Test | Fliptown
Willkommen in „Fliptown“, einer kleinen Stadt im wilden Westen, die bisher für nichts großes bekannt ist. Doch genau das wird sich ändern, wenn du in ihren Straßen zu einer Wild-West-Legende wirst. Ob nun als kleiner Hühnerdieb in der Prärie, goldfiebernder Prospektor in der Mine oder sogar als Grabräuber auf dem städtischen Friedhof, alle Wege stehen dir offen. Alles was du brauchst ist ein bisschen Glück beim Pokern und eine kleine Bestechung für den Sheriff
Wir haben "Fliptown" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Howdy, Fremder!
Ein paar Karten, ein abwischbarer Spielplan und ein Stift sind alles was nötig ist, um in den wilden Westen zu reisen. Drei Runden dauert jede Partie „Fliptown“. Egal ob allein oder mit bis zu vier Personen, der Ablauf bleibt stets gleich.
Der Stapel Pokerkarten wird gemischt. Eine Karte geht verdeckt an den Sheriff. Sie entscheidet später darüber welche Strolche verhaftet werden. Im Anschluss haben alle fünf Züge, wobei für jeden Zug drei Pokerkarten aufgedeckt werden. Eine Karte wird für das persönliche Pokerblatt gewählt. Nach der Zugphase bringt es Geld und Siegpunkte ein. Dabei ist ein höheres Ergebnis natürlich auch mehr wert. Die zwei anderen Karten legen fest in welchem Bereich des Tableaus etwas markiert wird. Dazu dienen jeweils die Farbe der einen und der Zahlenwert der anderen Karte. So wird mit der Farbe Karo die Mine besucht, der Wert der anderen Karte entscheidet welche Abzweigung der Mine markiert werden darf. Alle dürfen die drei Karten so einteilen wie sie es möchten. So kann eine Person eine Karte für ihr Pokerblatt nutzen, während eine andere sie für Farbe oder Wert nutzt.
Nach insgesamt fünf Zügen haben alle Mitspielenden eine Pokerhand gebildet und erhalten entsprechend der Tabelle Punkte und Geld. Auch Goldwaschpfannen und Hämmer sorgen in dieser Phase für Einkommen in Form von Geld und Goldklumpen. Das Gold ist selbstverständlich schön anzusehen und ist, wie auch das Geld, am Ende Siegpunkte wert, erfüllt jedoch noch einen anderen Zweck. Für zwei Nuggets kann die Farbe und für jeweils ein Nugget der Kartenwert verändert werden. Leider ist das nicht für das Pokerblatt erlaubt.
Nun wird der Sheriff aktiv. Seine Karte wird aufgedeckt und alle Personen am Tisch, die mehr Steckbriefe besitzen als ihr Wert, kommen in den Knast. Durch zahlreiche Tricks ist es allerdings möglich diesem Schicksal zu entgehen. In der Stadt gibt es ein Versteck für Banditen und wer entsprechend viel Geld in der Kirche lässt, kann den mittelalterlichen Ablasshandel noch einmal persönlich erleben. Das Gehalt des Sheriffs ist allerdings so bescheiden, das auch einige Nuggets genügen, um das Auge des Gesetzes in eine andere Richtung schauen zu lassen.
Kern jeder Partie sind die Zusatzaktionen. An verschiedenen Stellen auf dem Tableau gibt es als Belohnung für das Ankreuzen Zusatzaktionen, welche wiederum zu anderen Bereichen führen. In diesen Momenten muss weder auf Kartenwerte oder Farben geachtet werden. So kann eine Aktion auch zu mehreren Zusatzaktionen führen und einen kleinen Punkteregen erzeugen.
Wer nichts mit den ausliegenden Karten anfangen kann, darf aber auch immer den Friedhof nutzen. Auch im wilden Westen ist Grabräuberei allerdings nicht gern gesehen und schnell ist das eigene Konterfei auf mehr Steckbriefen als einem lieb sein kann. Anders verhält es sich natürlich, sollte vorher der örtliche Totengräber in der Stadt besucht worden sein. Als hilfsbereiter Freund ist es absolut unverdächtig, mit dem Spaten auf dem Friedhof, seinem guten Freund ‚behilflich‘ zu sein.
