Test | Bios: Mesofauna - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
Da wir vor „Bios: Mesofauna“ kein anderes Spiel dieser Reihe gespielt haben, waren wir gespannt, ob uns das Spiel überzeugen kann - insbesondere da „Bios: Mesofauna“ als zugänglicher als seine Vorgänger beschrieben wurde. Die Prämisse des Spiels und den wissenschaftlichen Hintergrund fanden wir sehr interessant und waren auf die Umsetzung im Spiel gespannt. Beim Öffnen der Spielschachtel waren wir noch begeistert, denn die kompakte Spielschachtel ist prall gefüllt mit Spielmaterial. Die verschieden Creeple sehen sehr schön aus und auch der Rest ist allgemein hochwertig. Auch die Tatsache, dass es zwei Regelhefte gibt, hat uns nicht abgeschreckt. Es ist ja eigentlich keine schlechte Idee ein komplexes Regelwerk aufzuteilen und Neulingen der Reihe in Einführungsspielen an die Spielmechaniken heranzuführen, ohne diese Personen möglicherweise direkt abzuschrecken.
Leider ist die Anleitung einer der größten Knackpunkte von „Bios: Mesofauna“ und hat uns schier zur Verzweiflung gebracht. Nicht selten konnten wir nicht unterscheiden, ob wir nun Spielregeln lesen oder für die nächste Biologie Leistungskurs-Klausur lernen. Die Anleitung ist gespickt mit wissenschaftlichen Fachbegriffen, die den Lesefluss stören und unserer Meinung nach in einer Spielanleitung wenig zu suchen haben. Gleiches gilt für die 71 (!!) Fußnoten, die weitere Informationen oder eigene Beobachtungen des Autors beinhalten. Hier stellt sich uns die Frage, ob die Beigabe eines dritten Nachschlagewerkes für Interessierte nicht der bessere Weg gewesen wäre, denn die Integration dieser (Pseudo-)Wissenschafts-Anteile geht definitiv auf Kosten der Verständlichkeit der Regeln. Bei einer Spielanleitung sollte die Verständlichkeit und Zugänglichkeit im Vordergrund stehen - das gilt auch und besonders bei Expertenspielen. Leider ist teilweise auch nicht zu unterscheiden, welche der Fußnoten Beobachtungen des Autors sind und welche Fakten wirklich wissenschaftlich belegt sind.
Zudem werden für in der Brettspielbranche feststehende Begriffe zum Teil einfach andere Begriffe verwendet, die selbst mit sehr guten Englischkenntnissen bei uns für Fragezeichen sorgten und das Verstehen der Regeln weiter erschwert haben. Das kleinste Beispiel hierfür wäre die Verwendung von „Chits“ anstelle von „Tokens“. Leider ist auch die zweite Anleitung, die das eigentliche Spiel erklärt nicht vollständig und teilweise redundant zur ersten Anleitung, die die Regeln des Einführungs-Spieles enthält. So werden Regeln teilweise doppelt und dreifach erklärt, während das zweite Regelheft bei anderen Aspekten lediglich auf den Inhalt des ersten verweist. Somit muss die erste Anleitung für das Einführungsspiel zwingend gelesen werden.
Ist das Regelstudium überstanden, können wir es nicht nur mit jedem Biologen aufnehmen, sondern stellen recht schnell fest, dass sich hinter den unnötig kompliziert beschriebenen Regeln eine in ihren Grundzügen recht einfache Spielmechanik versteckt. So haben wir jeden Zug die Möglichkeit, uns auf dem Kontinent auszubreiten, unsere Spezies weiterzuentwickeln, eine neue Spezies zu kreieren oder uns am Wettstreit „Survival of the fittest“ zu beteiligen. Leider konnte uns „Bios: Mesofauna“ auch hierbei nicht sonderlich überzeugen. Die Entscheidungen, die wir treffen, sind selten von großer Bedeutung oder spannend. Auch war meist recht offensichtlich, was die wohl aktuell effizienteste Aktion ist. Hat man sich doch mal in eine Ecke manövriert, wird man mit einigen leeren Zügen bestraft: die Entscheidungsmöglichkeiten sind dann stark eingeschränkt und wir haben uns in diesen Situationen dafür entschieden, eine Karte aus der Auslage zu nehmen.
