TEST // PARKS

TEST // PARKS

Das Märchen von Hänsel und Gretel dürfte den meisten bekannt sein. Zwei Kinder gehen durch einen hübschen Wald, verlaufen sich schließlich und dann kommen da noch Kannibalismus, ein Mord und Süßigkeiten darin vor. Das alles hat auf den ersten Blick nichts mit PARKS zu tun. Doch auch in PARKS sieht alles zunächst nach einem leichten Spaziergang aus und entwickelt sich ziemlich schnell zu einer Geschichte voller harter Entscheidungen und einem überraschenden Ende. Hübsche Wälder sind ebenfalls enthalten. Aber mehr soll hier erst einmal noch nicht verraten werden.

PARKS ist im März 2020 beim Feuerland-Verlag auf Deutsch erschienen. Das hier rezensierte englische Exemplar von Keymaster Games stammt aus meiner eigenen Sammlung. Auf meine Bewertung hatte das natürlich keinen Einfluss.

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Eine ganz einfache Sache

Der Ablauf von PARKS ist schnell erzählt. Alle SpielerInnen erhalten jeweils zwei Wanderer, die dann über vier Runden einen anwachsenden Wanderpfad entlang laufen, dabei Ressourcen einsammeln und diese für Punktekarten in Form von verschiedenen Nationalparks einsetzen. PARKS ist ein Spiel für 1-5 Spieler ab 10 Jahren von Henry Audubon und sollte 30 bis 60 Minuten dauern. Die Illustrationen der Parks stammen von über 30 Künstlern aus der Kunstdruckreihe Fifty-Nine Parks. Weitere Illustrationen stammen von Kyle Key und Mattox Shuler.

A walk in the park...

Zunächst scheint alles recht simpel zu sein, denn die eigentlichen Regeln zu PARKS sind schnell erklärt.

Alle SpielerInnnen erhalten zwei Wanderer, eine Feldflasche und ein Lagerfeuer und beginnen auf dem Startfeld des Wanderpfades. Die Spielfiguren dürfen beliebig weit nach vorne bewegt werden, können aber nicht rückwärts gehen. Ist das gewünschte Feld bereits von anderen Wanderern besetzt, muss das eigene Lagerfeuer auf die gelöschte Seite gedreht werden, um ebenfalls auf das Feld ziehen zu dürfen.

Erst wenn einer der eigenen Wanderer das Ende des Wanderpfades erreicht, darf das Lagerfeuer wieder umgedreht und erneut verwendet werden.

Die sammelbaren Ressourcen stehen in PARKS für Erinnerungen an Berge, Wälder, Sonne und Wasser. Die SpielerInnen erhalten die abgebildeten Erinnerungen, wenn sie einen Wanderer auf dem entsprechenden Wanderpfadteil platzieren, dürfen aber nie mehr als 12 solcher Erinnerungen besitzen. Wetterkarten bringen zusätzliche Ressourcen auf die Pfadplättchen und machen den Besuch reizvoller, denn nur der erste Wanderer wird sie erhalten.

 

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Sobald der vorletzte Wanderer das Ende des Wanderpfades erreicht, muss auch der letzte Wanderer sofort auf das Endplättchen gesetzt werden.

Auf diesem stehen verschiedene Aktionen zur Auswahl.

Entweder einen Park besuchen, eine Ausrüstungskarte kaufen oder einen Park reservieren. Die erste SpielerIn, die einen Park reserviert, wird zusätzlich neue StartspielerIn.

Um einen Park zu besuchen, müssen die entsprechenden Erinnerungen bezahlt werden. Dann ist er die abgebildeten Siegpunkte wert. Das Reservieren eines Parks kostet nichts, bringt aber auch keine Siegpunkte. Er kann mit einer späteren Besuchsaktion und der entsprechenden Bezahlung besucht werden.

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Entscheidet sich eine SpielerIn zum Ausrüstungskauf, darf eine Karte aus der Auslage zu den abgebildeten Sonnenkosten genommen werden. Je nach SpielerInnenanzahl gibt es auf dem Endplättchen Felder, die einen Rabatt von einer Sonne bringen.

Nach jeder Runde wird ein neues Sonderteil dem Wanderpfad hinzugefügt. Alle Teile werden gemischt und neu ausgelegt. Eine neue Wetterkarte wird gezogen und Sonne und Wasser entsprechend auf die Pfadteile gelegt und die neue Sonderregel dieser Jahreszeit verlesen. Nun kann eine neue Wanderung vom Start zum Ende beginnen.

Nach vier Jahreszeiten endet eine Partie PARKS und der Wanderer mit den meisten Punkten gewinnt.

