TEST // CARROSSEL

TEST // CARROSSEL

Vier Geschwister haben ein altes Karussell geerbt und nun soll entschieden werden, wer das Karussell behalten darf. Wer die meisten Fahrgäste zur Mitfahrt bewegt, soll der alleinige Besitzer von CARROSSEL werden.

 

infos zum spiel

Das Spiel stammt aus unserer privaten Sammlung.

 

Das Spielbrett fährt Karussell

 

CARROSSEL ist ein Spiel von António Sousa Lara, in dem 2–4 Spieler die meisten Fahrgäste auf das von Nuno Alexandre Vieira illustrierte Karussell locken wollen. Das Spiel ist 2019 erschienen und wird vom Verlag für Spieler ab 8 Jahren empfohlen. Eine Partie dauert ca. 30 Minuten.

Zentrum bei CARROSSEL ist das Spielbrett mit dem Karussell in der Tischmitte. Vor jedem der Spieler befindet sich ein Bereich des Karussells mit den Zahlen von 1-12, auf denen im Spielverlauf die eigenen Tierplättchen platziert werden. Möglichst viele Fahrgästen sollen im Spielverlauf auf unseren Tieren Platz nehmen. Der Kniff bei dem Spiel ist, dass sich der Spielplan dreht und die Spieler so in der nächsten Runde in einem neuen Sektor Plättchen platzieren.

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CARROSSEL ist für das Spiel zu viert optimiert. Es gibt Sonderregeln für 2 oder 3 Spieler. Im Folgenden wird das reguläre Spiel beschrieben. Das Spiel läuft über mehrere Runden, wobei jede Runde aus den aufeinanderfolgenden Phasen Spielen, Werten 1, Drehen und Werten 2 besteht.

Allen Spielern steht die gleiche Anzahl an Tierplättchen mit fünf unterschiedlichen Tierarten (Tiger, Fisch, Pferd, Schwan und Drachen) hinter ihrem Sichtschirm zur Verfügung. Außerdem hat jeder Spieler die Zahlenkarten von 1 bis 12 auf der Hand. In der Phase „Spielen“ sucht jeder Spieler simultan ein Tierplättchen und eine Zahlenkarte aus. Nach dem Aufdecken platziert nun jeder sein Plättchen auf dem entsprechend gewählten Zahlenfeld in dem vor ihm liegenden Karussellbereich. Die Zahlenkarte wird nun auf den eigenen Ablagestapel gelegt und kann im weiteren Spielverlauf nicht mehr genutzt werden. (Es sei denn eine Sonderfähigkeit greift.)

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Vor jedem der vier Bereiche des Karussells liegen während des gesamten Spiels immer drei Kundenkarten offen aus. Jeder Kunde möchte auf einer Tierart im Karussell Platz nehmen. In der nun folgenden ersten Wertungsphase wird überprüft, ob sich auf dem Karussell eine Dreierreihe von Tierplättchen befindet, die der einer Kundenkartenreihen entspricht. Für jeden der vier Karussellbereiche werden hierbei nur die Kundenkarten vor dem jeweiligen Bereich betrachtet. Sollte es eine Übereinstimmung geben, werden nun die Kundefiguren auf den entsprechenden Tierplättchen platziert. Der Besitzer des Tierplättchens erhält nun die Kundenkarte des jeweiligen Fahrgasts, der auf seinem Tier Platz genommen hat. Auf den Karten sind Sonderfunktionen und Siegpunkte für das Spielende abgedruckt.

Nun dreht sich das Karussell um eine Vierteldrehung, sodass nun vor jedem Spieler ein neuer Bereich des Karussells stehen bleibt.

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In der zweiten Wertungsphase wird erneut geschaut, ob durch die Drehung eine Kundenreihe gewertet werden kann. Sollte dies der Fall sein, werden die Kunden genau wie in der ersten Wertungsphase platziert und die Karten an die Tierplättchenbesitzer verteilt. Abschließend werden noch jeweils drei neue Kundenkarten vor die Bereiche gelegt, bei denen keine Kundenkarten mehr ausliegen. Es startet dann direkt eine neue Runde mit dem Ausspielen eines Plättchens auf den nun vor den Spielern stehenden Karussellbereichen.

Das Spielende tritt sofort ein, wenn entweder keine Kundenkarten mehr ausgelegt werden können oder ein Spieler kein Tierplättchen mehr platzieren kann. Letzteres kann passieren, wenn ein Spieler nur noch Zahlenkarten für Plätze auf dem aktuellen Bereich auf der Hand hat, die schon von anderen Plättchen belegt sind. Es werden alle Siegpunkte auf den eigenen Kundenkarten addiert. Zusätzlich gibt es noch ausliegende Zielkarten. Wer hier die Bedingungen erfüllt (z. B. 3er Sets aus Kundenkarten), bekommt noch einmal zusätzliche Siegpunkte. Wer die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

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Im Laufe des Spiels bekommen Spieler Kundenkarten auf die Hand. Neben den darauf vermerkten Siegpunkte sind dort auch einmalige Funktionen festgehalten. In der Phase „Spielen“ kann zusätzlich eine dieser Karten ausgespielt und deren Funktion (z. B. die eigenen Zahlenkarten vom Ablagestapel wieder zurück auf die Hand nehmen) genutzt werden. Im Anschluss kommt diese Karten auf einen separaten eigenen Ablagestapel. Die Siegpunkte werden am Spielende trotzdem gewertet.

