Test | Boss Monster
Schöne Pixelgrafik, Oldschool-Flair – da schwelgen viele in Erinnerungen an vergangene Zeiten. Retrospiele tauchen im Videospielbereich immer wieder auf. „Boss Monster – Baue Deinen Dungeon“ ist eindeutig von solchen Spielen inspiriert und bringt die 8-bit Grafik auf den Tisch. Das zieht ohne Frage an. Was „Boss Monster“ abseits davon noch bieten kann, erfahrt ihr im Test.
Wir haben "Boss Monster" selbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Draculord oder Xyzax
In „Boss Monster“ geht es nicht darum, einen Dungeon zu durchqueren, dabei Monster zu besiegen und Fallen auszuweichen, bis schließlich der Endboss in Erscheinung tritt. Im Gegenteil: ein eigener Dungeon muss gebaut und mit Fallen und Monster besetzt werden, es müssen Helden und Heldinnen zwar angelockt, aber auch daran gehindert werden, ans Ende zu gelangen. Die Spielerinnen und Spieler verkörpern den jeweiligen Boss und sind gleichzeitig Architektinnen und Architekten ihres Dungeons.
„Boss Monster“ ist ein reines Kartenspiel für 2-4 Personen. Nach einer kurzen Vorbereitung (Helden-, Raum- und Zauberkarten mischen und getrennt in die Tischmitte legen), werden die Bosskarten zufällig ausgeteilt. Alle legen ihre vor sich ab und ziehen als letzte Vorbereitung fünf Raum- und zwei Zauberspruchkarten. Zwei der gezogenen Karten werden abgeworfen und dann geht es los.
Es gibt pro Runde 5 Phasen in „Boss Monster“.
Am Rundenanfang wird eine Heldenkarte pro Person vom Stapel in der Tischmitte aufgedeckt und alle ziehen eine Raumkarte. Nun folgt die Bauphase, in der ein Raum gebaut, verbessert oder überbaut wird. Die entsprechende Karte wird erst verdeckt vor sich abgelegt, dann gleichzeitig aufgedeckt und eventuelle Effekte der Reihe nach ausgeführt. Der Dungeon darf dabei nie länger als fünf Räume werden.
In der Anlockphase bewegen sich die ausliegenden Helden und Heldinnen zum Eingang des Dungeons, der die meisten gesuchten Schätze bietet. Dazu gibt es auf allen Helden-, Raum- und Bosskarten ein Symbol (Relikte, Ausrüstung, Zauberbücher, Gold). Falls in zwei oder mehr Dungeons für ein gewünschtes Symbol die gleiche Anzahl ausliegt, bleiben die entsprechenden Helden und Heldinnen in der Stadt und laufen erst in einer späteren Runde los.
Wenn alle heldenhaften Charaktere vor dem passenden Dungeon stehen, beginnt die Abenteuerphase. Der Dungeon muss von links nach rechts durchquert werden, wobei jeder Raum Schaden verursacht oder Effekte ausgelöst werden, sobald er betreten wird. Die Heldenkarten zeigen an, wieviel Leben der Charakter hat, die Räume, wieviel Schaden sie verursachen. Zusätzlich dazu dürfen in dieser Phase auch passende Zauber gespielt werden, die sehr unterschiedliche Effekte haben. Der eigene Dungeon kann verbessert, den Heldinnen und Helden Schaden zugefügt oder auch Räume deaktiviert werden. Wenn die Charaktere im Dungeon sterben, erhält der jeweilige Boss ihre Seele; falls sie jedoch bis ans Ende kommen, erhält er eine Wunde.
Am Rundenende werden eventuelle Effekte aufgehoben und die nächste Runde beginnt. Wer hier zuerst zehn Seelen besitzt, gewinnt. Wer am Ende einer Runde fünf oder mehr Wunden hat, verliert.
„Boss Monster“ gewinnt sehr viel durch die ungewöhnliche Gestaltung der Karten und kann so einige Personen an den Tisch locken, die eher videospielaffin sind. Genau dieser Stil hat mich neugierig auf das Spiel gemacht und deswegen konnte ich auch meinen Freund dazu bringen, „Boss Monster“ mit mir zu spielen.
Die Grundidee ist erfrischend anders: in „Boss Monster“ läuft man nicht durch den Dungeon und besiegt Monster, was wir alle schon zigfach gemeistert haben, sondern man baut ihn selbst. Und das auf möglichst fiese Art, um viele Helden und Heldinnen in den Tod zu locken. Die Fallen und Monster sind ideenreich und nehmen die Standard-Videospiel-Dungeons auf die Schippe. Mimic-Gewölbe, Zombiegefängnis, Ballsaal der Ungeheuer und der Zermalminator sind nur einige Beispiele.
Die Karten sind alle sehr schön und verständlich gestaltet. Kleine Pixelbilder sorgen für Stimmung und veranschaulichen die Räume, Zaubersprüche, Bosse und heldenhaften Charaktere auf amüsante Weise. Als bekennende Videospielerin schlägt da mein Herz automatisch höher. Eine kurze Beschreibung unter dem Bild erklärt, was die jeweilige Karte bewirkt oder gibt kurze Infos zu den Helden und Heldinnen. Letztere sind zwar lustig zu lesen, haben aber leider keinerlei Auswirkung auf das Spiel selbst.
„Boss Monster“ fällt definitiv in die Kategorie: Je mehr Personen, desto spaßiger. Während das Spiel zu zweit funktioniert, aber alles weitestgehend ruhig bleibt, kommt mit drei und mehr Personen schon einige Action auf, v.a. durch die Zauberkarten, die gegeneinander gespielt werden können. Es bieten sich taktische Möglichkeiten, den eigenen Dungeon zu optimieren und massig Schaden zu verursachen – oder richtig eine auf den Deckel zu bekommen, wenn der beste Raum von den lieben Mitspielenden deaktiviert wurde.
Allerdings ist „Boss Monster“ sehr glückslastig. Es kann Runden geben, in denen die Fetzen fliegen, und Runden, die sehr ruhig verlaufen. Manchmal kann man schnell super viel Schaden verursachen und bedenkenlos alles und jeden in den Dungeon locken, manchmal geht erstmal über einige Runden gar nichts. Hier verschenkt „Boss Monster“ leider Potential. Auch bei den Bossen, Helden und Heldinnen wäre deutlich mehr drin gewesen. Es gibt zwar immer eine Level-Up-Fähigkeit der Bossmonster, welche aber nur 1x im Spiel aktiviert wird. Daher spielen sich die einzelnen Bosse fast gleich. Die Heldenkarten unterscheiden sich nur durch die Schätze, die sie suchen, ihre Lebenspunkte und den Schaden, den sie verursachen, wenn sie durch den Dungeon kommen.
Das klingt jetzt schlimmer, als es tatsächlich ist. Ich hatte in meinen Runden immer Spaß. „Boss Monster“ ist ein kleiner, schöner Karten-Dungeoncrawler mit lustigen und sehr schön gestalteten Karten. Die Runden gehen recht schnell und als Absacker für kleine und große Nerds - wie mich - ist es genau richtig.
Und wenn’s mal unfair wird, findet man immer eine Ausrede – im Zweifelsfall die Kamera!
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Bilder vom Spiel
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Tags: 2-4 Personen, Take That!, 30-60 Minuten, Fantasy, Kartenspiel