 

Das Spielmaterial

PARKS wird in einer kompakten quadratischen Schachtel von gerade einmal 21,5 cm Seitenlänge ausgeliefert und verschenkt auch im Inneren keinen Zentimeter. Direkt nach einer kurzen reich bebilderten Anleitung gelangt man zu den zwei baumstammförmigen Ressourcenschalen. Ein Deckel verhindert das Umherfallen der hölzernen Sonnen-, Wasser-, Wald- und Bergerinnerungen. Zusätzlich gibt es noch Jokererinnerungen, die alle individuell als Wal, Elch, Adler oder anderes Wildtier gestaltet sind. Kein Tier findet sich ein zweites Mal. Das gleiche gilt für die Fotoplättchen, die alle einen individuellen Bildausschnitt von einem der Parkbilder auf der Rückseite zeigen, jedoch alle einen Siegpunkt für die Endwertung einbringen.

Als nächstes folgt das Spielbrett, das durch seine Position die anderen Komponenten an ihren Plätzen hält. Dazu zählen die bedruckten hölzernen Wandererfiguren, die Karten und Wanderpfadteile.

 

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Die Karten sind fest und mit Leinenstruktur. Alle sind klar verständlich mit deutlicher Ikonographie. Selbst die englischen Karten enthalten einfaches Englisch und spätestens beim zweiten Spiel wird niemand mehr ein Wörterbuch brauchen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die wunderschönen Parkkarten. Die Darstellungen stammen von 38 verschiedenen Künstlern, die ihre Werke für die Fifty-Nine Parks Kunstdruckserie amerikanischer Nationalparks gestaltet haben. Die weiteren Illustrationen der Wanderer und Lagerfeuer stammen von Kyle Key und Mattox Shuler.

Die Lagerfeuer der SpielerInnen und die Wanderpfadteile sind aus fester Pappe und lassen sich dank des durchdachten Plastikeinsatzes der Firma Game Trayz mühelos aus der Box nehmen. Unter den Karten verbergen sich schließlich noch der metallene Startspielermarker und der Kameramarker.


PARKS ist für mich bisher ein sicherer Kandidat für das Kennerspiel des Jahres 2020! Das Spiel wirkt zunächst sehr einfach auf alle Beteiligten. Nur vorwärtsgehen, Dinge einsammeln und für Punkte ausgeben. Das würde vielleicht zum Spiel des Jahres noch reichen, aber zum Kennerspiel?

Doch schon nach den ersten Zügen zieht das Spiel merklich an. Noch während man den eigenen Zug plant, zieht ein Mitspieler auf das gewünschte Feld oder zieht eine Figur von einem Feld, dessen Aktion wir doch im nächsten Schritt zu kopieren hofften. Jeder Zug der Mitspieler wird spannender und erfordert permanente Adaption in den eigenen Plan.

 

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Zudem steckt ein gutes Stück Enginebuilder in PARKS. Wettereffekte bringen manchmal beim Erhalt bestimmter Ressourcen zusätzliche Boni. Durch unsere Feldflaschen können wir diese Ressourcen und die damit verbundenen Boni ebenfalls bekommen und so in einem Zug eine massive Menge an Erinnerungen erhalten.

Das knappe Limit von 12 Erinnerungen erfordert gutes Ressourcenmanagement von den SpielerInnen und zwingt ebenfalls zum Abwägen der eigenen Züge. Da der letzte Wanderer auf dem Pfad sofort ans Ende versetzt wird, wenn der Vorletzte es erreicht, darf keiner unserer Wanderer zu weit zurück bleiben. Wie weit dabei zu weit ist, muss jede SpielerIn selbst beurteilen. Ohne brennendes Lagerfeuer bleibt manchmal nur der Zug ans Pfadende. Eine höhere Spieleranzahl macht den Kampf um gute Plätze und Züge natürlich spannender. Das Spiel zu zweit erfordert dafür mehr Ressourcenmanagement und verläuft etwas ruhiger, ohne dabei leichter zu werden. Im Solospiel ist es eine knappe Punktejagd gegen die Parkranger.

 

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Und ob man schließlich Parks besucht oder lieber zunächst in Ausrüstung investiert, die zukünftige Parks günstiger macht oder individuelle Bonusaktionen ermöglicht, muss ebenfalls abgewogen werden.

Der Wanderpfad wird schließlich in jeder Runde länger und neu gemischt, wobei die hinzugefügten Wanderpfadteile begehrte Aktionen bringen und die Anordnung des Wanderpfades zum gesamten Puzzle beiträgt.

PARKS bietet einen leichten Einstieg, ist aber keinesfalls von leichten oder immer gleichen Entscheidungen geprägt und bietet damit viele Gewinnstrategien. Und nicht zuletzt ist das Material einfach phantastisch! Das beginnt bei den wunderschönen Illustrationen der Karten, die für mich nebst dem Spielmechanismus den eigentlichen Kaufanreiz darstellten. Die „Verpackung“ von PARKS mit dem kleinen Packmaß, dem absolut genialen Plastikeinsatz und den beiden Ressourcenschalen sollte Spielerherzen höher schlagen lassen. Und schließlich ist auch das Material der Erinnerungsmarker und das individuelle Design der Fotos und Tiere einfach toll.

 

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Weshalb in der Anleitung ein FAQ abgedruckt wurde, anstatt die entsprechenden Regeln eindeutiger zu machen, blieb mir bisher verschlossen. Obendrein waren die gestellten Fragen für mich durch die Regeln bereits hinreichend beantwortet worden.

