TEST // LA STANZA
Die Renaissance, eine Kulturepoche der Superlative. Viele der einst erbauten Monumente sind heute noch zu bestaunen. Der Petersdom oder auch Michelangelos David überdauern noch bis in die heutige Zeit. Ein Kulturkampf unter den reichen und angesehenen Bürgern entbrannte. In den unterschiedlichsten Disziplinen wurde sich gemessen und einander übertroffen. Um das eigene Ansehen zu mehren und auch zu festigen, ist es von größter Wichtigkeit, andere Adlige auszustechen und in jeglicher Hinsicht zu überragen. Wer erkundet die Welt? Wer verfasst Meilensteine der Literatur? Wer punktet mit Politik? Wer errichtet Kunst für die Ewigkeit? Und wer vergrößert seinen Einfluss durch die Kirche? Ein Wettlauf mit der Zeit, wirst du ihn für dich entscheiden?
Hierbei handelt es sich um eine Rezension des Spiels LA STANZA, welches von brettspiel-news.de gekauft wurde.
Darum geht es in dem Spiel
LA STANZA ist ein Eurogame aus der Feder von Nuno Bizarro Sentiero und Paulo Soledade und ist für zwei bis vier ehrbare Bürger der Renaissance ausgelegt. Das Spiel ist für Spieler ab 12 Jahren. Eine Partie dauert, laut dem Verlag QUINED GAMES, durchschnittlich 60-90 Minuten. Als nach Ruhm und Ehre strebende Bürger wetteifern die Spieler in den verschiedensten Disziplinen, um die Vorherrschaft des Prestiges zu erlangen. Hierzu gilt es, die Mitspieler zu übertreffen und verschiedenste Betätigungsgebiete geschickt miteinander zu kombinieren.
Die Spieler durchlaufen während des Spiels verschiedene Räume, die stellvertretend für die unterschiedlichen Teilgebiete der damaligen Epoche stehen. Es werden berühmte Persönlichkeiten der Renaissance aufgenommen und eingestellt, wodurch sich die Aktionen in dem jeweiligen Betätigungsgebiet verstärken. Die unterschiedlichen Aktionen beinhalten das Erkunden, das Schreiben neuer Bücher, die Vermehrung des Einflusses der Religion, die Festigung der Macht innerhalb der Politik oder das Errichten neuer Kunstwerke. Für jede Aktion können Prestigepunkte erlangt werden. Der Mitspieler, der am Ende die meisten Prestigepunkte angehäuft hat, geht als Sieger hervor.
„Der Mensch ist das Modell der Welt“ -Leonardo da Vinci-
Zunächst wählt jeder der Mitspieler eine Farbe aus, legt die Mäzen-Karte links von den 5 Startcharakteren in die Arbeiterleiste auf dem eigenen Tableau ab und erhält jeweils einen Günstling der 4 verschiedenen Farben. Der Startspieler wird bestimmt und zieht 1-4 Felder vor. Hierbei werden nur die Felder gezählt, auf denen bereits Charaktere liegen. Die Person, auf dessen Feld der Spieler zieht, wird in die Rekrutierungsleiste, die sich über der Arbeiterleiste befindet, abgelegt. Nun stehen dem aktuellen Spieler 3 verschiedene Aktionsmöglichkeiten zur Auswahl.
1. Disziplin aktivieren: Der Spieler aktiviert die Aktion des Raumes, in dem sich die Figur befindet. Als Voraussetzung muss vorher eine Person der entsprechenden Raumfarbe eingestellt werden. Hierzu wird eine Person auf dem Tableau des Spielers von der Rekrutierungsleiste in die Arbeiterleiste verschoben und der dementsprechende Betrag an Franc gezahlt. Nachdem dies abgehandelt wurde, muss ermittelt werden, mit welcher Stärke eine Raumaktion ausgeführt werden darf. Dazu wird die Anzahl der Personen der entsprechenden Raumfarbe auf der Arbeiterleiste gezählt. Anschließend kann die Raumaktion ausgeführt werden.
a. Blaue Zimmer: Das blaue Zimmer ist das Zimmer der Entdeckungen. Hier kann je nach Stärke der Raumaktion ein Schiff auf einer Leiste fortbewegt werden. Das Feld, auf dem das eigene Schiffchen steht, zeigt das Einkommen der Spieler an. Außerdem können hier zusätzliche Boni erlangt werden, wie weitere Günstlinge oder Prestigepunkte.
b. Rote Zimmer: Das rote Zimmer stellt das Zimmer der Literatur dar. Hier können, je nach Stärke der Raumaktion, eine unterschiedliche Anzahl von Büchern verfasst werden. Diese werden auf dem eigenen Tableau in den Bücherschrank gestellt. Hierdurch können sowohl Prestigepunkte oder Günstlinge erlangt als auch Plättchen in das Religionszimmer gelegt werden.
c. Grüne Zimmer: Dies ist das Zimmer der Religion. Hier können, je nach Aktionsstärke des Raumes, ebenso viele Plättchen auf die unterschiedlichen Felder gelegt werden. Es sind Felder für Literatur, Religion, Politik, Entdeckung und Kunst vorhanden. Diese verstärken die Raumaktionen der anderen Teilbereiche.
d. Gelbe Zimmer: Das gelbe Zimmer, oder auch Kunstzimmer genannt, stellt Kunstexponate aus, welche sich, je nach Stärke der Raumaktion, erwerben lassen können. Hierdurch werden am Ende des Spiels Prestigepunkte erlangt.
e. Weiße Zimmer: Das Politikzimmer ist gefüllt mit Günstlingen. Diese können, je nach Stärke der Raumaktion, erworben werden.
f. Bonuszimmer: Im Bonuszimmer können Bonusplättchen erworben werden, die sowohl Soforteffekte als auch am Spielende Prestigepunkte einbringen können.
