Test | Dominations
In der Menschheitsgeschichte gab es viele Kulturen, die eine Blütezeit erlebten und wieder verschwanden. Viele von ihnen strebten nach Macht, territoriale Ausweitung und Fortschritt. Und genau darum geht es in "Dominations". Entwickle deine Nation zur besten in den Bereichen Handel, Kunst, Religion, Staatsgewalt, Handwerk und Wissenschaft. Kennst du schon alles? Ja, Civ-Spiele gibt es sicherlich viele, warum brauchen wir dann dieses?
Asmodee hat uns "Dominations" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Spielbeschreibung
"Dominations" von Holy Grail Games ist ein abstraktes Zivilisationsspiel und war ursprünglich ein Kickstarter. Seit Ende 2022 ist die deutsche Retailversion von Asmodee verfügbar, die Grundlage für diesen Test ist.
Eine Partie "Dominations" wird über drei Zeitalter mit jeweils fünf Runden gespielt. In jeder Runde führen die Spielenden in einer festen Reihenfolge nacheinander ihre Züge durch, wobei sich die Reihenfolge von Zeitalter zu Zeitalter ändern kann. Ein solcher Zug besteht wiederum aus drei Phasen: der Wachstums-, Bau- und Entwicklungsphase.
In der Wachstumsphase legen die Spieler und Spielerinnen die dreieckigen Landschaftsplättchen aus. Die Plättchen werden an bereits ausliegenden Plättchen oder an das sechseckige Startplättchen angelegt. Jedes Landschaftsplättchen ist einem der sechs Entwicklungsbereichen zugeordnet und hat in jeder der drei Ecken einen Kreis, der ebenfalls einem der sechs Bereiche farblich zugeordnet ist. Beim Anlegen wird Wissen entsprechend der Kategorie des Plättchens sowie der Kreise in den Ecken generiert. Darüber hinaus erhalten die Personen, die eine Stadt auf einem der beteiligten Plättchen gebaut haben, Extrawissen für den entsprechenden Bereich. Schließlich gibt es nochmals Extrawissen, wenn zwei berührende Kreise farblich korrespondieren. Durch die dreieckige Form der Plättchen ist es zudem möglich, dass ein sogenannter Locus entsteht. Bei einem Locus berühren sich sechs verschiedene Plättchen im Zentrum, wodurch Wissen für alle sechs Kreise generiert wird.
Das erhaltene Wissen wird einerseits für den Bau von Städten und Monumenten genutzt und andererseits für das Weiterentwickeln von Fertigkeiten der eigenen Zivilisation. In der Bauphase kann eine neue Stadt platziert, eine bestehende Stadt aufgewertet oder eine Monumentstufe gebaut werden. Städte generieren neben möglichem Extrawissen in der Wachstumsphase auch Einfluss. Dieser bringt am Ende jedes Zeitalters Siegpunkte. Außerdem erhöht sich je nach Stadtlevel das Maximum an Wissen, das gesammelt werden kann. Für Monumente gibt es ebenfalls Siegpunkte und andere Vorteile. Die Kontrolle über das Monument hat der Spielende mit den meisten angrenzenden Städten plus Monumentkarten. Wichtig wird das Kontrollieren eines Monuments jedoch erst am Ende des Spiels, da es dann Extrapunkte gibt.
In der Entwicklungsphase kann eine Fertigkeitskarte im eigenen Zivilisationsbaum angelegt, oder bestehende Karte weiterentwickelt werden, wodurch die Vorteile verstärkt werden. Auf den quadratischen Fertigkeitskarten befindet sich an jeder Seite ein Halbkreis in einer bestimmten Farbe. Beim Anlegen der Karten ist darauf zu achten, dass alle sich berührenden Halbkreise dieselbe Farbe besitzen. Die Kosten für die Fertigkeitskarten variieren zwischen drei, sechs und neun Wissen des entsprechenden Bereichs. Durch das Anlegen der Karte tritt entweder ein sofortiger einmaliger Effekt oder ein dauerhafter Vorteil ein. So senkt die Entwicklung der Kriegsführung zum Beispiel dauerhaft die Baukosten für ein Monument. Andere Effekte können Extrasiegpunkte für Monumente am Ende eines Zeitalters sein. Wieder andere Fertigkeitskarten erhöhen das Starteinkommen in einem der sechs Wissensbereiche zu Beginn eines neuen Zeitalters.
Letzteres kann wichtig sein, da am Ende eines Zeitalters zunächst geschaut wird, wer in jedem einzelnen Bereich am meisten Wissen übrig hat. Diese Person erhält neben Siegpunkten einen entsprechenden Vorteil für das kommende Zeitalter. Dies kann die Reihenfolge der mitspielenden Personen sein oder zusätzliche Landschaftsplättchen, aus denen später in der Wachstumsphase gewählt wird. Im Anschluss setzen alle ihr Wissen in allen Bereichen wieder auf null, außer sie haben eine Fertigkeitskarte, die das Startkapital erhöht.
Wer am Ende des dritten und letzten Zeitalters die meisten Siegpunkte hat, gewinnt die Partie. Punkte gibt es für Einfluss, Wissen, Monumente, Fertigkeitskarten und für das Erfüllen der Fraktionsziele.
"Dominations" ist ein Kennerspiel mit gut strukturierten Regeln und einer Spieltiefe auf nahezu Expertenniveau. Die Tischpräsenz ist einfach klasse. Der Fertigkeitenbaum sowie die abstrakte Landschaft sehen toll aus. Es macht einfach Spaß zu sehen, wie alles wächst – plant also genug Platz ein.