 

Nostalgische Karussellfahrt

 

Das thematische Setting von CARROSSEL ist im Spielmaterial durch die schönen Illustrationen sehr stimmig umgesetzt. Der zweiteilige Spielplan ist übersichtlich gestaltet und das Karussell lässt sich einfach drehen. Die Tierplättchen sind von sehr guter Qualität und die Spielerfarben lassen sich sehr gut auseinanderhalten. Auch an Farbenblinde ist gedacht: Jeder Farbe ist auch ein Symbol zugeordnet.

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Die zahlreichen Kundenfiguren sind aus stabiler Pappe und stehen mit Hilfe der kleinen Plastikfüße stabil auf dem rotierenden Spielbrett. Einziges Manko ist leider, dass die Füße an manchen Stellen nur sehr locker an den Figuren halten. Dem Spiel tut das keinen Abbruch, aber für die Spielvorbereitung und Lagerung in der Spielschachtel ist das etwas nervig, da hier ständig etwas auseinanderfällt. Die Karten sind stabil und die Symbole sind alle gut verständlich. Die Sichtschirme sind dünn, aber sie stehen stabil und sind damit auch völlig ausreichend. Die Anleitung ist gut geschrieben und mit reichlich Bildern gestaltet, sodass das Spiel gut zu erlernen ist.


 

CARROSSEL wirkt mit der Thematik, der Gestaltung des Spielmaterials und vor allem der Altersangabe von „ab 8 Jahren“ wie ein Familienspiel. Meiner Meinung nach handelt es sich aber nicht um ein für Familien geeignetes Spiel. Der lustige Kniff, dass sich das Spielbrett wie ein Karussell dreht, ist für Kinder sicher spannend. Aber im Kern ist CARROSSEL ein abstraktes Strategiespiel.

Es wird viel geplant und überlegt. „Wenn ich jetzt hier einen Schwan lege, dann liegt er nach zwei Drehungen hier und löst eine Wertung aus.“ Zusätzlich erfordern die Spezialfunktionen weitere Überlegungen, z. B. wann lege ich den Schwan und nehme alle meine Zahlenkarten wieder auf. Und wenn das noch nicht genug ist, ändert sich ca. in der Mitte des Spiels auch noch die Drehrichtung des Karussells.

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Ich verabschiede mich also von der initialen Idee eines Familienspiels und betrachte CARROSSEL als abstraktes Strategiespiel für Erwachsene. Dabei stellt dieses Spiel mit der Drehung des Spielplans wirklich eine strategische Herausforderung dar. Es kann viel vorausgeplant werden, aber trotzdem bleibt eine Interaktion zwischen den Spielern. Denn immer wieder kommt ein Bereich des Karussells bei einem an und das entsprechende Feld wurde gerade von einem Mitspieler schon belegt.

Leider gibt es dann aber doch aus meiner Sicht auch hier wieder ein Manko. Denn am Ende des Spiels macht es eigentlich keinen Unterschied, ob ich viel geplant, überlegt und optimiert habe. Dadurch, dass bei jeder Wertung, bei der ich selber Punkte einsammle, auch immer meine Mitspieler fast genauso Punkte abbekommen, kann auch der passive Mitspieler ohne große Überlegungen gewinnen.

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Dennoch ist CARROSSEL kein schlechtes Spiel. Es funktioniert einwandfrei, die Regeln sind gut geschrieben und insgesamt leicht zugänglich. Ein Spiel zu zweit kann ich für CARROSSEL nicht empfehlen. Zu dritt ist das Spiel mit Sonderregeln und der Rückseite des Spielplans problemlos spielbar. Optimiert ist CARROSSEL aber definitiv für genau vier Spieler und bringt dann die meisten Interaktionen. Wer ein abstraktes Strategiespiel für 3 oder 4 Spieler sucht, das schnell gespielt ist und den Kopf nicht allzu sehr zum Qualmen bringt, kann bei CARROSSEL fündig werden.

