TEST // HEAVEN & ALE

TEST // HEAVEN & ALE

„Wir verordnen, dass forthin überall im Fürstentum Bayern eine Maß Bier für nicht mehr als einen Pfennig Münchener Währung gegeben und ausgeschenkt werden soll. Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.“ (Gekürzter Auszug aus dem Münchner Reinheitsgebot von 1516)

 

infos zum spiel

Wir haben HEAVEN & ALE mit einem Presserabatt von PEGASUS gekauft.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

 

Thema

 

Gesucht wird die neue Leitung einer Klosterbrauerei. Es gilt, das beste Bier unter Gottes blauem Himmel zu brauen. Mönche helfen dabei, jedes einzelne Fass Gerstensaft zu veredeln, welcher mit Hopfen, Gerste, Hefe und Wasser in höchster Qualität sowie gutem Holz für die Fässer hergestellt wird. Für welche Klosterbrauerei wird das Volk ihr Glas erheben?

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Ordentlich gebraut (Spielablauf)

 

In HEAVEN & ALE erhält jeder Spieler einen Spielplan, der den eigenen Klostergarten zeigt. Auf ihm werden erworbene Rohstoffplättchen angebaut, sowie die geernteten Ressourcen nachgehalten.

In der Tischmitte wird der allgemeine Spielplan ausgelegt und je nach Aktionsfeld mit Ressourcen-, Mönchsplättchen und Wertungsscheiben bestückt.

Das Spiel verläuft je nach Spieleranzahl über drei, vier bzw. sechs Runden. Die Spieler sind der Reihe nach am Zug und setzen ihre Spielfiguren auf dem Rundkurs beliebig viele Felder, aber auf ein verfügbares Aktionsfeld, nach vorne. Dort muss die Aktion des Feldes ausgeführt werden und der nächste Spieler ist an der Reihe.

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Auf dem Rundkurs gibt es vier verschiedene Aktionsfelder:

  1. Rohstofffelder bieten je nach Spielverlauf unterschiedlich viele Rohstoffplättchen, die mit Geld erworben und auf dem eigenen Klosterplan ausgelegt werden können. Dabei kann das Plättchen für den aufgedruckten Wert auf die Schattenseite des Plans gelegt werden und erwirtschaftet in einer Wertung Geld. Für den doppelten Preis kann es auf die Sonnenseite gelegt werden, wofür der Spieler beim Werten die Ressourcen des Plättchens erhält.
  2. Die Mönchsfelder funktionieren ähnlich, doch statt Rohstoffen bieten sie Mönchsplättchen an, die bei einer Wertung alle an sie angrenzenden Plättchen aktivieren. Die Kosten richten sich auch hier nach der Sonnen- bzw. Schattenseite des Plans.
    Wird ein für Scheunen reserviertes Feld komplett mit Plättchen umschlossen, erhält der Spieler je nach Wert der umschließenden Rohstoffe sofort ein Scheunenplättchen, das Schritte für den Braumeister (siehe Spielziel) gibt und zusätzlich angrenzende Plättchen aktivieren darf.
  3. Auf den Wertungsfeldern können die eigenen Rohstoff- und Mönchsplättchen aktiviert werden, um damit Geld und/oder Ressourcen zu generieren. Dabei gibt es für jede Rohstoff- und jede Mönchsart jeweils ein Wertungsfeld, das jeder Spieler nur ein einziges Mal im gesamten Spiel aktivieren kann.
    Für jedes aktivierte Plättchen auf der Sonnenseite erhält der Spieler so viele Ressourcen, wie der Wert des Plättchens angibt. Für jedes aktivierte Plättchen auf der Schattenseite erhält der Spieler Geld entsprechend des Wertes des Plättchens. Jedes aktivierte Mönchsplättchen aktiviert, wie oben bereits beschrieben, alle Plättchen, die um es herum ausliegen.
  4. Auf den beiden Feldern für die Fasswertung erhält der aktivierende Spieler alle Fässer aus der Tischmitte, deren Bedingungen er zu diesem Zeitpunkt erfüllt. Jedes Fass ist bei Spielende die aufgedruckten Siegpunkte wert. Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich und begünstigen verschiedene Spielstrategien.
  5. Wer das Ende des Aktionsrundkurses erreicht, erhält einen von vier Boni und wird in der Zugreihenfolge übersprungen, bis alle Spieler am Ende angekommen sind.

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In der neuen Runde wird auf jedes Ressourcen- und Mönchsfeld ein Plättchen der entsprechenden Art gelegt, unabhängig davon, ob aus vorherigen Runden noch Plättchen übriggeblieben sind. Außerdem werden alle Wertungsfelder mit einem Wertungsstein bestückt.

Das Spiel endet je nach Spieleranzahl nach drei, vier bzw. sechs Runden.

 

„Nunc est bibendum“ – nun wird getrunken (Spielziel)

 

Ziel des Spiels ist es, alle Rohstoffe (Getreide, Wasser, Hopfen, Hefe und Holz) sowie den Braumeister auf der Siegpunktleiste weit nach vorne zu ziehen. Am Ende bringt nur derjenige Rohstoff Punkte, der auf der Skala ganz hinten liegt.

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Mit dem Braumeister können je nach erreichtem Feld Rohstoffsorten 5:1, 4:1, usw. bis zu einem Tauschwert von 1:1 in andere Rohstoffe getauscht werden. Außerdem gibt das Feld des Braumeisters den Multiplikator an, der auf die erreichten Siegpunkte des minderwertigsten Rohstoffes angewendet wird.

