TEST // Grimms Wälder
König Reginald der Gierige möchte Grimms dunkle und geheimnisvolle Wälder urban machen. Leider sind seine Baumeister, die legendären drei kleinen Schweinchen, in die Jahre gekommen. Neue Entwürfe sind rar geworden oder so ausgefallen, dass sie so nicht umzusetzen sind. Also ruft König Reginald einen Bauwettbewerb aus. Der neue königliche Baumeister wird derjenige werden, der ihm als erster drei Häuser bauen kann.
Hier kommen wir ins Spiel. Als Neffen und Nichten der drei kleinen Schweinchen machen wir uns daran, die gestellte Aufgabe am schnellsten zu erfüllen, selbst wenn wir dafür unlautere Mittel verwenden müssen. Denn am Ende kann es nur einen königlichen Baumeister geben.
Wie wird gespielt
Grimms Wälder ist ein Ressourcen-Sammelspiel, in dem jeder versucht, als erster drei Häuser aus Holz, Ziegel oder Stroh zu bauen. Im Geheimen entscheidet jeder, an welchem Ort er sammeln möchte. Durch Fabeln (Aktionskarten) kann der eigene Plan oder der der anderen ziemlich schnell über den Haufen geworfen werden. Womöglich gehen die Spieler mit weniger Ressourcen nach Hause als ursprünglich geplant. Mächtige Freunde können eine Hilfe sein, den Wettbewerb zu gewinnen. Fiese Monster dagegen stehlen Ressourcen oder zerstören Teile deiner Häuser.
Kurzer Überblick über den Spielablauf
Jeder Spieler überlegt sich im Geheimen, ob er Holz, Ziegel oder Stroh sammeln möchte. Dazu legt er die entsprechende Karte verdeckt vor sich ab. Nun hat jeder noch die Möglichkeit, eine Fabel verdeckt auf seine Sammelkarte zu spielen.
Fabeln sind in Grimms Wälder Aktionskarten, mit denen die Pläne der Mitspieler auf den Kopf gestellt werden können oder die eigene Situation verbessert wird.
Nun werden die Fabeln aufgedeckt und der Reihe nach abgehandelt.
Sind die Fabeln abgehandelt, werden die Sammelkarten aufgedeckt und jeder Spieler zieht sein Schweinchen auf das entsprechende Feld. Steht ein Spieler nun alleine auf einem Ort, erhält er alle Ressourcen auf dem Feld. Andernfalls wird leidlich geteilt.
Nachdem die Ressourcen verteilt wurden, geht es in die Bauphase. Vier Aktionen stehen zur Verfügung. Davon dürfen pro Runde zwei Aktionen gewählt werden, dieselbe Aktion auch doppelt.
Die Spieler können eine Fabel ziehen, einen Rohstoff aus dem Vorrat nehmen, an den Häusern bauen oder die Sonderaktion eines Freundes nutzen.
Beim Hausbau ist darauf zu achten, dass sich nie mehr als ein Haus derselben Sorte im Bau befindet. Auch dürfen insgesamt nicht mehr als 5 Häuser gebaut werden.
Beim Bau der Wände zieht der aktive Spieler einen Freund. Freunde sind permanente Karten, welche in gewissen Phasen des Spiels einen Bonus verleihen. Entweder behaltet ihr diesen selbst oder verschenkt ihn.
Geschenke werden nicht abgelehnt. Maximal kann jeder Spieler nur einen Freund haben. Bekommt ein Spieler einen zweiten Freund geschenkt, wird der erste abgelegt.
Am Ende der Bauphase werden die Ressourcen aufgefüllt, Monster zurück in den Wald geschickt und der Startspielermarker weitergegeben. Königlicher Baumeister wird derjenige, der als erster drei Häuser in beliebiger Kombination bauen konnte. Sollten mehrere Spieler in derselben Runde fertig sein, gewinnt derjenige mit den stabileren Häusern.
Das Spielmaterial
Grimms Wälder ist eine Augenweide. Beginnend mit der stabilen Box über das tolle Inlay bis hin zu dem wirklich sehr thematischen Artwork. Die vielen detaillierten Miniaturen der Monster wären für das Spiel nicht notwendig gewesen. Doch sie passen zu der ganzen Aufmachung. Alle Kartonplatten sind aus dicker Pappe, die Häuser sind Kunstoffminiaturen in verschiedenen Farben und Formen. Jedes Schweinchen sieht anders aus und die Gestaltung der Karten ist schön anzusehen.
Die Spielanleitung ist kurz, es sind viele Bilder vorhanden und die Spielvarianten für 2 und 4 Spieler sind farblich abgesetzt. Die Spielanleitung ist so aufgebaut und verständlich, dass die Regeln parallel zur ersten Partie gelesen werden können.
Ich habe bisher wenige Spiele gespielt, die so liebevoll und detailliert designed wurden. Es hat mich in meine Kindheit versetzt und mich des Öfteren schmunzeln lassen.
Wer bei Grimms Wälder an ein gemütliches Familienspiel denkt, der liegt damit ziemlich daneben. Die Regeln sind leicht zu erlernen und es spielt sich sehr flüssig. Aber durch die Fabeln und Freunde kommen ungewollte Wendungen ins Spiel, die durchaus Frustpotential bergen. Die Altersempfehlung ab zehn Jahren ist hier optimistisch gewählt. Das hohe Frustpotential, taktische Entscheidungen und viel Text auf den Karten ist für Kinder in diesem Alter eher ungeeignet. Ab 14 Jahren kann ich das Spiel guten Gewissens weiterempfehlen und einem Märchenspiel der etwas anderen Art steht nichts mehr im Wege. Die Spieldauer von 40-60 Minuten ist zutreffend.
Das Spiel funktioniert und die einzelnen Komponenten greifen gut ineinander. Hat ein Spieler einmal den Anschluss verloren, wird es allerdings schwierig, den Rückstand wieder aufzuholen. Trotz aller taktischer Planung, ist der Glücksanteil hoch.
Ich genieße es, während der Planungsphase die Gesichter der anderen zu studieren. Welche Ressourcen wollen sie, wie kann ich ihnen mit meinen Fabeln eine Falle stellen. In den meisten Runden wird viel gelacht und man hat eine entspannte Zeit zusammen, die Enttäuschung über einen missglückten Zug verfliegt schnell wieder, denn in der nächsten Runde bekommt der Mitspieler meist direkt die Retourkutsche.
Etwas schwieriger finde ich es, hier die richtige Runde zu finden, denn ein Miesepeter am Tisch, kann einem den Spielspass schnell verderben.
Grimms Wälder ist für all diejenigen ein kleiner Schatz, die gerne eine Kombination aus Taktik und Glück spielen. Und für all diejenigen, die ihren Mitspielern einmal so richtig in die Suppe spucken möchten.
Bilder vom Spiel
Tags: 40-60 Minuten, Press Your Luck, Worker Placement, Bluffen, 2-4 Spieler, Kartenspiel