
Kommt nun die große Isolation der USA-Brettspielfans?
In einem großen Beitrag von W. Eric Martin auf BoardGameGeek.com wird noch einmal genauer auf die möglichen Auswirkungen aus amerikanischer, aber auch internationaler Sicht eingegangen (wir berichteten bereits). Mehr als 150 Verlage hatten auf einen Aufruf durch BGG reagiert und geäußert, was sie zu den von Amerika verhängten Strafzöllen denken.
Anmerkung vorab: Dabei war nicht klar, dass die Zölle für China auf 125% gehoben werden sollen, wie es Donald Trump am 9.4. auf Truth Social angekündigt hat. Trotzdem ist der Ausblick durchaus interessant, denn es könnte am Ende auch zu einer Stärkung des hiesigen Marktes kommen.
Amerikanische Conventions vor dem Aus?
Wie es in der Brettspielbranche üblich ist finanzieren sich Verlage durch große Stände auf internationalen Messen dieser Welt mit dem direkten Verkauf ihrer Spiele an die Laufkundschaft. Vor allem Neuheiten sind dabei Absatzbringer, die oft palettenweise verkauft werden. Verlage versuchen nun bereits gebuchte Flächen nachträglich zu reduzieren, weil sie dann nur ihren vorhandenen Bestand anbieten können. Ein deutscher Verlag sagte gegenüber BGG: „Ich hatte geplant, an der Gen Con teilzunehmen, aber jetzt weiß ich wirklich nicht, ob das eine Option ist. Da Trump einfach macht, was er will, und es alle paar Tage/Wochen ändert, kann im Moment niemand vorausplanen.“
Angst vor der Einreise
Noch erschreckender ist die Tatsache, dass wohl auch Besuchende geplante Reisen in Frage stellen, weil sie Angst vor willkürlichen Festsetzungen bei der Einreise haben. Das gilt dann auch für Aussteller. Ein kanadischer Verlag habe seine Teilnahme bei den Events unpub und BGG.Spring bereits abgesagt und erwägt, seine Stände auf Origins, Dice Tower East und BGG.CON abzusagen, sofern er kein lokales Personal findet. als Begründung sagte er zu BGG: „Als Kanadier fühle ich mich derzeit nicht sicher, nach Amerika zu reisen ... Ich wollte zum dritten Mal zur Gen Con gehen, um dort Veranstaltungen zu organisieren, werde das aber dieses Jahr nicht tun.“
Verliert Amerika den Anschluss an die Brettspiel-Community?
Erste Verlage lenken bereits gedruckte Spiele um, sodass diese nicht mehr in den amerikanischen Markt gelangen. Die Spiele landen stattdessen in Märkten wie Kanada, Europa, Australien und Neuseeland. Dort soll nun die Präsenz ausgebaut werden.
So kommen neue Verlage nach Essen zur SPIEL oder bauen dort ihre Präsents aus um auf dem hiesigen Markt aktiver zu werden.
Ein europäischer Verlag sprach gegenüber BGG ebenfalls von einem Umdenken: „Solange die aktuelle Situation anhält und angesichts des fast sicheren Umsatzrückgangs in den USA bei unseren zukünftigen Projekten, werden wir unser Marketing und unsere Produkte höchstwahrscheinlich auf andere Märkte wie Europa und Asien konzentrieren.“
Ein deutscher Verlag wird in Zukunft keine Lizenzspiele mehr in den USA veröffentlichen und Unterstützende im Crowdfunding müssen die Zölle in voller Höhe selbst tragen.
Andere Verlage reagieren indes noch radikaler und stornieren US-Bestellungen in Höhe von 117.700 US$. Nun wird geprüft, wie die Spiele anders produziert werden können.
Viele Verlage fürchten um das Überleben
Die Branche sieht auch in Amerika nicht anders aus als hierzulande. Viele Menschen betreiben einen Brettspielverlag als Nebengeschäft und genau diese Verlage könnten durch die aktuelle Situation in Schwierigkeiten geraten. Ein kleiner amerikanischer Verlag bringt es dabei auf den Punkt: „Ich habe mir fünf Jahre lang den Arsch aufgerissen, um ein Unternehmen aufzubauen, auf das ich stolz sein kann, und jetzt ist alles in Gefahr, weil [jemand] keine Ahnung von den Grundlagen der Wirtschaft hat.“
Quellen