie gesagt noch unfertige) Regelheft bereits mit stimmungsvollen Detailinformationen auf.
Durch einen teils modularen Spielaufbau und unterschiedliche Startbedingungen ist auch der Wiederspielwert gesichert. In nahezu allen Spielrunden wurde erklärt, „Inferno“ gern erneut spielen zu wollen. Die Spielzeit belief sich auf 2 bis 2,5 Stunden bei der Erstpartie und 3-4 Personen, folgende Partien gingen deutlich schneller und lagen eher bei 1,5 als 2 Stunden.
Ich würde „Inferno“ allen Strategen ans Herz legen, die thematische Euro-Games mögen, bei denen man vorplanen und auch die Züge der anderen Mitspielenden im Blickbehalten sollte. Worker-Placement, Action-Selection und Ressource-Management spielen bei „Inferno“ eine große Rolle. Für Personen mit Farbschwäche kann ich diese Empfehlung jedoch nur bedingt aussprechen. Das kann sich jedoch natürlich noch ändern, je nach Ausführung der finalen Komponenten.
Red Mojo Games will „Inferno“ 2024 veröffentlichen, eine Gamefound-Kampagne startet in Kürze unter https://gamefound.com/de/projects/red-mojo-games/inferno-deluxe-edition.
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Bilder vom Spiel
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Tags: 1-4 Personen, Worker Placement, Eurogame