Test | In aller Ruhe

Verfasst von Thorsten & Vera am 13. April 2023. Veröffentlicht in Brettspieltest

Die Sonne wärmt die Haut, der Wind rauscht durch die Segel und vor uns die ewige Weite des Ozeans. Doch das Beste an alldem? Die allumfassende Stille. Denn auf unserem Schiff herrscht Sprechverbot. Wir alle haben uns zusammengefunden um die bevorstehende Reise "In aller Ruhe“ zu absolvieren. 

Das Spiel wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf die Bewertung hat dies keinen Einfluss!

Spielbeschreibung

"In aller Ruhe“ ist ein kooperatives Kartenspiel, in dem wir Karten in aufsteigender Reihenfolge in ein Raster spielen müssen. Um das Spiel zu gewinnen, muss das komplette Raster gefüllt sein und jeweils eine Aufbruch- und eine Ankunftskarte ausgespielt werden. Das Spiel macht dabei seinem Namen alle Ehre, denn die Personen am Tisch dürfen im Laufe der Partie nicht miteinander über das Spiel kommunizieren.

In jedem Zug muss entweder eine Karte in das Raster gelegt oder zwei Karten von der Hand abgelegt werden. Karten müssen dabei so gelegt werden, dass sie im Raster numerisch von der linken unteren Ecke bis zur rechten oberen Ecke aufsteigen. Die Karten mit den Zahlen von 1-80 können dabei frei im Raster platziert werden, so kann das Spiel auch mit bspw. einer 76 begonnen werden. Solange Karten nicht direkt angrenzend zu einer anderen Karte ausgespielt werden, entstehen keine weitere Kosten. Sollte eine Karte allerdings direkt neben eine bereits ausliegende Karte gespielt werden muss die Differenz zwischen den beiden Karten in Form von Handkarten von der Hand abgelegt werden. Das Ablegen von vielen Karten für eine einzige ausgespielte Karte sollte dabei vermieden werden, denn ist der Nachziehstapel einer Person aufgebraucht und kann diese keine weitere Aktion ausführen endet das Spiel mit dem Verlust der Partie.

Nur wenn das komplette 6x6 Raster gefüllt ist und auch die Aufbruch- und Ankunftskarte gespielt wurden, ist die Partie gewonnen. Die Ankunftskarte kann erst gespielt werden, wenn alle Felder des Rasters bereits gefüllt sind, es gibt zwar fünf Ankunftskarten in den Stapeln aller Personen aber während der Partie verstopfen diese nur die eigene Hand und können entsprechend abgeworfen werden. Doch Vorsicht, da man nicht kommunizieren darf, weiß man nie so genau ob noch genug Ankunftskarten im Spiel sind.

Neben dem Standardspielmodus gibt es noch kleine Module und Abwandlungen, um das Spiel länger interessant zu halten und auch den Schwierigkeitsgrad nach Belieben nach oben zu schrauben. So können die Randkarten nicht im klassischen 6x6 Raster ausgelegt werden, sondern in Form einer Pyramide oder Säulen. Neben der Auslageform des Rasters gibt es auch Ereigniskarten, die mit in den Kartenstapel gemischt werden können. Seeungeheuer und Stürme machen uns das Leben schwer, indem sie bereits ausliegende Karten zerstören oder unser Handkartenlimit nach unten setzen.

"In aller Ruhe“ ist ein kleiner Augenschmaus. Die kompakte Spielschachtel macht Lust auf mehr, da von außen nicht wirklich erkennbar ist, was für ein Spiel sich dahinter verbirgt. Die eher minimalistisch gehaltenen Illustrationen können sich wirklich sehen lassen und ziehen einen in ihren Bann. Auch die Kartenqualität konnte uns überzeugen. Für ca. 12€ erhält man mit "In aller Ruhe“ ein wirklich schönes und für den Preis hochwertiges Spiel.

Die Basisanleitung und das Regelblatt zu den Spielvarianten sind gut strukturiert, mit einigen Beispielen ausgestattet und ermöglichen so einen einfachen Einstieg in das Spiel. Viele Regeln gibt es nicht zu beachten, daher kann direkt losgespielt werden. Auch wenn das Regelwerk überschaubar ist, wird "In aller Ruhe“ an einigen Stellen knifflig. Da wir unsere Karten, ohne miteinander zu kommunizieren, ausspielen und evtl. Karten verdeckt abwerfen müssen, kann es hier schnell zu unlösbaren Situationen kommen und das Spiel ist verloren. Liegen beispielsweise die Karten mit den Ziffern 35 und 37 mit einer Lücke dazwischen aus und die 36 ist von einem Mitreisenden bereits abgeworfen worden, kann diese Lücke nicht mehr von einer Karte gefüllt werden und wir stranden auf hoher See.

Dadurch ist die Lernkurve zwar relativ hoch, da wir vorher begangene Fehler bestenfalls nicht mehr machen, aber "In aller Ruhe“ verkommt daher leider mehr zu einem Mathematikrätsel. Wen das allerdings nicht stört, bekommt hier ein entspanntes Spiel zum gemeinsamen Knobeln in toller Optik geboten, dass seinem Namen alle Ehre macht.

Leider hält sich für uns der Wiederspielreiz von "In aller Ruhe“ etwas in Grenzen, da wir an einen Punkt angelangt sind, wo wir denken das Spiel „geknackt“ zu haben. Es ist schön und lobenswert, dass bereits dem Grundspiel verschiedene Varianten beiliegen. Das Spielprinzip wird durch die Erweiterungen kaum verändert, sondern wird durch die Varianten und Mini-Erweiterungen schwerer, aber auch glückslastiger, da durch verschiedene Negativeffekte ausgespielte Karten zerstört werden oder zurück auf die Hand genommen werden müssen. Ersteres hat bei uns einige Male dazu geführt, dass wir gegen das Spiel verloren haben, aber nicht, weil wir Fehler gemacht haben, sondern weil das Glück uns nicht holt war und wir Lücken in der Kartenauslage nicht mehr schließen konnten.

Insgesamt ist "In aller Ruhe“ ein nettes, kleines Spiel für zwischendurch oder für einen gemütlichen Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Wir würden jedoch nicht mit mehr als zwei Personen in See stechen, da durch die Kommunikationsrestriktionen eine Partie "In aller Ruhe“ mit mehreren Mitreisenden deutlich an Schwierigkeit zulegt.

Bilder zum Spiel

Tags: 1-5 Personen, Kooperativ, Solospiel