VERGLEICH // BRASS: BIRMINGHAM vs BRASS: LANCASHIRE

VERGLEICH // BRASS: BIRMINGHAM vs BRASS: LANCASHIRE

Pepsi oder Cola? Playstation oder Xbox? Die Antwort auf diese Frage ist meist Geschmackssache und sorgt häufig für die Bildung zweier Lager. Ist dies auch bei BRASS: BIRMINGHAM gegen BRASS: LANCASHIRE der Fall? Nachdem Jesper bereits einen Test zu BRASS: BIRMINGHAM und ich zu BRASS: LANCASHIRE geschrieben haben, tauschten wir die Spiele um die Unterschiede festzustellen. Diese werden im Folgenden beschrieben, bevor wir jeweils unseren Favoriten und die Gründe dafür benennen. Vielleicht hilft es Euch bei der Qual der Wahl, welches der beiden Ihr kaufen wollt.

 

Welche Unterschiede gibt es?

Auf den ersten Blick sind viele Gemeinsamkeiten bei BRASS: BIRMINGHAM und BRASS: LANCASHIRE, im Folgenden nur als BIRMINGHAM und LANCAHSIRE genannt, zu erkennen. Der Name Brass weist bereits auf die Gemeinsamkeiten hin. So werden beide Wirtschaftsspiele über eine Kanal- und Eisenbahnepoche gespielt und es geht darum, sein eigenes Netzwerk aufzubauen, sein Einkommen zu steigern und die meisten Siegpunkte zu erzielen. Beide Spiele kommen mit schön gestaltetem Material daher, welches eine gute Qualität aufweist. In der Spielschachtel sind Spielertableaus, Karten mit verschiedenem Artwork in Leinenprägung und einem doppelseitigem Spielplan enthalten, dazu die Ressourcen Eisen und Kohle.

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Bei den Spielertableaus wird gleich der große Unterschied zwischen den Versionen erkennbar. Bei BIRMINGHAM ist das Spielertableau etwas größer und enthält sechs statt fünf verschiedene Industrieplättchen. Gleich drei davon (Baumwollspinnereien, Fabriken und  Töpfereien) produzieren Waren, die mittels der dritten Ressource Bier verkauft werden wollen. Dahingegen gibt es in LANCASHIRE kein Bier und nur Baumwollspinnereien. Dafür gibt es hier Häfen, die benötigt werden, um die Waren der Baumwollspinnerei zu verkaufen, sprich diese umzudrehen. Neben den Häfen gibt es noch Werften, die viele Siegpunkte garantieren und Ähnlichkeit zu den Töpfereien haben.

Nicht nur die Spielertableaus unterscheiden sich, sondern ebenso der Spielplan. LANCASHIRE hat auf der Rückseite eine 2-Spieler-Variante, die von der Community entwickelt wurde. Dahingegen sind die Vorder- und Rückseite bei BIRMINGHAM spieltechnisch identisch und sind nur farblich (hell und dunkel) verschieden. BIRMINGHAM bietet etwas mehr Platz für die Netzwerke der Spieler mit 22 Orten, zwei davon sind ländliche Brauereien, 49 Plätzen für Industrieplättchen und fünf freien Märkten, wovon jedoch nicht immer alle zur Verfügung stehen. Im Gegensatz dazu hat LANCASHIRE 19 Orte, 43 Plätze für Industrieplättchen und drei freie Märkte. In LANCASHIRE sind zudem alle Häfen im Westen angeordnet, so dass eine Anbindung nach dort unerlässlich für den Verkauf von Waren ist. Bei BIRMINGHAM ist das notwendige Bier, beziehungsweise die Orte auf denen die passenden Industrieplättchen „Brauerei“ gelegt werden können, über die Karte verteilt.

Das Bier ist in BIRMINGHAM ein wichtiger Spielaspekt, welches nicht nur für den Verkauf von Waren benötigt wird, sondern ebenso für den Bau von zwei Eisenbahnstrecken in einer Aktion. Zu Anfang steht bei einigen der freien Märkte Bier zur Verfügung, dessen Verteilung zugelost wird, wodurch der Spielplan von Spiel zu Spiel variiert. Die Nutzung von diesem Bier ist einmalig und dessen Nutzung bringt einen Bonus mit sich. Ein Wettrennen gibt es ebenso bei LANCASHIRE, denn dort kann bei dem Verkauf über den fernen Markt zusätzliches Einkommen erzielt werden. Der ferne Markt erschöpft sich jedoch schnell und bietet ein kleines Push-Your-Luck Element. Hierzu reicht ein Anschluss an einen Hafen oder fernen Markt im Gegensatz zu verschiedenen Märkten bei BIRMINGHAM, die sich an verschieden Stellen am Rand des Spielplans befinden.