Ich persönlich bleibe trotzdem etwas enttäuscht zurück, denn alles in allem ist es irgendwie doch schade, dass sich hinter dieser tollen Thematik und stimmigen Illustration ein Spiel versteckt, das mit einer spaßigen und lockeren Karussellfahrt nicht viel zu tun hat. Es scheint fast als hätten hier eigentlich zwei tolle Spiele entstehen können. Eines hätte ein lockeres Familienspiel werden können, bei dem auf einem drehenden Spielplan gepuzzelt wird. Das andere hätte eine strategische Herausforderung für Erwachsene werden können, die mit dem rotierenden Spielplan eine neue Dimension der Planung erfordert. Entstanden ist ein leicht zugängliches und kurzweiliges Spiel, das mich dann leider nicht begeistern konnte.

 

Wertung zum spiel

 

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 uwe

CARROSSEL war das erste Brettspiel, welches ich mit meiner Freundin auf der SPIEL´19 ausprobiert habe. Schon nach wenigen Runden waren wir äußerst angetan und kauften uns das Spiel. Doch hat es CARROSSEL geschafft, sich im bunten Jahrmarktstreiben einen festen Platz im Herzen von uns Kind gebliebenen Erwachsenen zu erobern oder ist das Fahrgeschäft schnell wieder in Vergessenheit geraten?

Gefallen hat mir an CARROSSEL, dass es einen trotz seiner kindgerechten Aufmachung durchaus fordert. Wo lege ich jetzt welches Plättchen hin, um nach der nächsten Runde (dieses Wort hat hier durchaus mehrere Bedeutungen) möglichst viele Kundenkarten werten zu können? Um diese Frage richtig zu beantworten, müssen die Spieler:innen wachen Geistes sein und auch manches Mal ordentlich grübeln. Trotzdem kommen bei CARROSSEL nie lange Wartezeiten auf, da es dem Zufall überlassen ist, welche Kunden als Nächstes ihren Weg zum CARROSSEL finden, und ein weites Vorausplanen damit erschwert ist (ausgenommen im Spiel zu zweit, in dem die nächsten Kunden offen ausliegen).

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Aus den oben genannten Gründen schätze ich CARROSSEL auch nicht als Familienspiel ein, obwohl es sich auf den ersten Blick als solches präsentiert. Gerade Gelegenheitsspieler:innen könnten schnell einen Drehwurm bekommen und vor lauter Überforderung frustriert den Tisch verlassen.

Weil CARROSSEL für mich ein taktisches Spiel auf seichtem Kennerniveau ist, finde ich es etwas schade, dass eine Fahrt aufgrund der geringen Anzahl an Kundenkarten viel zu schnell endet. Das ist vor allem dann problematisch, wenn Spieler:innen bis kurz vor Schluss keine Fisch-Karte ergattern konnten, da nur mit dieser die eigenen Kunden von den Tier-Plättchen entfernt werden können und somit eine erneute Wertung dieser ausgelöst wird. Gelingt ihnen dies vielleicht auch aus Pech nicht, ist der Sieg ziemlich sicher dahin.

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Fan von Spielen bin, bei denen Mechanik und Thema Hand in Hand gehen. Und das ist bei CARROSSEL definitiv der Fall, da sich der Spielplan wie bei einem echten Karussell die ganze Zeit dreht. Die kunterbunten Pferde und die an Kassenhäuschen erinnernden Sichtschirme tun ihr Übriges, sodass ich bei CARROSSEL ganz in das Thema eintauchen kann.

Das Spiel punktet außerdem mit seiner wunderschönen Aufmachung und dem wertigen Spielmaterial. Leider wurde bei CARROSSEL aber ausgerechnet an den zahllosen Standfüßen für die Kunden-Aufsteller gespart. Diese schließen nicht eng genug ab, was den Spielaufbau jedes Mal gravierend verlangsamt und dazu führt, dass die Pappen mit der Zeit kaputt gehen.

 

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Auch das Fehlen einer Spielhilfe möchte ich an dieser Stelle noch bemängeln. Es stört den Spielfluss doch ungemein, wenn die Spieler:innen die Fähigkeiten der Kunden-Karten immer wieder auf der Rückseite der Anleitung nachschlagen müssen.

Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen, dass CARROSSEL trotz seiner Mängel ein grundsolides Spiel ist, das wir immer einmal wieder auf den Tisch bringen. Am meisten Spaß machen Partien zu viert. Zu zweit ist CARROSSEL durch die Warteschlangen etwas planbarer. Da die Spieler:innen in diesem Fall zwei Sektoren kontrollieren, ist das Spiel jedoch auch noch chaotischer und anspruchsvoller.

Wer also etwas mit dem Thema anfangen kann, innovative Spielmechaniken schätzt und auch nicht davor zurückschreckt, sein räumliches Vorstellungsvermögen auf die Proben zu stellen, sollte zugreifen. Allen anderen würde ich erst einmal eine Probepartie empfehlen. Und wer weiß, vielleicht war das ja dann nicht die letzte Fahrt in jenem nostalgisch anmutenden CARROSSEL.

 

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Bilder vom Spiel

Tags: 30 Minuten, Puzzle, Abstrakt, 2-4 Spieler

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