TEST // GREAT WESTERN TRAIL - RAILS TO THE NORTH
Die Industrialisierung schreitet unaufhaltsam voran. Das geht auch an euch Viehzüchtern nicht spurlos vorbei und turbulente, aber auch lukrative Zeiten stehen bevor. Der Fokus eurer Viehlieferungen in RAILS TO THE NORTH verlagert sich in den Norden und Osten der USA. Und sogar ins ferne Kanada könnt ihr eure Rinder nun versenden. Aber Vorsicht, denn dort ist das Pflaster hart und einfache Geschäfte dürft ihr nicht erwarten. Wer aber seine Finger am Puls der Zeit hat und seinen Einflussbereich durch den Bau von gut platzierten Zweigstellen immer weiter ausdehnt, wird am Ende der glorreiche Sieger sein.
Wir haben GREAT WESTERN TRAIL - RAILS TO THE NORTH selbst gekauft.
Wer wird Viehkönig des Nordens?
Mit RAILS TO THE NORTH kommt ein Erweiterungsplan dazu, der an den Spielplan des Grundspiels angelegt wird. Dabei wird die ursprüngliche Lieferleiste überdeckt und durch eine neue ersetzt. Durch den Erweiterungsplan wird das Schienennetz vergrößert und neue Städte wie Denver, Milwaukee, Montreal und Toronto werden hinzugefügt.
Außerdem beinhaltet die Erweiterung 10 Stadtplättchen, von denen 6 zufällige auf die Mittelstädte auf dem neuen Plan gelegt werden. Zu den 6 Bahnhofvorsteher-Plättchen aus dem Grundspiel, kommen 5 neue hinzu.
Komplett neu sind auch die nützlichen Tauschplättchen, die in der Erweiterung auf verschiedenen Wegen erlangt werden können. Diese ermöglichen es den Spielern, jederzeit bis zu zwei Karten vom eigenen Zugstapel zu ziehen und danach die gleiche Anzahl abzuwerfen.
Jeder Spieler erhält nun, zusätzlich zum Material aus dem Grundspiel, zwei neue Gebäudeplättchen, eines der Tauschplättchen, 15 Zweigstellen und eine Zusatzablage, die unterhalb der Spielerablage platziert wird.
Diese Ablage enthält die neue Hilfsaktion „Gründe eine Zweigstelle“ und sogenannte Glockenfelder, auf denen die Zweigstellen des Spielers verteilt werden. Diese neue Aktion ist die größte Neuerung, die dem Grundspiel durch RAILS TO THE NORTH hinzugefügt wird. Wird sie ausgewählt, nimmt der Spieler eine Zweigstelle vom am weitesten links liegenden Glockenfeld und stellt es auf das Zweigstellenfeld einer erreichbaren Stadt.
Damit eine Stadt als erreichbar gilt, muss sie über Schienen mit einer Stadt verbunden sein, die der Spieler bereits mit Rindern beliefert oder in der er bereits eine Zweigstelle gebaut hat.
Durch das Setzen der Zweigstellen können oft Boni erworben werden, jedoch gibt es auch Stadtfelder, in denen erst ein Obolus geleistet werden muss, um dort eine Niederlassung zu errichten.
Es gibt vier unterschiedliche Stadtarten, auf denen Zweigstellen errichtet werden können:
- Kleinstadt: Hier wird kein weiterer Effekt ausgelöst. Kleinstädte dienen meist nur als Verbindungsstück zu größeren Ortschaften.
- Bahnhofsstadt: Dort können die Spieler, ähnlich wie im Grundspiel, zusätzlich noch die Aktion „Bahnhof ausbauen“ wählen und dadurch wertvolle Siegpunkte und attraktive Bahnhofsvorsteher-Plättchen erwerben.
- Mittelstadt: Auf den Mittelstädten befinden sich die anfangs erwähnten Stadtplättchen. Wird dort eine Zweigstelle platziert, kann die auf dem Plättchen abgebildete Aktion sofort durchgeführt werden.
