TEST | Cactus Town – Kickstarter & Retail Version - Fazit & Wertung Christian
Duell mit Platzpatronen
Zunächst klingt die Prämisse von „Cactus Town“ nach einer spaßigen Angelegenheit. Ähnlich wie in anderen Programmierspielen wie „Colt Express“ oder der Klassiker „Robo-Rally“ ist Chaos vorprogrammiert. Es gilt nicht nur den eigenen Plan zu verfolgen, sondern auch die Ideen der Mitspielenden zu erahnen. Hinzu kommt das Element der Asymmetrie. Da jede Fraktion ein anderes Spielziel verfolgt, bringt das frischen Wind in die chaotische Straßenschlacht.
Neben vielen kleinen möglichen Erweiterungen bietet auch das Grundspiel schon einige Abwechslung durch ein zweites Set der Stadtkarten. Diese beinhalten Ortsaktionen, die beim Betreten ausgelöst werden können. Ungeachtet all dieser zusätzlichen Spielereien, bleibt der grundsätzliche Spielablauf doch gleich. Gefühlt haben es dabei alle auf die Ganoven abgesehen, die fast mitleiderregend machtlos durch die Gegend geschubst werden. „Cactus Town“ wirkt in diesen Momenten sehr klein.
Obwohl es durch die Asymmetrie an Komplexität gewinnt, richtet sich „Cactus Town“ ganz klar an Familien. Leider fehlt es an einer deutlichen und einfachen Übersicht für die eigenen Siegbedingungen. Und selbst in der Variante mit Ortsaktionen bleibt das Spiel sehr seicht. Es fehlt an Chaos im Spielverlauf. Dadurch fühlt sich alles eher behäbig und langsam an. Der Glücksfaktor in Duellen kann da nur wenig helfen, denn selbstverständlich haben die besten Aktionskarten auch die höchsten Zahlenwerte. Wer klug und effektiv handeln möchte, muss also mit Platzpatronen in ein Duell ziehen.
Eine Partie „Cactus Town“ kann schnell vorbei sein und erfordert dafür relativ viel Aufbauzeit. Letztlich ist „Cactus Town“ selbst mit seinen Erweiterungen nur ein Spiel für zwischendurch und selbst dann kann es sich unbefriedigend kurz anfühlen. Ob es sich dabei um die günstige Grundversion mit Pappmarkern und Pappaufstellern der Figuren oder um die aufgeblasene Kickstarterversion mit Miniaturen und Holzscheiben handelt, ist egal. Das solide Grundkonzeption reicht leider nicht für einen abendfüllenden Western.