Ungeachtet der Tatsache, dass nur amerikanische Nationalparks im Spiel enthalten sind, sollte zumindest eine Nominierung zum Kennerspiel 2020 möglich sein. Ich empfehle allen Interessierten bedenkenlos zuzugreifen, denn PARKS wird sicher schnell vergriffen sein. Der Feuerland-Verlag hat sich mit dieser Lokalisierung wieder ein Glanzstück ins Haus geholt.

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PARKS ist ein wahrliches Fest für die Augen. Die Schachtel ist äußerst kompakt gehalten und das Sortiersystem bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Es hält das Material platzschonend an Ort und Stelle und ermöglicht einen schnellen Aufbau. Die Karten sind aus robustem Material und die Pappteile aus widerstandsfähigem Karton. Holztoken finde ich immer eine tolle Lösung und die Marke für den Startspieler wurde aus festem Metall fertigt. Das Highlight von PARKS sind für mich aber zweifelsohne die wunderschön gezeichneten Motive auf den Parkkarten. Das Artwork zahlreicher Künstler macht es sehr leicht, sich direkt auf den ersten Blick zu verlieben. Selten habe ich ein optisch dermaßen ansprechendes Spiel gesehen, bei dem ich direkt so eine große Lust verspürte, es zu spielen.

Auch aufgebaut sieht es noch immer richtig klasse aus. Als die Wanderer das erste Mal auf das Startfeld gesetzt wurden, fühlte es sich für mich an, als würden wir uns direkt auf eine Wanderung durch wunderbare Landschaften begeben. Doch umso länger wir unterwegs waren im Spiel, desto mehr mussten ich erkennen, dass die Landschaften sich tatsächlich wunderbar ansehen ließen und das Aufdecken jedes neuen Parks immer einmal wieder für „Oh, wie schön…“-Momente sorgte, der Weg an sich aber reichlich eintönig ausfiel. Das Wandern an sich war hier für mich keinesfalls des Spielers Lust.

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Das Setzen der Wanderer zum Einsammeln oder Eintauschen von Erinnerungen lässt zwar ein wenig strategische Entscheidungen zu, im Großen und Ganzen stellt das Besuchen der Parks sowie das Erstellen von Schnappschüssen für mich aber eine viel zu limitierte Entscheidungsvielfalt dar. Ob nun mit der Kamera eine Erinnerung weniger ausgegeben werden muss zum Erstellen eines Schnappschusses, das Füllen von Feldflaschen oder Kaufen von Rucksäcken kleinere Boni bietet oder ein Minibonus beim frühen Eintreffen im Camp winkt, für meinen Geschmack ist das nicht sonderlich motivierend auf Dauer.

Zu den wenigen strategischen Möglichkeiten beim Ziehen zählt, dass auf dem Weg nach vorne ein Wanderer zurückgelassen werden kann, um ein Feld für andere Spieler zu blockieren bzw. diese zum Löschen des Lagerfeuers zwingt. Davon abgesehen bleibt es am Ende bei einer Spielmechanik mit Ressourcen-Management auf Sparflamme. Das war’s dann aber schon.

Ich ordne PARKS als Familienspiel Plus ein, das in etwa das spielerische Niveau eines ZUG UM ZUG hat. Jeder sammelt durch höchst überschaubare Möglichkeiten die Ressourcen, die er für seine Parkbesuche benötigt und versucht dabei zu erahnen, wie er andere Spieler von ihren benötigten Ressourcen am besten fern hält und die benötigten Parks aus der Auslage entfernt. Feldflaschen, Rucksäcke und Fotoapparat stellen Extras dar, die zu Vorteilen führen können. Das war es dann aber bereits.

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In meinen Spielen hatte ich in der letzten Runde meist schon keine große Lust mehr, mir über den Weg große Gedanken zu machen. Das Bestreiten des Wanderwegs fühlte sich spätestens im Finale repetitiv an und meine Spielfreude war dabei bereits im Tal. Wie sollte es auch anders sein? Die Umstände hatten sich gegenüber dem Start nicht groß geändert, einmal abgesehen von den 3 zusätzlichen Feldern und den ggf. eingetauschten Feldflaschen.

Ich möchte PARKS unbedingt toll finden, möchte unbedingt gerne in die Spielwelt eintauchen. Aber der Funke will einfach nicht überspringen bei mir. So wunderschön das Spiel auch aussehen mag, so erstklassig die Schachtel nebst Sortiersystem und Material auch gefertigt wurde, spielerisch bleibt es einfach viel zu flach für meinen Geschmack. Einige ordnen PARKS als Kennerspiel ein. Leider kann ich diese Meinung nicht teilen. Es ist meiner Meinung nach ein solides Familienspiel Plus. Zu mehr reicht es für mich bei aller Liebe zum Schönen eindeutig nicht.

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Bilder zum Spiel

Tags: 30-60 Minuten, Set sammeln, 1-5 Spieler

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