TEST // HEROPATH - Fazit + Wertung + Bilder vom Spiel
In der Videospielbranche sind Retrospiele in Pixel-Optik nicht mehr wegzudenken. Bei Brettspielen ist dies bei neuen Veröffentlichungen bei weitem nicht so etabliert. Dass sich Unique Games diesen Schritt getraut hat, empfinde ich als sehr mutig. Ob dieser Schritt jedoch ein beabsichtigter oder nur der kleinen Teamstärke geschuldet ist, ist uns derweil nicht bekannt. Einen Unterschied macht dies aber so oder so nicht, denn wem dieser Stil zusagt, hat mit HEROPATH ein sehr variationsreiches Brettspiel.
Die Story und das Setting sind für ein Fantasy-Brettspiel so generisch, wie sie hätten sein können, aber die Umsetzung ist dafür umso ausgeklügelter. Durch seine offene Charaktererstellung erinnert HEROPATH teilweise an die Videospielreihe The Elder Scrolls, da es dem Spieler überlassen ist, auf welche Waffen oder/und Fertigkeiten sich sein Charakter spezialisiert. Es ist möglich, einen Zwerg mit Plattenrüstung, der nur so mit Magie um sich wirft, oder aber einen Zauberer mit Streitaxt zu spielen.
So attraktiv dies für Rollenspieler klingen mag, Schattenseiten existieren dennoch. Einige Karten, die die Spieler im Marktplatz oder durch andere Wege erhalten können, sind sehr viel stärker als andere, was das Balancing teilweise etwas schwierig macht. Sehr kompetitive Spieler könnten das Spielsystem sogar dahingehend ausnutzen, dass sie fast unaufhaltbar werden. Das Spiel appeliert an dieser Stelle eher an den Rollenspieler im Inneren. Die Spieler sollten sich eher fragen, „Was würde mein Charakter tun?“ oder „Ergibt es jetzt Sinn, dass ich diesen Gegenstand mit mir herumtrage?“, als einfach das Stärkste zu nehmen, das das Spiel grade anzubieten hat.
Uns ist während unserer Spieleabende aber eher aufgefallen, dass sich dieses Problem hauptsächlich auf den 2-Spieler-Modus auswirkt. Wird ein Charakter zu stark, während mehr als ein anderer Held anwesend ist, fördert dies Allianzen, sodass der zu kompetitive Spieler ins Visier der anderen Spieler gerät und er des Öfteren überfallen werden könnte. Das Spiel regelt sich damit etwas von selbst, eine entspannte Herangehensweise ist aber dennoch empfohlen. Der Einzelspieler eignet sich sehr gut als Einstiegsspiel, damit die Regeln gefestigt werden. Sollte die Lust aber nach einem ordentlichen Einzelspielerspiel stehen, sollte der Schwierigkeitsgrad schon stark erhöht werden, damit das Spiel auch eine Herausforderung darstellt.
Durch die Optionen und Variationen des Spiels, zum Beispiel das Spielen in Teams oder ein generell kooperatives Spiel, bietet HEROPATH für viele verschiedene Spielergruppen interessante Möglichkeiten. Es sollte dabei aber auch bedacht werden, dass es je nach Spieleranzahl auch bis zu 4 Stunden dauern kann, eine einzelne Partie HEROPATH abzuschließen.
Trotz seiner Rechtschreibproblemchen und dem Design, das bei weitem nicht alle Spieler ansprechen wird, fühlt sich HEROPATH gut an. Man hat nicht das Gefühl, als würde ein Spiel von der „Stange“ gespielt werden. Stattdessen fühlt man das Herzblut, das die Entwickler in das Spiel gesteckt haben, und die Liebe zum Detail. Anstelle der Figuren hätte es auch Pappaufsteller wie in Die Legende von Andor geben können. Anstelle der speziellen Würfel hätten die Entwickler normale Würfel nutzen können. All diese kleinen Details machen HEROPATH zu etwas Besonderem. Wem bei Brettspielen das Gameplay wichtiger ist als das Design oder generell von der Optik und der Einfachheit des Spiels angezogen ist, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren.
Bilder vom Spiel
Tags: Dungeon-Crawler, 60-120 Minuten, 1-6 Spieler, Wettrennen, Fantasy