Test | Diesel Demolition Derby
In einer dunklen Gasse hört man Gerüchte. Zwielichtige Gestalten reden von einem gefährlichen Turnier. Beim „Diesel Destruction Derby“ winken Ruhm und Ehre - und natürlich jede Menge Geld. Alles, was man für den Sieg braucht, ist das kampfstärkste Team aus gefährlichen Maschinen, um allen anderen Mitbewerbern schnell den Garaus zu machen. Kleinigkeit, oder?
Das Spiel wurde gekauft. Auf die Wertung hat dies keinen Einfluss!
Von Panzern, Mechs und Wunderwaffen
Bei „Diesel Demolition Derby“ versuchen 2-6 Personen, in einem Derby, also in einer Runde, das Team an Maschinen mit der höchsten kombinierten Kampfstärke in den Kampf zu schicken und so das Derby für sich zu entscheiden.
Zuerst wird der verfügbare Kartenpool an die Zahl der Spielerinnen und Spieler angepasst, ungenutzte Karten werden aussortiert.
Jede Person bekommt 5-8 Karten, abhängig von der Zahl der Spielerinnen und Spieler. Bei 2 Personen sind es 7 Karten, bei 3 oder mehr ist es die Zahl der Spielerinnen und Spieler plus 2.
Anschließend beginnt das Derby. Jede Person wählt aus ihrer Kartenhand einen Kontrahenten aus, den sie in den Kampf schicken möchte. Die Maschinen unterscheiden sich in ihrer Kampfstärke (die von 0-4 Punkte betragen kann) und in ihren Effekten.
Die ausgewählten Kontrahenten werden alle gleichzeitig aufgedeckt und ihre Effekte abgehandelt.
Es gibt folgende Effektarten:
Andauernde Effekte: Diese Effekte sind sofort aktiv, wenn die Karte aufgedeckt wurde und bleiben es solange die Karte offen im Spiel ist (egal, unter wessen Kontrolle).
Runden-Effekte: Diese Effekte dauern von dem Moment, in dem die Karte aufgedeckt wurde, bis zum Ende des Zugs, auch wenn der Kontrahent abgeworfen wurde.
Instantane Effekte: Diese Effekte werden der Reihe nach (vom stärksten zum schwächsten Kontrahenten) nach dem Aufdecken der Karten abgehandelt und werden jeweils nur einmal pro Spiel ausgeführt.
Derby-Effekte: Diese Effekte greifen nur am Ende eines Derbys.
Danach gibt man seine (um eine Karte reduzierte) Hand an die Person links ab und erhält von rechts eine neue Hand. Wieder schicken alle Personen einen Kontrahenten ins Derby.
Es wird gedraftet, bis alle Personen nur noch zwei Karten auf der Hand haben. Dann wird eine der beiden Karten abgeworfen, der verbliebene Kontrahent ins Rennen geschickt. Es werden die Effekte abgehandelt, danach kommt die Schlusswertung des Derbys. Die Person mit dem schlagkräftigsten Team gewinnt und bekommt ein Zahnrad-Drittel.
Wer zuerst ein vollständiges Zahnrad /also drei gewonnene Derbys) hat, gewinnt „Diesel Demolition Derby“.
An sich ist „Diesel Demolition Derby“ ein schnelles Drafting-Spiel, in dem sich Mechs und Panzer ordentlich auf die Mütze geben. Das Artwork auf den Karten ist sehr stilvoll, die Karten auch übersichtlich gestaltet. Die Karten-Qualität ist eher mittelmäßig, durch das leichte Leinen-Finish sind sie sehr rutschig. Wie leider so oft ist die (stimmungsvoll gestaltete) Schachtel leider etwa 3 Mal so groß, wie sie eigentlich sein müsste, eine Deckbox würde absolut ausreichen.
Die Anleitung ist auch nicht so gut strukturiert, wie sie sein könnte. Es wäre meiner Ansicht nach hilfreicher, zuerst den Spielablauf zu erklären und dann erst auf die einzelnen Effekte einzugehen, damit es überhaupt einen Kontext für deren Erklärung gibt. Beispiele gibt es nur in Form sehr kleiner Grafiken. Zugegebenermaßen sind die Regeln übersichtlich und alle, die schon mal ein Draftingspiel wie „Sushi Go“ oder „7 Wonders“ gespielt haben, werden schnell zurechtkommen, trotzdem hätte die Anleitung etwas mehr Feinschliff vertragen können. Wichtige Passagen oder Ausnahmen sind zumindest gut hervorgehoben.