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Neben den großen Unterschieden des Spielplans, der Spielertableaus und der zusätzlichen Ressource Bier gibt es noch ein paar kleinere Verschiedenheiten.  Bei BIRMINGHAM wird mit weniger Geld gestartet, welches am Ende keine Siegpunkte bringt. Zudem dürfen dort nur 30er Kredite genommen werden, diese dafür bis zum Spielende anstatt bis zur 5. letzten Runde der Eisenbahnepoche wie in LANCASHIRE. Außerdem gibt es in BIRMINGHAM die Aktion „Jokerkarten nehmen“, bei der eine Karte für die Aktion sowie zwei weitere Karten abgeworfen werden und im Gegenzug je ein Orts- und Industriejoker genommen werden darf. Bei LANCASHIRE dürfen dagegen zwei Karten statt einer bei einer Bauaktion abgeworfen werden, um irgendwo zu bauen.

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Frederiks Favorit

Zunächst einmal muss ich sagen, dass mir beide Spiele sehr gut gefallen. Wer ein strategisches Wirtschaftsspiel sucht oder ein Fan dieser Art von Spiel ist, der sollte sich eins von beiden zulegen. Nun seid Ihr vermutlich hierhergekommen, um rauszufinden, welches von beiden Euch mehr zusagt. Dann versuche ich Euch mal etwas weiterzuhelfen:

BIRMINGHAM ist etwas kopflastiger und verzwickter, denn neben den bekannten Planungen aus LANCASHIRE müsst Ihr zusätzlich für ausreichend Bier sorgen, sowohl für den Verkauf von Waren als auch für den Bau von zwei Eisenbahnstrecken bei einer Aktion. Für manche Spieler mag Bier ein zusätzlicher Anreiz für ein Spiel sein und die kleinen Fässchen fördern diesen Reiz auf alle Fälle. Für mich hat diese zusätzliche Ressource bei BIRMINGHAM keinen spielerischen Mehrwert, denn das Spiel verändert sich dadurch nicht grundlegend. Es gibt einfach eine weitere Ressource. Eher sinkt der Spielspaß durch dieses Element, denn die Entscheidungen müssen noch besser durchdacht werden, was bedeutet, dass die Spieler länger nachdenken und die Wartezeiten sich vergrößern. Die höhere Komplexität sorgt dabei nicht für einen schwereren Einstieg, denn trotz der vielen Entscheidungsmöglichkeiten, oder gerade deswegen, werden Fehlentscheidungen in BIRMINGHAM nicht so stark bestraft wie in LANCASHIRE. Dass es wunderbar ohne dieses Element funktioniert und es mit Eisen und Kohle als Ressource genug Komplexität und strategische Tiefe gibt beweist LANCASHIRE. Zudem habe ich den Eindruck, dass Bier beziehungsweise Brauereien zu einer dominanten Strategie führen. Bier wird sowohl für den Verkauf als auch für den effektiven Eisenbahnbau benötigt, wodurch der Verkauf bei meinen Partien in der Eisenbahnepoche etwas in den Hintergrund gerückt ist und nicht mit dem Streckenbau mithalten konnte.

 

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LANCASHIRE ist das interaktivere Spiel. Nicht nur ist der Spielplan etwas enger und kleiner von den Ortschaften und Plätzen, sondern die Häfen sorgen für eine starke Westorientierung der Spieler. Ebenso wie bei den Brauereien in BIRMINGHAM können die Spieler die Häfen der Mitspieler in LANCASHIRE nutzen. Durch die Westorientierung der Spieler ist die Anbindung dieser leicht, wodurch die Nutzung wahrscheinlicher wird und die Interaktion steigt. Der engere Spielplan und das fehlende Bier sorgen dafür, dass die Kohle von Mitspielern eher verbraucht wird. Hierdurch ist es leichter sich auf bestimmte und verschiedene Industriezweige zu fokussieren.

Neben diesen beiden großen Spielunterschieden gibt es noch einige Kleinigkeiten, die bei der Wahl meines Favoriten eine kleinere Rolle spielen. Die Jokeraktion in BIRMINGHAM ist definitiv besser als die Aktion in LANCASHIRE, bei der zwei Karten für eine beliebige Bauaktion ausgeben werden, wobei beide nur selten im Spiel genutzt werden. Warum in BIRMINGHAM nur 30er Kredite erlaubt sind, hat sich mir nicht erschlossen, meist würde ich diese zwar sowieso wählen, in seltenen Situationen fehlt mir dort jedoch die Entscheidungsfreiheit einen geringeren Kredit zu nehmen. In BIRMINGHAM variiert der Spielaufbau durch die freien Märkte zwar, dieses hat dabei einen marginalen Einfluss auf den Spielablauf. Beide Spiele haben einen gewissen Glücksfaktor bei den freien Märkten. Wer in LANCASHIRE den freien Markt schneller nutzen kann, bekommt einen Einkommensbonus. In BIRMINGHAM sind dies andere Boni und Gratisbier. Es ist schwer zu sagen, welcher Glücksfaktor größer ist, denn beide hängen von den Ortskarten der Spieler ab. Mir persönlich hat Lancashire in diesem Punkt mehr zugesagt, denn die Boni der Märkte in BIRMINGHAM sind unterschiedlich stark und unterschiedlich leicht zu nutzen. Dagegen haben die freien Märkte in LANCASHIRE die gleichen Zugangsbedingungen, auch wenn der erste Spieler hier einen kleinen Vorteil erhält. Zu guter Letzt ist noch der Spielplan zu nennen, der für zwei Spieler bei LANCASHIRE zusätzliche Abwechslung bietet, selbst wenn das Spiel mit drei oder vier Spielern spannender ist.