Was die Komponenten betrifft, so gefällt mir das allgemeine Aussehen des Spiels. Das mitgelieferte Inlay sowie die Kartenhalter sind sehr praktisch und erleichtern den Spielauf- und Abbau. Genau in diesem Punkt machen aber die Monumente einen Strich durch die Rechnung. Sie richtig, ohne auseinander zu bauen, in der Spielbox zu verstauen ist schon eine Herausforderung. Generell mag ich Duallayerboards doch optisch wie funktional sind die Spielertafeln für die Wissensbereiche ein absoluter Reinfall. Die dort eingesetzten winzigen Marker sind einfach nur schlecht. Teilweise passen die Marker nicht in die vorgesehene Punktespalte. Einige Marker habe ich per Skalpell in der Breite gekürzt. Die anderen Komponenten, wie die zahlreichen Karten, haben alle eine gute Qualität. Generell kann "Dominations" grafisch überzeugen, aber Farben wie Rot und Orange bei den Ressourcenkreisen sind sehr ähnlich, was zu Verwechslungen führen kann. Zusätzliche Symbole würden hier nicht nur Menschen mit Farbschwäche helfen.
Das Regelwerk umfasst 20 Seiten. Es ist locker mit großer Schriftgröße aufgefasst und mit zahlreichen Beispielen werden die Regeln sehr gut erklärt. Glossar und FAQ runden das Regelwerk ab, sodass der Einstieg ins Spiel leicht fällt. Spielhilfekarten mit einer kurzen Zusammenfassung des Spielzuges unterstützen dies zusätzlich.
Kommen wir zum Spielfluss von "Dominations". Es kann zu einer hohen Downtime bei den einzelnen Spielzügen kommen. Das Spiel ist sehr anfällig für den sogenannten Analyse-Paralyse-Effekt. Das liegt nicht an den Regeln sondern daran, dass die Personen am Tisch versuchen den besten Zug zu ermitteln. Dabei werden sie schlicht von der Vielfalt an Optionen erschlagen. Für mich ist dies der Hauptgrund, das Spiel nur zu zweit zu spielen. Die Erstpartie kann getrost als Testspiel gewertet werden, um das Spiel zu verstehen. Generell sind hier natürlich Personen, die "Dominations" zum ersten Mal spielen klar im Nachteil gegenüber denen, die das Spiel schon kennen. Die Spielzeit von ca. 120 Minuten in 2-Personen-Partien finde ich für diese Art von Spiel angemessen.
Meiner Meinung nach unterscheiden sich die Zivilisationen zu wenig. Gut, jedes Volk hat individuelle Ziele. Allerdings unterscheiden sich diese nur geringfügig. Trotz dieser Geringfügigkeit hatte ich das Gefühl, das manche Ziele eines Volkes einfacher zu erreichen sind als Ziele anderer Kulturen. Ein nicht unwesentlicher Faktor, denn diese Ziele geben viele Siegpunkte am Ende des Spiels. Ebenfalls sind auch die Boni der einzelnen Wissensbereiche sehr ähnlich. Und wo wir gerade bei Siegpunkten sind – bei "Dominations" sind 400 oder sogar 500 Punkte möglich.
Es gibt einen offiziellen Solomodus von HOLY GRAIL als PnP auf deren Website. Getestet habe ich diesen allerdings nicht. Soweit ich aber weiß, hat dieser ein eigenes Kartendeck und lässt sich auch bei einer 2er-Partie als dritter Konkurrent dazunehmen. Außerdem gibt es vier Erweiterungen, die unter anderem für mehr Interaktion sorgen sollen. Denn viel Interaktion bietet "Dominations" im Grundspiel nicht. Zwar fiebere ich oft beim Zug meines Gegners mit und hoffe, dass er nicht dort anlegt wo ich eigentlich hin möchte. Das war es dann aber auch schon. Mir hat der militärische Konflikt schon etwas gefehlt. Keine Streitwagen, keine Kriegselefanten – kein erobern von Städten. Hier verliert "Dominations" thematisch Punkte. Vielmehr wird die territoriale Macht in Form von Städten ausgeweitet. Es ist abstrakt aber auch erfrischend anders. Ich verliere nichts von dem was ich aufgebaut habe, sondern erhalte stets etwas. Dies verleiht dem Spiel eine gewisse Wohlfühlnote. Ich bekomme Ressourcen durch geschicktes anlegen, Fertigkeitskarten bringen mir coole Upgrades und ich kann diese großartigen Weltwunder bauen – herrlich – einfach ein schöner Enginebuilder.
Einer der Aspekte, der mir an "Dominations" am besten gefallen hat, ist das Sammeln von Ressourcen. Es ist nicht nur für das Platzieren von Strukturen auf dem Spielbrett oder für Karten im Technologiebaum wichtig, sondern auch für zusätzliche Siegpunkte und andere Boni am Ende der Runde. Hier wird sehr verzahnt auf mehreren Ebenen gepuzzelt. Bevor jede Ressourcenleiste auf null zurückgesetzt wird, wird ermittelt, welche Person in jedem Wissensbereich vorne liegt. Die Person am Tisch mit den meisten Ressourcen, erhält eine entsprechende Dominationskarte. Die Vorteile der Karten reichen vom Erhalt zusätzlicher Landplättchen bis zur Erhöhung der Ressourcen.
"Dominations" macht vieles anders und hat dadurch seine Berechtigung. Am ehesten kann es wohl mit "Tapestry" verglichen werden. Ich spreche hier eine klare Empfehlung für "Dominations" aus und es ist auf jeden Fall ein Must-Have für Civ- und Puzzle-Fans.
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Bilder vom Spiel
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Tags: Area Majority, Tile Placement, 60-120 Minuten, Zivilisation, Modulares Spielfeld, 2-4 Spieler