Wird eine Raumaktion mit einer Stärke von 4 oder mehr Punkten ausgelöst, kann ein Meilenstein errichtet werden, wodurch ebenfalls Prestigepunkte erzeugt werden. Soll eine Raumaktion eines Zimmers ausgelöst werden, in welchem sich der Spieler nicht befindet, so kann der Spieler einen Günstling in der entsprechenden Farbe des Raumes einsetzen.
2. Einkommen erhalten: Der Spieler schiebt die Mäzen-Karte auf der Arbeiterleiste eine Position nach rechts. Sollte ein Arbeiter durch diese Aktion aus der Arbeiterleiste herausfallen, so kommt dieser in den Vorrat zurück. Das Geld wird, je nach Einkommen des Spielers, aufgestockt.
3. Passen: Der Spieler lässt alle restlichen Aktionen in dieser Runde fallen und der nächste Spieler ist an der Reihe.
Das Spiel wird über mehrere Runden gespielt. Eine Runde endet, nachdem 2 komplette Räume geleert wurden. Die Räume werden wieder aufgefüllt und der Rundenzeiger wird um eine Position nach vorne geschoben. Je nach Spieleranzahl endet LA STANZA nach 3, 4 oder 5 Runden. Eine Endwertung gibt preis, welcher Spieler die meisten Prestigepunkte ansammeln konnte und als Gewinner des Spiels hervorgeht.
„Denn wahrhaft Steckt die Kunst in der Natur“ -Albrecht Dürer-
Das Material von LA SSTANZA ist über alle Zweifel erhaben. Das Spiel ist ein ehemaliger Kickstarter und befindet sich bei mir in der Deluxe Version. Die Deluxe Version besticht durch Holzmaterial und vor allem durch die Metallmünzen und den Stoffbeutel, welcher als Vorrat für die einzelnen Personen dient. Der Spielplan ist groß und recht solide. Die Box ist sehr schön Illustriert und die Bilder der berühmten Persönlichkeiten sind nett gestaltet.
Die Spielanleitung liegt in mehreren Sprachen vor, wodurch das gesamte Spiel sprachneutral wird. Die Anleitungen sind kurz, wodurch sich LA STANZA schnell erlernen lässt. Die Illustrationen innerhalb der Anleitung verdeutlichen anschaulich den Spielaufbau und den Ablauf einer Spielrunde. Einige Unklarheiten werden allerdings erst durch wiederholtes Lesen der Anleitung beseitigt. Alles in allem ist das Material sehr gelungen, allerdings würde das Spiel ohne die Deluxe Version einiges an Qualität einbüßen müssen.
LA STANZA ist ein knallhartes Eurogame, obwohl die Spieler sich nicht durch den vermeintlich hohen Schwierigkeitsgrad abschrecken lassen sollten. Das Spiel ist nämlich wesentlich einfacher zu erlernen als angenommen wird. LA STANZA bietet viele verschiedene Strategien, die der Ausreifung bedürfen, wodurch es erst durch das mehrmalige Spielen richtig aufblüht. Es macht Spaß, durch verschiedenste Vorgehensweisen sich mit den anderen Spielern zu messen. Das Spiel ist multilingual, wodurch es von fast jedem erlernt werden kann.
Auch „Regelmuffel“ kommen hier auf ihre Kosten, denn die große Schrift und die kurze Anleitung helfen den Spielern, ein schnelles Verständnis für die Spielmechaniken zu entwickeln. Das herausstechendste Merkmal des Spiels ist jedoch das aufwendig gestaltete Spielmaterial. Hier wurden keine Kosten und Mühen gescheut. Deshalb würde ich allen Interessierten ausschließlich zu der Deluxe Variante raten. Allein von den Metallmünzen war ich bereits hellauf begeistert.
Der größte Kritikpunkt an LA STANZA ist für mich die fehlende Thematik. Wir bereisen zwar das 16. Jahrhundert, doch ist es für mich absolut schleierhaft, weshalb jeder Teilbereich durch ein Zimmer verkörpert wird. Selbst mit viel Wohlwollen und gleichzeitigem Abspielen von Musik der Renaissance, springt bei mir der Funke einfach nicht über. Darüber hinaus sind die Symbole nur schwer eingängig und ich habe mich oft erwischt, erneut in den Regeln nachzuschlagen. Bereits beim Lesen der Anleitung kamen bei mir Fragen auf, welche ich erst durch ein erneutes Lesen beantworten konnte.
LA STANZA ist alles andere als ein schlechtes Spiel, nur kommt mir persönlich das Thema zu wenig durch. Für Eurofans und Mechanikbegeisterte ist es allerdings einen Blick wert.
Bilder vom Spiel
Tags: Auslegen, Set sammeln, 60-90 Minuten, 2-4 Spieler, Eurogame