TEST // VALPARAISO

TEST // VALPARAISO

Heutzutage ist VALPARAISO die kulturelle Hauptstadt des Landes. Insbesondere die Altstadt hat dazu beigetragen, dass die chilenische Metropole am pazifischen Ozean 2003 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Im gleichnamigen Kennerspiel von Louis und Stefan Malz werden wir in das VALPARAISO des 19. Jahrhunderts zurückversetzt, in dem wir uns als einflussreiche Bürger der Stadt den freien Handel zu Nutzen machen. Unsere Händler besuchen die Märkte des Hinterlandes und senden unsere vollbeladenen Schiffe nach Übersee, um neue Errungenschaften zu erlangen.
VALPARAISO ist 2018 bei dlp games erschienen. Das Spiel von den Autoren Louis und Stefan Malz ist ab 12 Jahren und entführt 2–5 Spieler für 45–90 Minuten in das von Michael Menzel illustrierte VALPARAISO.

Das Spiel stammt aus unserer privaten Sammlung.

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Handeln im Hinterland oder mit Übersee? Oder besser beides ein bisschen!

 

Das Spiel VALPARAISO verläuft in aufeinanderfolgenden Runden. Sobald eine SpielerIn 18 Siegpunkte erreicht hat, wird die angefangene Runde noch zu Ende gespielt. Wer die meisten Siegpunkte gesammelt hat, gewinnt nun das Spiel.

Jede Runde hat drei Phasen. In der ersten Phase nutzen alle SpielerInnen ihr Deck an Aktionskarten und planen ihren Spielzug vor. Jede SpielerIn hat hier anfangs identische Aktionen zur Verfügung. Für erfahrene Spielerrunden gibt es mit einer mitgelieferten Sanduhr die Möglichkeit, diese Planungsphase zeitlich zu begrenzen. Wer als erstes mit der Planung fertig ist, bekommt eine Gratis-Ware als Belohnung und dreht die Sanduhr um. So haben die verbliebenen SpierlerInnen noch ca. 60 Sekunden Zeit, ihre Planung abzuschließen.

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In der zweiten Phase werden nun reihum (beginnend bei der StartspielerIn) je eine Aktion in der geplanten Reihenfolge ausgeführt. Die möglichen Aktionen beinhalten das Umladen von Waren zwischen eigenem Schiff und Warenhaus, das Verkaufen von Waren, das Einstellen von Händlern, das Bewegen von Händlern über den Spielplan, das Bauen von einem Haus, das Handeln an Märkten, das Bewegen des eigenen Schiffs und das Liefern von Waren nach Übersee. Auf jeder Aktionskarte gibt es auch immer eine Alternativaktion, die der SpielerIn meist eine bestimmte Ressource oder Geld liefert, falls sie die Hauptaktion nicht ausführen kann oder möchte.

Die Aktionen der Aktionsphase beziehen sich auf drei Wirkungsfelder, die in diesem Spiel gleichermaßen wichtig sind, um Siegpunkte zu erhalten. Einerseits gibt es die Hafenstadt VALPARAISO selbst. Hier können mit der Aktion „Haus bauen“ Wohnhäuser errichtet werden. Je nach Standort gibt es dafür sofort Siegpunkte und ein Einkommen an jedem Rundenende. Einkommen kann in Form von Waren, Geld oder auch Siegpunkten sein.

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Ein weiteres Wirkungsfeld in diesem Spiel ist der Handel mit Übersee. Dazu wird das Schiff im Hafen mit Waren beladen und zu einem der drei Überseehandelsorte gefahren. Dort liegen jeweils drei Errungenschaftskarten aus, die die SpielerInnen erwerben können. Hier werden bestimmte Waren aus dem Laderaum des Schiffs abgegeben und die neue Karte zu den eigenen Aktionskarten gelegt. Die Errungenschaftskarten haben verschiedene neue oder bessere Aktionsmöglichkeiten, die dieser SpielerIn ab der nächsten Planungsphase zur Verfügung stehen. Außerdem bringen alle Errungenschaftskarten auch Siegpunkte (meist am Ende des Spiels) ein.

Das dritte Wirkungsfeld sind die Dörfer des Hinterlandes. Es gibt Dörfer ohne Markt, in denen ein Zollhaus errichtet werden kann. SpielerInnen müssen hier ab sofort dem Zollhausbesitzer Geld fürs Passieren zahlen. In Dörfern mit Markt können Kontorhäuser errichtet werden, die den eigenen Händlern einen zusätzlichen Handel ermöglichen. Eigene Händler, die sich an den Märkten aufhalten, können Handel betreiben. Das gerade aktuelle Marktplättchen zeigt jeweils an, welche Bedingungen zurzeit gelten. SpielerInnen können hier Waren bekommen, kaufen, verkaufen oder Geld und Waren gegen Siegpunkte eintauschen. Im Anschluss wird das Marktplättchen entfernt und eine neue Marktbedingung gilt ab sofort für diesen Standort.

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Nach der Aktionsphase folgt die dritte Phase einer Runde. Hier wird die nächste Runde vorbereitet, indem die Aktionskarten wieder zu den restlichen Handkarten wandern und der Ertrag für die Wohnhäuser in der Hafenstadt ausgeschüttet wird. Es gibt noch einen Bonus, für dienenige, die die meisten Häuser in VALPARAISO hat, und die Spielerreihenfolge wird angepasst. Falls keine SpielerIn 18 Siegpunkte erreicht hat, startet nun die nächste Runde wieder mit der Planungsphase. Am Ende des Spiels gibt es noch einmal Siegpunkte für restliche Waren, Geld und erworbene Errungenschaftskarten. Die SpielerIn mit den meisten Siegpunkten gewinnt und war der geschickteste Händler der Partie.

