TEST // Brides & Bribes
„Brides & Bribes“ von Andrea Gallazzi, Elisa Lenardi und Pietro Navarotto ist 2017 im Spaceballon Games Verlag erschienen. Zuvor wurde das Spiel über eine Kickstarterkampagne finanziert. Es lässt sich mit 2 5 Spielern spielen, dauert etwa 60-90 Minuten und wird ab 14 Jahren empfohlen.
Im Zeitalter der Renaissance schlüpfen die Spieler in die Rollen einer von fünf verschiedenen Familien in der italienischen Hafenstadt Genua. Ziel ist es, die Bräute der ansässigen Adelsfamilien zu heiraten, denn durch eine Hochzeit mit den Töchtern der Adeligen erlangt man Einfluss und wird so womöglich die mächtigste Familie der Stadt. Allerdings sind da noch die Anwärter der anderen Familien, die nun mit List, Hinterhältigkeit und Intrigen versuchen, die Hochzeit mit allen verfügbaren Mittel zu verhindern….
Spielaufbau
Der Spielplan wird ausgelegt und abhängig von der Spieleranzahl werden zufällig Stadtbezirke aktiviert. Das bedeutet, dass diese Bezirke am Spiel teilnehmen, nicht aktivierte Bezirke spielen also keine Rolle.
Auf die aktivierten Bezirke werden jeweils Tafeln eines Adeligen, der Bräute sowie neutrale Charakterkarten platziert. Neben dem Spielplan werden die Betriebskarten offen ausgelegt. Zu jedem Betrieb gehören entsprechende Gegenstandstafeln.
Jeder Spieler erhält das Spielertableau in der Farbe seiner gewählten Familie, die vier Familienmitgliedertafeln, drei passende Kutschen, zwei Münzen und einen Arbeiter seiner Wahl.
Zuletzt wird die Zugreihenfolge auf der Gunstleiste zufällig bestimmt.
Ziel des Spiels
Jeder Spieler strebt danach Bräute in den Stadtbezirken zu heiraten, da hierdurch Einflusspunkte also Punkte, die zum Sieg führen, generiert werden. Für jede Braut gibt es zudem eine nette Mitgift.
Das Spiel kann starten.
So funktioniert das Spiel
Phase 1: Tafeln auslegen
Alle Spieler nehmen ihre verfügbaren Tafeln zur Hand. Ausgehend vom Startspieler darf nun jeder zwei Tafeln verdeckt aus seiner Hand ausspielen. Das wird solange wiederholt, bis alle Spieler gepasst haben, weil sie keine Tafeln mehr auf der Hand haben oder die übrigen Tafeln nicht legen wollen.
Folgende Aktionen sind möglich:
-
- Tafeln in einen Stadtbezirk spielen
- Tafeln auf ein Schiff spielen (Ferne Kolonien bereisen)
- Eine Charaktertafel auf das Spielertableau zurücklegen und so die Gunst verbessern
Folgende Aktionen sind möglich:
-
- Tafeln in einen Stadtbezirk spielen
- Tafeln auf ein Schiff spielen (Ferne Kolonien bereisen)
- Eine Charaktertafel auf das Spielertableau zurücklegen und so die Gunst verbessern
Wichtig! Pro Feld dürfen max. 3 Tafeln pro Spieler liegen. Die Anzahl der gespielten Tafeln gibt vor, wie oft die Aktion möglich ist.
Phase 2: Aktivierte Orte abhandeln
Die Spieler, welche Tafeln auf den Schiffen haben, dürfen nun Arbeiter von ihren Spielertableaus gegen Arbeiter einer anderen Farbe aus dem Vorrat tauschen oder gegen Abgabe von Münzen neue Arbeiter erwerben.
Nach dem Abhandeln der Schiffe wählt der Startspieler einen Stadtbezirk seiner Wahl aus, um diesen zu aktvieren.
Danach wird die Zugreihenfolge dieses Stadtbezirkes bestimmt. Anfangen darf der Spieler, der in diesem Bezirk bereits die erste oder zweite Braut geheiratet hat. Ist das noch nicht geschehen, beginnt der Spieler dessen Prestigewert (jeder Charakter besitzt diesen Wert) am höchsten ist. Im Falle eines Gleichstandes entscheidet die Gunstleiste (niedrig = vorne).
Der so ermittelte Startspieler des Stadtbezirkes darf nun eine der folgenden Aktionen ankündigen:
-
- Eine Braut heiraten
- Arbeiter anheuern = der Spieler erhält alle im Stadtbezirk verfügbaren Arbeiter
- Neutralen Charakter anheuern = der Spieler erhält die neutrale Charaktertafel
- Einflussmarker erhalten = der Spieler erhält alle im Stadtbezirk liegenden Einflussmarker
- Eine Münze erhalten = der Spieler erhält eine Münze
Jetzt haben alle im Stadtbezirk beteiligten Mitspieler die Möglichkeit, diese Aktion zu vereiteln, indem sie Fähigkeiten eines Charakters oder eines Gegenstandes ausspielen. Der betroffene Spieler darf sich wiederum mit seinen Fähigkeiten verteidigen.