„Bios: Mesofauna“ ist ein Expertenspiel, dessen Glücksfaktor für uns zu hoch ist. Die Events, die zufällig geschehen, wenn die oberste Karte des Nachziehstapels ein solches zeigt, machen vorher durchgeplante Züge teilweise zunichte oder geben Personen am Tisch Punkte, die u.U. noch gar nicht am Zug waren und z.B. nur aufgrund der Zugreihenfolge mehr Creeple im Spielbereich haben. Dabei kommt es im Spiel mit drei oder vier Personen zu dem Problem, dass es direkt in den ersten Zügen zu einer Wertung kommen kann, die die Anzahl der Figuren auf dem Spielfeld wertet. Die Person mit den meisten Figuren erhält dann ein Fossilplättchen gleichbedeutend mit einem Siegpunkt am Ende des Spiels. Die Person, die als erstes am Zug ist, hat nur eine einzige Figur auf dem Feld, während die vierte bereits 4 Figuren auf dem Feld hat. Kommt es in den ersten Zügen zu solchen Wertungen kann es sein, dass bereits ein Fünftel des Spiels vorbei ist und die Person, die als letztes in der Reihenfolge am Zug ist, bereits zwei Siegpunkte gesammelt hat.
Dieses Problem besteht im Zweipersonen-Spiel nicht, allerdings gibt es auch hier andere Schwierigkeiten in der Mechanik. Parasiten werden auf die Figuren von anderen Mitspielern platziert, und können nur durch andere Parasiten oder durch das Auslöschen der vom Parasiten befallenen Spezies wieder entfernt werden. Im Zweipersonen-Spiel führt dies zu folgendem Problem. Ich lösche nicht die Wirte meines Parasites aus, da mir jeder Parasit Punkte bringt, die andere Person kann die Parasiten nicht entfernen. Gleichzeitig versuche ich, alle die Karten aus der Auslage zu nehmen, die es der anderen Person am Tisch ermöglicht, Parasiten zu erhalten und schon habe ich einen großen Punktevorteil. Zudem ist das Spielende für uns zu variabel. Es wird nicht eine bestimmte Rundenzahl gespielt, das Spiel endet vielmehr, nachdem ein Kartenstapel leer ist oder alle Fossilplättchen verteilt wurden. Gerade bei Expertenspielen und Spielen mit Area Control ist eine gewisse Planbarkeit wichtig, die wir hier leider vermisst haben.
Das Spiel verfügt eigentlich über das Potenzial, ein sehr interessantes Area Control Spiel zu sein, hat allerdings einige Probleme in der Mechanik. Sobald eine Person es schafft einen Fleischfresser mit Gift zu verbessern, kann er einfach jede andere Figur im Spiel angreifen und bleibt so lange im oberen Teil des Hexfeldes bis ein anderer Jäger mit mehr roten Würfeln ihm den Platz streitig machen kann. Dieses Problem kann man aber sehr leicht umgehen, indem man seinen Fleischfresser mit Giftfähigkeit jede Runde mit roten Würfeln verbessert wenn man sieht, dass jemand versucht, eine Spezies mit mehr roten Würfeln zu generieren, was die Spannung aus einem kompletten Teil des Spiels nimmt. Hier wäre es toll gewesen, die Karten mit speziellen Eigenschaften und Fähigkeiten auszustatten, um mehr Abwechslung und Spannung in den Spielablauf zu bringen.
Insgesamt finden wir die Grundidee von „Bios: Mesofauna“ toll, neue Spezies zu entwickeln und die eigenen kleinen Tierchen quasi heran zu züchten. Leider war das Thema aber während des Spiels für uns total zweitrangig. Ob unsere Spezies Fleisch -oder Pflanzenfresser waren, hat uns recht wenig interessiert, lediglich die Position auf dem Hexfeld (also oben oder unten) war in diesem Fall interessant. Auch die Bedeutung der Farben der Pheromone geriet in den Hintergrund - wir haben einfach nur farbige Würfel gesammelt. Da „Bios: Mesofauna“ die Möglichkeit bietet, mit den anderen Spielen der Reihe verbunden zu werden, können wir uns vorstellen, dass Fans dieser Spiele mit „Bios: Mesofauna“ wenig falsch machen werden. Uns konnte „Bios: Mesofauna“ leider wenig bis gar nicht überzeugen und ob „Bios: Mesofauna“ wirklich dafür geeignet ist, die Reihe einem größeren Publikum zugänglich zu machen, halten wir für fraglich.
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Tags: 1-5 Personen, Area Control, Solospiel