 

Halbvoll oder halbleer?

 

Das Spielmaterial ist von guter Qualität und durchgehend schön gestaltet. Der große Spielplan ist doppelseitig bedruckt. So gibt es eine kleinere Karte für 2–3 Spieler und eine Karte mit mehr Standorten für 4–5 Spieler. Die Spielerboards, Marktplättchen und Münzen sind aus stabilem Karton. Die Ressourcen und das Spielermaterial sind aus Holz. Die Karten sind von guter Qualität und verständlich gestaltet. Wenn all das Material in der Box verstaut ist, ist sie etwa zur Hälfte gefüllt.

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Die Anleitung ist gut strukturiert, verständlich geschrieben und mit ausreichend Beispielen und Bildern gespickt. Es gibt einen zweiseitigen Anhang, der die Funktionen der einzelnen Errungenschaftskarten im Detail erklärt. Auch der Spielaufbau zu Beginn wird schrittweise und detailliert erläutert und von einer großen Abbildung des Spielplans zusätzlich unterstützt.


Mit VALPARAISO hat dlp nun nach ALTIPLANO ein weiteres Spiel mit südamerikanischem Setting veröffentlicht. Wie anfänglich erwähnt, hat VALPARAISO heutzutage eine rege Kunstszene und auch wenn das Spiel thematisch vor dieser Zeit angesiedelt ist, so sticht für mich dennoch besonders die Gestaltung dieses Spiels heraus. Sowohl die Box als auch der Spielplan sehen (wenn man sich die Symbole und die Siegpunktleiste wegdenkt) fast wie ein Gemälde aus. Die Wege, Flüsse und Orte sind trotzdem gut zu erkennen, doch wer eher minimalistische Spielpläne gewohnt ist, fühlt sich im ersten Moment vielleicht etwas erschlagen.

Durch die zwei angepassten Spielpläne lässt sich das Spiel auch gut zu zweit spielen. Allerdings fällt auf, dass mit den Spielerzahlen 3 oder 5 deutlich mehr Interaktion aufkommt. Da der Spielplan dann deutlich voller wird, gibt es häufiger die Situation, dass einem ein Platz weggenommen wird. Auch trifft man häufiger auf Händler an anderen Orten und muss deutlich mehr Geld als Abgaben an die Mitspieler abtreten. Ansonsten halten sich die Interaktionen sehr in Grenzen, denn hier kocht eigentlich jeder sein eigenes Siegpunkte-Süppchen.

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Das größte Manko an diesem Spiel ist für mich der geringe Wiederspielreiz. Die Möglichkeiten, an Siegpunkte zu kommen, sind sehr linear. Am Ende der Partie hatte ich nie das Gefühl, dass ich beim nächsten Mal etwas anders machen würde. Zwar werden zum Spielbeginn die Markplättchen und Errungenschaftskarten zufällig ausgelegt, aber es wird dennoch keine wirklich neue Spielsituation geschaffen. Sowohl Marktplättchen und Errungenschaftskarten sind in Buchstabenkategorien vorsortiert. Diese Stapel werden separat gemischt und dann nach bestimmten Vorgaben ausgelegt. Da sich besonders die Marktplättchen innerhalb der Stapel sehr ähnlich sind, macht es eigentlich kaum einen Unterschied, was wo ausliegt. Da die Startbedingungen immer sehr ähnlich sind, kommen einem die ersten Spielzüge fast wie eine Eröffnung beim Schach vor.

Insgesamt handelt es sich bei VALPARAISO um ein zugängliches Kennerspiel, dass sich meiner Meinung nach sogar eignet, um es mit Familien zu spielen. Dann sollten allerdings mindestens ein erfahrener Spieler oder eine erfahrene Spielerin am Tisch sitzen. Denn bei VALPARAISO gibt es durchaus einige kleinere Regeln zu bedenken, die sich nicht intuitiv ins Spiel einfügen. So kann zum Beispiel nicht einfach gehandelt werden, wenn man sich an Märkten mit anderen Spielern befindet. Dafür muss jedem anwesenden Mitspieler Geld bezahlt werden. Daran muss schon während der Planung gedacht werden.

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Zusätzlich muss auch beim Seehandel zusätzlich Geld bezahlt werden, wenn man bestimmte Karten kaufen will. Allerdings nur, wenn wieder woanders noch andere bestimmte Karten verfügbar wären. Auch wird am Rundenende gerne vergessen, dass fast alle Händler wieder in den Hafen zurückkehren müssen. Nur ein Händler pro Spieler darf in einem Ort verbleiben, in dem kein eigenes Haus steht. Diese Regel mussten wir in unseren Testpartien regelmäßig noch einmal nachschlagen, weil es thematisch irgendwie logischer wäre, wenn der Händler nur in Orten nächtigen kann, in denen er auch ein Haus besitzt.

Insgesamt sorgen diese konstruiert wirkenden Regeln für einen stellenweise recht holprigen Spielfluss. Hier hätte eine kleine Übersicht, was zu beachten ist, als Spielerhilfe sicher etwas Abhilfe schaffen können.

Bilder zum Spiel

Tags: 45-90 Minuten, Handeln, 2-5 Spieler, Eurogame, Strategie

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