Test | Small Army Tank Wars
Seitdem das Patent von Klemmbausteinen aller Art ausgelaufen ist und sich der Gigant „Lego“ nicht mehr alle Rechte sichern konnte, tauchten immer mehr neue Mitbewerber auf dem Markt auf. Einer dieser Rivalen war „Cobi“ der mit der „Keine echte Waffen“-Regel von Lego brach und versuchte sich auf dem Markt mit Klemmbausteinversionen von Panzern und Kampfflugzeugen zu behaupten. Nun versuchte sich „Cobi“ auch am Brettspielmarkt, um die eigene Spielwarensparte zu erweitern. Was uns „Cobi“ mit „Small Army Tank Wars“ hier auf den Wohnzimmertisch bringt, schauen wir uns im Test einmal genauer an.
Darum geht es im Spiel!
In „Small Army Tank Wars“ übernehmen zwei Personen die Rolle von Kommandierenden im zweiten Weltkrieg. Mit insgesamt drei Panzern müssen sie die jeweils andere Partei aus dem Spiel nehmen, bevor ihnen das gleiche passiert.
Hierfür werden Würfel und geheime Befehle genutzt, um die einzelnen Spielzüge unvorhersehbarer zu gestalten. Während in der Artillerie-Phase dank zweier Würfel und einem Koordinaten-Gitter Einschlagpunkte (und damit auch mögliche Schadenspunkte) ermittelt werden, planen die beiden Parteien geheim, wohin sie ihre Fahrzeuge bewegen wollen. Fahren sie dabei in eines der vorher festgehaltenen Einschlaglöcher erleiden sie Schaden. Fahren sie über Unterstützungskisten, können sie Handkarten ziehen, die ihnen während der Runden nützliche Effekte liefern.
Bevor die Panzer sich bewegen müssen beide Parteien festlegen, welche Felder sie beschießen wollen. Da jedes Fahrzeug eine bestimmte Vorgabe hat, in welche Richtungen sie fahren können, kann man hier theoretisch einschätzen, wohin der Schuss gehen sollte.
Sobald eine Partei das letzte Fahrzeug verloren hat, ist das Spiel vorbei.
„Small Army Tank Wars“ ist eines der wenigen Spiele, bei denen ich sehr lange überlegen musste, bevor ich dieses Fazit schreibe. Der Hauptgrund dafür sollte offensichtlich sein, da sich „Cobi“ mit der Kriegsthematik auf dem deutschen Markt wohl eher keinen Gefallen gemacht hat.
Man muss es sich schon ein wenig auf der Zunge zergehen lassen, dass beide Parteien hier mit Panzern aus Klemmbausteinen spielen, die an originale Vorbilder aus dem zweiten Weltkrieg erinnern und auch deren Namen tragen. Da das Spiel offiziell ab 8 Jahren spielbar ist, stellte ich mir ein Kind vor, das freudig mit seinem Panzerkampfwagen VI Tiger auf gegnerische Fahrzeuge schießt, während der Vater erst einmal erklärt, warum er vielleicht nicht grade die Deutschen in diesem Szenario spielen wollen würde. Ob eine solche Thematik in Brettspielen angebracht ist, sei dahingestellt und soll/kann an dieser Stelle auch gar nicht behandelt werden, da alle ihren eigenen Geschmack von Unterhaltung haben. Gleichzeitig ist „Small Army Tank Wars“ durch sein äußeres Erscheinungsbild, die Klemmbausteine und das Spielsystem zum Teil sehr auf Kinder angesetzt, was bei mir einen mehr als faden Beigeschmack hinterlässt. Dass der Slogan des Spiels „Wollen Sie spielen? Bauen Sie zuerst ihren eigenen Panzer!“ ist, macht die ganze Sache nicht eleganter.
Warum ich der Meinung bin, dass das Spielsystem auf Kinder abzielt, ist ebenso einfach zu erklären. Die Regeln lassen sich sehr häufig sehr absurd ausnutzen, sodass sich Fahrzeuge mit ungültigen Befehlen zum Stillstand zwingen lassen. Da die gegnerische Partei denkt, dass man sich bewegen muss, kann man so komplette Runden unbrauchbar machen. Die eigenen Fahrzeuge haben auch keinen Nachteil davon, wenn sie ineinander fahren oder ungültige Befehle bekommen. Sie bleiben einfach stehen, was teilweise das Beste ist, was sie machen können. Sobald sich die gegnerische Partei auf die Strategie angepasst hat, ist es meist schon zu spät, da alle drei der eigenen Schüsse auf ein Fahrzeug abzielen können und damit (und mit ein wenig vorausschauendem Denken) in jeder Runde mindestens ein Schadenspunkt verteilt werden kann. Schießt man mit dieser Strategie auf das kleinste Fahrzeug (das nur einen Lebenspunkt hat) nimmt man es beinahe garantiert aus dem Spiel, wodurch die andere Partei dauerhaft einen Schuss weniger hat.
Passiert das früh im Spiel, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von neuem beginnen. Das Ganze hat natürlich die Voraussetzung, dass die eigenen Fahrzeuge nicht bereits durch pures Würfelglück zerstört wurden. Da der Würfel zu Beginn jeder Runde vier Felder beschießt, kann es passieren, dass es direkt ein eigenes Fahrzeug erwischt (am besten das kleinste der Drei) oder mehrfach eine Position getroffen wird. Da die Bewegungsphase darauf ausgelegt ist, dass die Bewegungsmuster von den Einschlaglöchern beeinflusst wird, hat die Partei hier einen absoluten Vorteil, auf deren Seite der Würfel zu sein scheint. Da hier absolut kein Einfluss drauf genommen werden kann, hat der größte Anteil des Spiels mit purem Glück zu tun, anstatt mit der eigenen Strategie.
Erschwerend kommt hinzu, dass die deutsche Anleitung offensichtlich nicht richtig korrekturgelesen wurde, da viele Formulierungen so wirken, als würden sie eher einem Übersetzer entspringen als einer echten Person. Ein paar Satzfehler erschweren das Lernen der Regeln dann auch nicht mehr großartig. Da das verfügbare Regelvideo aber eh Regeln erklärt, die es so nicht ins Regelbuch geschafft haben, sollte wohl das Video der rechte Weg für die Lernkurve sein.
Abschließend ist zu sagen, dass „Small Army Tank Wars“ ein Spiel ist, das Kindern und jungen Jugendlichen eine Möglichkeit gibt, erste Berührungspunkte mit dem zweiten Weltkrieg zu erleben. Jedoch ist das Spiel weit davon entfernt, den auf der Spieleschachtel angepriesenen „lebendigen Geschichtsunterricht“ zu vermitteln. Im Grunde sollten alle Abstand von diesem Spiel nehmen, denen bei der Kombination der Worte Kinder, Panzer und Zweiter Weltkrieg schlecht wird. Der Rest kann sich das Spiel sicherlich mal anschauen, da zumindest die 40 Minuten, die es mich brauchte, die Fahrzeuge zusammenzubauen durchaus spaßig waren.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2 Personen, Kampfstrategie, Familienspiel