Die erste Runde „Diesel Demolition Derby“ erscheint frisch und unverbraucht. Die Karteneffekte sind recht simpel und verständlich, ein paar der Kartentext hätten jedoch etwas eindeutiger formuliert sein können. Es gibt ein paar interessante Entscheidungen zu treffen, dazu wird (wie immer beim Draft) das Gedächtnis bemüht.
Leider ist der Lack des Spiels aber auch sehr schnell ab: Denn zu zweit oder zu dritt spielt man immer mit den gleichen 17 Karten. Also hat man schon beim ersten Spiel fast alles gesehen, was es bei dieser Personenzahl zu sehen gibt. Der Wiederspielwert ist also vergleichsweise gering.
Was also tun? Genau, die Personenzahl verändern. So kommen weitere Karten ins Spiel. Leider skaliert die Spieldauer aber mit weiteren Personen ebenfalls deutlich. Denn während man bei zwei Personen 3 bis 5 Derbys spielt, sind es bei sechs Personen 3 bis 13 Derbys. Und jedes Mal hat man schon nach der ersten Runde nahezu alle Karten für die jeweilige Personenanzahl gesehen. Sogar zu viert können bis zu 9 Derbys für einen Sieg nötig sein – und nach der Hälfte war in meinen Testrunden dann auch immer schon die Luft raus. Die angegebene Spielzeit von 20-30 Minuten stimmt jedenfalls absolut nicht. Ich persönlich frage mich sogar, ob das Spiel im Vorfeld überhaupt mal mit 6 Personen getestet wurde. Denn mit dieser Personenzahl erscheint mir das Spiel nur noch glücksbasiert zu sein, komplett zufällig. Kombiniert mit einer möglicherweise sehr langen Spieldauer und einfach zu wenig verschiedenen Karten kommt kaum Spielspaß auf.
Es fehlt ganz klar an Varianz in „Diesel Demolition Derby“. Die Erweiterung „Arenas“ soll dies etwas verbessern, jedoch lag diese nicht zum Test vor. Dafür wies das Spiel die Deluxe-Ausstattung auf, also Zahnraddrittel in schöner Metall-Variante. Stimmungsvoller Touch, der aber leider den Spielspaß nicht anhebt.
Ach ja, Stimmung: Das Thema „Mech / Panzer / Roboter-Kämpfe“ erscheint auf den ersten Blick reizvoll, das gute Artwork und die sinnvolle Gestaltung der Karten unterstützt das. Dann denkt man aber etwas über das Thema nach und merkt, dass es leider nur übergestülpt ist. Denn für das Drafting, also die Kernmechanik des Spiels, gibt es keine thematisch sinnvolle Erklärung. Zumal auch gar nicht erst versucht wird, großartiges Worldbuilding zu betreiben.
In einem Vakuum hätte ich „Diesel Demolition Derby“ vielleicht nicht so harsch bewertet wie ich es jetzt tue. Es hat beispielsweise einiges mit „Fantasy Realms“ gemein – und „Fantasy Realms“ mag ich sehr. Für sich allein hätte „Diesel Demolition Derby“ möglicherweise diesen Platz in meinem Herzen (und meinem Spieleregal) erobern können. Leider aber gibt es kein Spiele-Vakuum.
Unterm Strich kann ich „Diesel Demolition Derby“ daher nicht zum Kauf empfehlen. Wenn es irgendwo mal zum Spielen steht, ist es durchaus für 2, 3, ja vielleicht auch 4 Derbys interessant – dann wird es meist aber auch schon reichen. Wer ein kleines Kartenspiel mit einfachen Regeln und interessanten Effekten sucht, ist mit „Fantasy Realms“ deutlich besser beraten, wer draften möchte, greift besser zu „Sushi Go (Party)“ „Punktesalat“ oder gleich zu „7 Wonders“. Wer es eher noch minimalistischer möchte, landet bei „Love Letter“.
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Bilder zum Spiel
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Tags: 2-6 Personen, Drafting, Familienspiel, Kartenspiel