Zu diesem Wert werden noch die Siegpunkte der eingesammelten Fässer gezählt und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

 

Genuß für Leib und Seele (Spielmaterial)

 

Das Spielmaterial kommt in ordentlicher, aber nicht übertriebener Qualität daher. Enthalten sind 245 Marker aus dicker Pappe, 64 Holzmarker, 48 kleine Karten, ein einmal gefalteter Spielplan sowie vier auf dünnerem Karton gedruckte Klosterpläne für die Spieler. Die Dicke der Pläne reicht zum Spielen absolut aus und sie nehmen dabei wenig Platz in der Schachtel ein. Dafür brauchen sie umso mehr Platz auf dem Spieltisch, denn jeder der vier Pläne ist so groß wie die Spielschachtel selbst.

Die Anleitung ist gut und übersichtlich geschrieben. Beim ersten Lesen bin ich über ein paar Hürden gestolpert, wie z.B. die Startspielerregelung der nachfolgenden Runden. Erst nach der zweiten Regellektüre konnte ich alle Unklarheiten beseitigen!

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Etwas ungewohnt spricht die Anleitung durchgehend von „Spielerinnen“. Es störte etwas den Lesefluss, machte mir aber durchaus bewusst, dass in Anleitungen bisher nur die männliche Form benutzt wurde.

Leider fehlt in HEAVEN & ALE eine kleine Spielübersicht, um sich Sonderregeln leichter merken zu können. So werden die Kosten für die Sonnen- bzw. Schattenseite nirgends auf den Spielplänen erwähnt. Auch der Rundenaufbau, der sich bei Zwei- und Dreispielerpartien unterscheidet, ist nirgends aufgeführt und muss sich gemerkt werden.

Wie es sich für ein modernes Brettspiel gehört, ist auch in diesem kein Inlay enthalten. Da die Schachtel Platz für Erweiterungen bietet, die viele Spieler mit in der Schachtel des Grundspiels verstauen möchten, finde ich das gar nicht mal so schlimm. Immerhin ist ein Kartoneinleger vorhanden, sodass das Spielbrett passend über dem Spielmaterial aufbewahrt werden kann, ohne dass dieses schief auf dem Material darunter zum Liegen kommt.


Thematisch lässt mich HEAVEN & ALE etwas im Stich… Einen Klostergarten, der zur Hälfte im Schatten liegt, kann ich mir noch vorstellen. Dass im Schatten der Anbau günstiger ist als in der Sonne, dafür aber lediglich Geld anstelle von sonnengereiften Ressourcen erwirtschaftet wird, ist für mich schon schwerer zu verstehen, aber mit etwas Phantasie noch zu akzeptieren.

Viel „schlimmer“ finde ich, dass die geernteten Ressourcen auf dem Siegpunktpfad einzeln behandelt werden.

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Ich bin absolut kein Bierexperte, aber ich denke, dass alle Zutaten zusammengebraut und sie maximal zu unterschiedlichen Zeitpunkten dem Gebräu hinzugefügt werden. Im Spiel ist es möglich, erst einmal das Getreide fertig gebraut in die Fässer zu füllen, um sich danach peu à peu um Wasser, Hefe und Hopfen zu kümmern.

Diese thematische Unstimmigkeit ist der Spielmechanik geschuldet, die in HEAVEN & ALE, ganz Eggert-Spiele-typisch, wieder wunderbar funktioniert.

Ständig werde ich vor Entscheidungen gestellt, welche Aktion mir im Moment die wichtigste ist. Hüpfe ich lieber ein paar Felder voran und nehme mir erlesene Aktionen oder laufe ich den Mitspielern hinterher und greife ab, was übrigbleibt.

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Teure Rohstoffplättchen erwirtschaften viel Geld bzw. Siegpunkte, dafür muss ich bereits früh im Spiel eine der wertvollen Wertungen auslösen, um wieder an Geld zu kommen. Billige Rohstoffplättchen kosten mehr Aktionen, was der Konkurrenz zu Gute kommt.

Die Interaktion mit den Mitspielern finde ich genau richtig. Obwohl sich die Spieler ständig Aktionsfelder wegnehmen, bietet das Spiel immer wieder gute Ausweichmöglichkeiten, um seine Ziele weiter verfolgen zu können. Erhalte ich beispielsweise im gesamten Spiel kein Hopfen-Plättchen, kann ich bei Spielende mit dem Braumeister andere Rohstoffe abgeben, um den fehlenden zu ersetzen.

Etwas schade finde ich, dass durch die Vielzahl an möglichen Strategien am eigentlichen Spielziel, dem Brauen von Bier, vorbeigespielt werden kann. Ein Spieler, der sich nur auf Fasswertungen konzentriert, hat gute Chancen zu gewinnen, obwohl sein gebrautes Bier keinen Pfifferling wert ist.

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HEAVEN & ALE funktioniert in allen drei Spielerkonstellationen. In Vollbesetzung erhöht sich die Rundenanzahl und der Konkurrenzkampf ist groß, dafür steigt aber die Spieldauer. In einer Zweierbesetzung lässt es etwas an Interaktion missen. Im Spiel zu Dritt empfinde ich Spiellänge und Interaktion als am besten ausgewogen. Eine Solovariante gibt es nicht.

HEAVEN & ALE konnte mich in der ersten Partie nicht gleich überzeugen. Erst im Laufe der Zeit stieg es in meiner Achtung. Für mich ist es nun ein Spiel, das immer wieder einmal auf den Tisch kommen darf und somit in der Sammlung verbleibt.

 

Wertung zum spiel

 

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Bilder vom Spiel

Tags: Ressourcenmanagement, Enginebuilder, Workerplacement, Kennerspiel, Historisch, 60-90 Minuten, 2-4 Spieler, Eurogame

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