Nach drei Runden gewinnt schließlich die Person mit den meisten Punkten.
Wer etwas für thematische und etwas komplexere Roll’n-Write-Spiele hat, der dürfte mit „Fliptown“ eine gute Zeit haben. Die Regeln sind relativ einfach und wirklich jede Kleinigkeit steht zum Nachlesen an der richtigen Stelle. Wann werde ich verhaftet? Welche Karte muss ich mindestens ziehen um den Zug erfolgreich zu überfallen? Welche Belohnung bekomme ich für eine Straight oder ein Full House?
Das alles findet sich kurz und knapp genau dort, wo die Frage entsteht. Alles ist einfach wunderbar übersichtlich gestaltet. Und das gilt auch für den Spielfluss. Kein hektischen Hin und Her auf dem Tableau. Ressourcen sind schnell markiert und ebenso schnell ausgegeben. Die abwischbaren Stifte bieten einen sehr deutlichen Kontrast zum Spielfeld, sodass nichts übersehen wird.
Spielerisch bietet „Fliptown“ auch eine Menge in einer kompakten Schachtel. Die Stadt bietet zahlreiche Möglichkeiten mit ihren verschiedenen Gebäuden. Die Bank entspricht eher einem Kasino. Es kostet ein paar Dollar und dann wird auf Rot oder Schwarz gesetzt. Sollten alle drei Karten während eines Zuges diese Farbe haben, gibt es Siegpunkte. Wer das Büro des Sheriffs besucht, darf sich dessen Karte ansehen. Es gibt Claims und Ausrüstung zu erwerben.
Ein Halstuch verringert die Steckbriefe für Überfälle und wer den Totengräber zweimal aufsucht, bekommt sogar eine Schaufel von seinem Freund und erhält fortan auch noch Siegpunkte beim Gräber plündern. Das Reisen auf dem Trail und das Schürfen in der Mine lassen sich aufbessern und bieten ganz eigene Wege um an Punkte zu gelangen. Eine Ideallinie gibt es aber nicht. Jeder Weg kann beschritten werden und jeder kann auch zum Sieg führen. Die Verflechtung durch die Zusatzaktionen macht alles auch mechanisch reizvoller.
Nebst des eigenen Tableaus gibt es allerdings noch ein paar kleine Extras. Die Kopfgeldkarten bieten Anreize für verschiedene Meilensteine im Spiel. Wer sie zuerst erreicht, bekommt mehr Punkte als andere Mitspielende. Nicht immer passen die Ziele einer Kopfgeldkarte auch zur eigenen Strategie. Zum Gewinnen ist es aber auch nicht nötig jedes Kopfgeld zu kassieren. Statt gleicher Startressourcen stehen auch noch Charakterkarten zur Verfügung. Jede von ihnen gibt individuelle Startressourcen vor und bietet auch eine einmalige Sonderfähigkeit. Da kann der Outlaw mal einen Überfall machen ohne dafür Steckbriefe zu bekommen oder der Siedler darf ein Gebäude in der Stadt aufsuchen. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten.
Für das Solitärspiel liegen Cowbots bei. Diese mechanischen Gegner stehlen Karten und bekommen Punkte für nicht markierte Felder in den verschiedenen Bereichen des Tableaus. Ihre Aktivierungsbedingungen sind immer unterschiedlich und je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad erhalten sie mehr Punkte. Ein Sieg gegen die Cowbots ist möglich, benötigt aber natürlich auch ein bisschen Glück.
„Fliptown“ ist ein sehr gelungenes Flip’n-Write-Spiel. Die Entscheidungen sind knackig, aber nicht zu schwer. Die Spielzeit ist fast etwas zu kurz, denn durch die Pokerkarten fühlt es sich schon ein bisschen nach Glücksspiel an. Immer ist da die Hoffnung ein besseres Blatt zu bekommen. Doch die Spielzeit ist genau für dieses Gefühl perfekt gewählt. Es lässt immer etwas Sehnsucht auf die nächste Partie zurück. Egal ob es mal gut oder schlecht läuft, es gibt am Ende immer eine kleine Wild-West-Geschichte zu erzählen. Und so entstehen Legenden.
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Tags: Flip & Write, 1-4 Personen, 30 Minuten