- Großstadt: Wird eine Zweigstelle in einer Großstadt errichtet, wird dadurch die Möglichkeit freigeschaltet, diese Stadt später mit Rindern zu beliefern
Durch diese Neuerungen ändert sich die Lieferphase des Grundspiels leicht. Es können nun nicht mehr nur die Städte entlang der Lieferleiste mit Rindern versorgt werden, sondern auch jene, in denen die Spieler jeweils eine eigene Zweigstelle besitzen. Natürlich muss dabei die Regel aus dem Grundspiel beachtet werden, dass der Gesamtzuchtwert mindestens dem Lieferwert der Stadt entsprechen muss.
Auch die Endwertung ändert sich etwas. Durch das Platzieren der Zweigstellen werden auf den Zusatzablagen der Spieler die Glockenfelder freigeräumt. Das bringt den Spielern am Ende des Spiels zusätzliche Siegpunkte, aber nur, wenn sie jeweils mindestens einen Spielermarker auf der Stadt San Francisco liegen haben.
Im Norden gibt's Neues
Der neue Spielplan sieht gut aus, ist jedoch nicht ganz so schön illustriert wie der des Grundspiels. Der Fokus liegt eindeutig auf der Übersichtlichkeit und der besseren Spielbarkeit. Der Plan passt in meiner Version nicht zu 100% perfekt an den Grundspielplan. Einige Wegkreuze, die eigentlich überdeckt sein sollten, haben noch etwas hervorgelugt. Das stört aber kaum und ist nur durch genaues Hinschauen zu erkennen.
Die neuen Plättchen sind aus stabiler Pappe und die Zweigstellen der Spieler sind kleine Holzhäuschen von guter Qualität. Die Anleitung von RAILS TO THE NORTH kann als tadellos bezeichnet werden. In sinnvoller Reihenfolge werden zuerst die Änderungen in der Vorbereitung und dann die des Spielablaufs verständlich erklärt. Beispiele und Übersichten der Symbole runden das Gesamtbild ab.
Die erste Frage, die ich mir beim Testen einer Erweiterung stelle: Macht sie das Spiel besser? Ja, das ohnehin schon großartige GREAT WESTERN TRAIL wird durch RAILS TO THE NORTH aufgewertet. Die Erweiterung macht das Spiel komplexer. Die Spieler müssen vorausschauender planen und die Zweigstellen geschickt setzen, um einen Fortschritt auf dem Erweiterungsplan zu erzielen und damit auch an die Boni und Siegpunkte der weiter entfernten Städte zu kommen.
RAILS OF THE NORTH schafft dabei jederzeit den Spagat, sich trotz erhöhter Komplexität nahtlos in das Spiel zu integrieren. Der Spielablauf wird zu keiner Zeit verkompliziert oder gar behindert.
Es ist deutlich zu spüren, dass die Erweiterung nicht einfach nur für den schnellen Taler „hingeklatscht“ wurde, sondern jedes neue Element gut durchdacht ist. Die neuen Tauschplättchen scheinen anfangs eher unscheinbar, aber im Laufe des Spiels erweisen sich diese aufgrund der flexiblen Einsatzmöglichkeit als sehr wertvoll. Auch die neuen Bahnhofsvorsteher- und Gebäude-Plättchen sorgen für Abwechslung und machen Spaß.
Die Entscheidung, den neuen Spielplan zugunsten einer übersichtlichen Darstellung nicht ganz so aufwendig zu illustrieren wie im Grundspiel, finde ich richtig.
RAILS OF THE NORTH ist für GREAT WESTERN TRAIL-Anfänger nur bedingt zu empfehlen, da die vielen strategischen Möglichkeiten aus dem Grundspiel noch erweitert werden. Das kann neue Spieler schnell überfordern und an die Grenzen bringen. Daher meine Empfehlung: erst mit dem Grundspiel vertraut machen. Für alle GREAT WESTERN TRAIL-Fans, die sich nach Abwechslung sehnen, ist die Erweiterung ein Must-Have und uneingeschränkt zu empfehlen.
Bilder vom Spiel
Tags: Erweiterung, 2-4 Spieler, Eurogame, Deckbauspiel