Insgesamt bewegen wir uns bei beiden Spielen auf einem sehr hohen Spielniveau. Vermutlich konntet Ihr bereits erahnen, dass mir LANCASHIRE dabei besser gefällt. Wer wie ich eine hohe Interaktion und knallharten Wettbewerb mag, ist mit LANCASHIRE gut beraten. Wer Bier möchte, ein Spiel welches etwas zugänglicher ist, durch Elemente wie die Jokerkarten oder, dass Fehler weniger Einfluss auf den Spielverlauf haben, der sollte eher zu BIRMINGHAM greifen. Wobei nicht vergessen werden darf, dass dieses etwas kopflastiger ist, was wiederum zu höheren Wartezeiten führen kann.

 

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Jespers Favorit

Auch ich freue mich heute sehr, Euch meine Zweitmeinung zu LANCASHIRE vorstellen zu dürfen. Ich will an dieser Stelle schon vorwegnehmen, dass mir beide Spiele äußerst gut gefallen haben. Vom Artwork, über die Mechaniken, bis hin zum Material stimmt hier einfach alles und sollte ich hier meckern, dann auf sehr hohem Niveau.

LANCASHIRE besitzt, ebenso wie BIRMINGHAM, ein sehr schön gestaltetes Cover und tolle, unterschiedliche Artworks auf den einzelnen Karten. Die verschiedenen Illustrationen sind fantastisch gestaltet. Lediglich das Cover gefällt mir bei BIRMINGHAM etwas besser.

Die Anleitung, Karten, Token und das Geld ähneln denen von BIRMINGHAM sehr, sodass auch LANCASHIRE einen hochwertig produzierten Eindruck machen. Ebenso sind die Spielertableaus aus dicker Pappe gefertigt und schön gestaltet.

Anders als in BIRMINGHAM nimmt Baumwolle hier die zentrale Rolle ein, da es an Baumwollhändler verkauft werden kann. Hierdurch kann Baumwolle mehr Einkommen erwirtschaften, als auf dem Industrieplättchen abgebildet ist. Gleichzeitig bietet dies dem Spiel einen zusätzlichen Push-Your-Luck Mechanismus, was einigen Spielern gefallen dürfte.

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Doch macht LANCASHIRE wirklich alles besser? Beispielsweise sind Kohle und Eisen zu Beginn günstiger, was ein schnelles Entwickeln ermöglicht und ein Nachteil für ungeübte Spieler sein kann, Geld gibt am Ende Siegpunkte, was die Spieler veranlassen kann, grundlos Kredite aufzunehmen, es sind keine Jokerkarten enthalten und es sind mehr Städte in der Kanalepoche unzugänglich. Dies sind alles Kleinigkeiten, doch lassen das Spiel etwas steifer und holpriger wirken, als BIRMINGHAM.

Alles in allem bin ich rundum zufrieden mit LANCASHIRE. Mir hat das Spiel großen Spaß bereitet, da es BIRMINGHAM sehr ähnelt. Braucht Ihr nun beide Spiele in Eurer Sammlung? Die Frage würde ich, auch wenn einige Personen mir nun widersprechen würden, mit „Nein“ beantworten. Braucht Ihr eines der Beiden in Eurer Sammlung? Kommt ganz darauf an, ob Ihr auf Medium-Heavy Euro Games steht. Wenn Euch das Thema und die Mechaniken gefallen, dann gehört ein BRASS in Euer Regal.

Mein persönlicher Favorit ist BIRMINGHAM, da das Spiel planbarer ist und mehr taktische Tiefe bietet. Außerdem fühlt es sich beim Spielen sanfter und flüssiger an. Nichtsdestotrotz kann ich jeden verstehen, der LANCASHIRE vorzieht, da es sich um ein Brettspielmeisterwerk handelt, welches geschickt verschiedenste Mechanik miteinander zu verknüpfen weiß.

 

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