Ist es dem Spieler gelungen, alle negativen Ereignisse abzuwenden oder niemand hat auf die angekündigte Aktion reagiert, darf er nun die Aktion ausführen. Sollten die Mitspieler die Aktion tatsächlich vereitelt haben, ist er als letztes nochmals an der Reihe.
Um eine Braut heiraten zu können, sind mehrere Bedingungen zu erfüllen. Verheiraten kann man nur Familienmitglieder mit passendem Prestige- und Charmewert. Beide Werte können durch Fähigkeiten der Gegenstände oder neutrale Charaktere erhöht werden. Sind alle Bedingungen erfüllt, kann die Hochzeit vollzogen werden - Einflusspunkte werden vergeben und die Mitgift wird ausgezahlt.
Intrige und Verrat spielen in dieser Phase eine große Rolle. Jeder Spieler versucht in dieser Phase möglichst viele Aktionen der Mitspieler zu verhindern.
Phase 3: Rundenende
Am Rundenende werden folgende Schritte ausgeführt:
-
- Jeder Spieler erhält eine Münze für jeden Arbeiter auf seinem Tableau
- Jeder Spieler darf einen ausliegenden Betrieb erwerben. Dazu muss eine Kombination an farblich unterschiedlichen Arbeitern bezahlt werden. Man erhält den Betrieb und die dazugehörigen Einflusspunkte sowie eine passende Gegenstandstafel.
- Spielende prüfen (nach 6 Runden oder ein Spieler hat den vorgegebenen Einfluss erlangt) Wichtig! Es gewinnt der Spieler, der den größten Einfluss hat UND mit mind. einer Braut verheiratet ist.
- Abgabe einer Münze für jeden neutralen Charakter
- Optional: jeder Spieler darf für eine Münze einen Gegenstand zurückkaufen, dessen Betrieb er besitzt.
- Jeder nicht angeheuerte neutrale Charakter wird abgeworfen und ein neuer aufgedeckt
- Ein neuer Arbeiter wird in jeden Stadtbezirk gelegt
- Ein neuer Einflussmarker wird in jeden Stadtbezirk gelegt
- Startspielerkutsche weitergeben
Zuerst ein paar Worte zum Spielmaterial: Der Spielplan ist sehr groß mit ausreichend Platz für viele Spielertafeln und Ablageflächen. Allerdings gibt es „Punktabzug“ in der farblichen Gestaltung. Der Spielplan ist sehr bunt und unübersichtlich. Manche Ablagefelder sind aufgrund des Hintergrundbildes kaum auszumachen.
Alle Tafeln sind aus fester, sehr stabiler Pappe.
Gut gefällt, dass jedes Familienmitglied und auch die neutralen Charaktere ein eigenes Portrait haben und individuell gestaltet sind. Größter Kritikpunkt ist die farbliche Gestaltung einiger Tafeln. Es ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, ob es sich um eine Familientafel handelt oder einen neutralen Charakter etc. Besonders die rote Spielerfarbe ähnelt sehr den Tafeln der Bräute und der sofortige Wiedererkennungswert fehlt. Das hätte man durch ausdruckstärkere Farben der Tafeln besser lösen können!
Die Spielertableaus und Betriebskarten sind leider nur aus dünner Pappe – da hätten man sich eine durchgehende, gleichbleibende Materialqualität gewünscht! Nach kurzer Eingewöhnungszeit ist auch die Symbolik innerhalb des Spiels verständlich und selbsterklärend.
Die Spielsteine, wie Holzkutschen und Arbeiter aus Holz, sind sehr wertig. Unterm Strich ist das Spielmaterial in Ordnung.
Das Spiel lebt von dem Konkurrenzkampf zwischen den Spielern. Wegen einer vereitelten Aktion schmiedet man Rachepläne, plant die nächste böse Aktionsphase und versucht möglichst viele Bräute vor den Mitspielern zu heiraten. Dadurch entstehen wunderbare Konkurrenzkämpfe und es herrscht viel Kommunikation am Tisch. Bei grübellastigen Spielgruppen und Vieldenkern können durch die Aktionsvielfalt schon mal längere Spielpausen eintreten. Durch den möglichen Erwerb von neutralen Charakteren und Gegenständen ist auch eine Prise Deckbuilding enthalten. Hierdurch können auch Strategiespieler an ihrer Taktik feilen und so den perfekten Hochzeitsplan schmieden.
Das Spiel Brides & Bribes ist im Kenner-Niveau anzusiedeln. Klare Kaufempfehlung für Spielgruppen, die Interaktion untereinander und Kommunikation als Spielelemente bevorzugen. Das volle Potential des Spiels zeigt sich erst ab drei, aber besonders mit vier oder fünf Mitspielern. So ist einfach mehr los auf dem Spielfeld!
Die Regeln für das Spiel zu zweit sind uninteressant und nicht reizvoll, da Interaktionen untereinander absehbar sind.
Bilder zum Spiel
Tags: 3-5 Spieler, Mittelalter, Renaissance, Area Control, Kampagne, Deckbauspiel, Handmanagement, Verdecktes Setzen, Auslegen