TEST // POCKET DETECTIVE - MORD AUF DEM CAMPUS
Mit POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS wagt sich ein neuer Konkurrent in das hart umkämpfte Territorium der Detektiv- und Exit-Spiele! Bei dem ersten Fall von POCKET DETECTIVE werden die Spieler in die Rolle eines Kommissars gesteckt, der einen rätselhaften Mord auf dem Campus der örtlichen Universität untersuchen soll. Gelingt es den Spielern, diesen Fall zu entwirren und den Mörder zu schnappen, oder verlieren sie sich in der Vielzahl von Spuren und Verdächtigen?
Wir haben POCKET DETECTIVE - MORD AUF DEM CAMPUS sellbst gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
Bei POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS übernehmen die Spieler die Rolle eines Kommissars im Falle eines ermordeten Professors. Das Spiel setzt dabei nicht auf lange Regelbücher, sondern lässt die Spieler sofort in den Fall einsteigen.
Grundlegend müssen die Spieler Aktionen auf vorgegebenen Karten ausführen, um sich der Lösung des Falls anzunähern. Jede Karte verfügt dabei über eine oder mehrere Aktionen, die die Spieler nacheinander abarbeiten können, während sie sich wichtige Informationen auf einem separaten Zettel notieren. Nicht alle Aktionen sind dabei kostenlos. Viele Aktionen benötigen Zeit oder verursachen Stress, können jedoch entweder für manche Aktionen oder für die finale Endwertung relevant sein. Um Aktionen auszuführen, müssen die zu Beginn ausliegenden Karten laut vorgelesen und daraufhin eine Wahl getroffen werden, welcher Spur die Spieler folgen wollen. Das Spiel gibt dafür an, dass reihum im Uhrzeigersinn gespielt werden kann/sollte, jedoch kann die Spielgruppe sich auch dazu entscheiden gemeinsam eine Aktion zu bestimmen, die der Kommissar für sie ausführen soll. Haben sie sich auf eine Aktion geeinigt, müssen die Spieler die entsprechende Hinweiskarte aus dem vorgegebenen Kartenstapel suchen und seinen Anweisungen weiter folgen.
Das Ziel des Spiels ist es, die ihnen dargebotenen Hinweise auf ein Vorgehen und ein Motiv des Täters zu untersuchen, ohne dabei zu viel Zeit und zu viel Stress in Anspruch zu nehmen. Haben die Spieler genügend Hinweise gesammelt und haben sie mindestens 10 Zeiteinheiten für ihre Untersuchung in Anspruch genommen, können sie dem Staatsanwalt Bericht erstatten und den von ihnen vermuteten Täter anklagen. Liegen sie richtig und haben sie genug Informationen zum Mord gesammelt, nimmt der Staatsanwalt die Anklage an und überführt den Mörder, ansonsten erhalten die Spieler zusätzliche Stresssymbole und werden wieder an den Fall gesetzt, bis sie ihn gelöst haben oder aufgeben.
Wurde der Fall gelöst, zählen die Spieler ihre gesammelten Zeit- und Stresssymbole und vergleichen diese Anzahl mit einer Punktetabelle, um zu überprüfen, wie sie abgeschnitten haben (je weniger, desto besser versteht sich).
Was ist in der Box?
POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS beschränkt sich sehr auf essenzielle Bestandteile. Das gesamte Spiel besteht aus 71 Karten und einem Notizzettel, um die Hinweise einzutragen. Auch die Regeln des Spiels werden anhand einer Abfolge von Spielkarten erklärt, durch die der Aufbau und der Ablauf des Spiels erläutert werden. Durch den limitierten Platz gehen die Regeln dadurch auch nur auf die wichtigsten Punkte ein, wodurch kleinere Fragen, die eventuell aufkommen könnten, außer Acht gelassen werden. Das Material des Spiels entspricht dem Brettspielstandard und lässt sich in Sachen Druck und Kartenqualität als solide einstufen.
POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS ist ein Spiel, das durch seine Zugänglichkeit punkten möchte. Es braucht keine stundenlange Regellektüre und hat keine unfassbar komplexen Mechaniken, die ein ständiges Nachschlagen im Regelwerk nötig machen würden. Dadurch lässt es sich sehr gut Spielergruppen in die Hand drücken, die bisher keine oder nur sehr wenige Kontakte mit dem Brettspielhobby hatten. Über die Weihnachtszeit habe ich den Selbstversuch gewagt und das Spiel meinen Eltern auf den Tisch gebracht, wobei ich die Rolle des stillen Beobachters eingenommen habe. Tatsächlich fanden sie sich sehr schnell mit dem Spielkonzept zurecht und konnten es problemfrei spielen, obwohl ihre letzten Kontakte mit Brettspielen mehrere Jahre zurücklagen.
Einen ähnlichen Ablauf konnte ich zuvor auch im Spiel mit meiner besseren Hälfte feststellen, mit der ich den Fall schon einmal persönlich unter die Lupe genommen habe. In beiden Spielrunden machte ich aber noch eine weitere Beobachtung, die beinahe deckungsgleich war. POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS setzt sehr darauf, dass die Spieler einen exakten Ablauf einhalten und sich eher auf einer vorgegebenen Straße als in einer freien Untersuchung bewegen. Entdecken die Spieler einen Hinweis, den sie als wichtig erachten, können sie diesen nicht untersuchen, solange die Karten ihnen das nicht gestatten. Das endete in beiden Runden teilweise darin, dass wir etwas nach den richtigen Handlungssträngen „gefischt“ haben, um endlich dem Hinweis nachgehen zu können, den wir eigentlich von Beginn an finden wollten.
Zudem hat das Spiel ein kleines Problem damit, den Spielern ein Gefühl von Zufriedenheit in ihren Untersuchungen zu vermitteln. So ist es in beiden Spielrunden unabhängig voneinander geschehen, dass wir den Staatsanwalt nicht aufgesucht haben, nicht weil wir gedacht haben, nicht alle nötigen Puzzleteile des Falls gefunden zu haben, sondern eher, weil wir uns nur noch im Kreis drehten und keine neuen Hinweise mehr fanden.
Ein weiteres Problem ist, dass das Spielfeld immer chaotischer zu werden scheint. Dadurch, dass immer mehr Hinweiskarten ausgelegt werden (erst wenn alle Aktionen auf einer Karte ausgeführt worden sind, wird sie auf einem Ablagestapel abgelegt), müssen die Spieler sich ein eigenes Sortiersystem einfallen lassen, um nicht wichtige Hinweise zu übersehen, was aber mit stetig ansteigender Kartenzahl immer schwieriger wird.
POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS ist daher für mich eher kein Spiel für Brettspielveteranen oder extreme Krimifans, die sich durch eine starre Struktur eingeschränkt fühlen würden. POCKET DETECTIVE – MORD AUF DEM CAMPUS bietet einen kurzen und leicht zugänglichen Spielspaß, der ein wenig mehr Organisations- als detektivisches Talent abverlangt. Ein großer Vorteil des Spiels ist, dass keine der Karten beim Spielen zerstört wird. Dadurch kann das Spiel problemlos nach Beendigung des Spiels an eine weitere Spielgruppe „vererbt“ werden, um die Punktestände miteinander zu vergleichen.
Krimi-Profis, die eine tiefe, verworrene und aufregende Geschichte erwarten, sind hier jedoch eher weniger gut bedient.
Bilder vom Spiel
Tags: Detektiv, 60 Minuten, 1-6 Spieler