Kinderspieltest | Captain Nature

Verfasst von Björn Stampfer am 11. Juli 2023. Veröffentlicht in Brettspieltest

Wie schön ist so ein Ausflug zum Strand...wenn da nicht der ganze Müll und Unrat verteilt wäre. Und im Meer sieht es leider nicht besser aus. Helft Captain Nature dabei, so viel Müll wie möglich aus dem Wasser zu fischen und den Meeresbewohnern wieder ein sauberes Zuhause zu schaffen!

Schmidt Spiele hat uns "Captain Nature" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!

Achtung, da schwimmt ein Fisch zwischen der Dose und der Flasche!

In „Captain Nature“ dreht sich alles um das Säubern eines Meeresabschnittes. Mit Hilfe von Bojen wird ein Spielbereich auf dem Tisch abgegrenzt. Hierin werden die kleinen Fische und Müllteile zufällig verteilt.

Die größeren Meeresbewohner liegen ebenso bereit, wie die Auftragskarten des zu sammelnden Mülls. Das in vier Abschnitte geteilte Strandbild wird mit den sauberen Seiten nach oben ausgelegt.

Das Startkind nimmt sich das Boot des Captains und stellt es vor sich ab. Anhand der eigenen und umliegenden Auftragskarten wird nun eine Route durch das Meer geplant. Hier sollen und dürfen sich der aktive Spieler mit den anderen Mitspielern austauschen, um den besten Weg zu finden.

Wurde der Weg beschlossen, zieht das aktive Kind eine Sichtschutz-Maske auf und fährt die gemerkte Strecke blind und ohne Hilfe ab. Lediglich die Aussage, dass der Meeresbereich wieder verlassen wurde, ist den anderen am Tisch nun nur noch erlaubt zu sagen.

Eine Ausnahme bilden die Rettungsringe, welche einmalig genutzt werden können. Diese erlauben den anderen Kindern am Tisch das Lotsen des Schiffes während der Fahrt.

Nach der Fahrt wird geprüft, welche Müllteile eingesammelt wurden. Alle Teile der eigenen oder von anderen im Spiel befindlichen Karten dürfen nun auf die entsprechenden Symbole gelegt werden. Sollte allerdings ein Fisch mit eingesammelt worden sein, muss der gesamte „Fang“ samt Müll wieder zurück ins Meer befördert werden.

Fehlen am Ende des eigenen Zuges noch Müllteile der eigenen Auftragskarte, wird eines der vier Strandbilder auf die verschmutzte Seite gedreht.

Sobald eine Auftragskarte erfüllt wurde, darf der Müll final entsorgt und der Auftrag umgedreht werden. Das nun sichtbare große Meerestier findet nun an einer beliebigen Stelle den Weg zurück ins Meer. Manche der großen Tiere erlauben sogar das Umdrehen eines verschmutzten Strandbildes.

Sollte zu einem Zeitpunkt das vierte Strandbild auf die verschmutzte Seite gedreht werden müssen, ist das Spiel für alle verloren. Gelingt es den Kindern jedoch, den kompletten Müll aus dem Meer zu fischen und damit alle Aufträge abzuschließen bevor dies eintritt, gewinnen alle gemeinsam.

Die Verschmutzung der Umwelt und speziell der Meere ist eines der großen Themen unserer Zeit. Dies den Kindern bewusst und verständlich zu machen, sollte uns allen wichtig sein.

„Captain Nature“ schafft dies auf eine großartig spielerische Weise ohne einen erhobenen Zeigefinger. Die individuelle Schuldfrage spielt hier keine Rolle, es geht um das gemeinsame Anpacken und Bewältigen des Problems.

Insofern ist es nur konsequent und richtig, ein vollkooperatives Spiel daraus zu machen. Und dieser gemeinschaftliche Aspekt funktioniert prächtig. Die Kommunikation am Tisch, das Ausrichten auf ein gemeinsames Ziel und das Mitfiebern bei den Bootsfahrten der anderen Kinder ergeben eine wunderbare Spielatmosphäre.

Die Idee, daraus ein Merk- und Geschicklichkeitsspiel zu formen, indem die geplante Route blind gefahren werden muss, baut einen großartigen und intensiven Spannungsbogen in jedem einzelnen Zug auf.

Merkfähigkeit, Kommunikation, Feinmotorik – zahlreiche Kompetenzen werden hier auf Basis eines tollen Kinderspiels trainiert. Der eigene Zug ist sehr aktiv und konzentriert, die Züge der anderen sind vom Miterleben und Mitfiebern geprägt.

Der Einsatz der Rettungsringe bietet eine gute Möglichkeit, schwierige Routen möglich zu machen. Über die Anzahl der vorhandenen Ringe kann zudem der Schwierigkeitsgrad insgesamt variiert werden. Dies ist auch über die großen Meerestiere möglich. Je nachdem wie viele davon eine lilafarbene Seite zu Beginn des Spiels zeigen, desto schwerwiegender wirkt sich eine nicht erfüllte Auftragskarte aus. Somit kann die Herausforderung sehr genau an die Spielgruppe angepasst werden.

Sehr gut ins Spiel passt auch der dreidimensionale Mülleimer, in welchen der gesammelte Müll eingeworfen wird.

Das Schiff lässt sich gut aufbauen und bewegen. Leider löste sich bei uns relativ häufig die Reling und wir mussten die Fahrt für eine kleine „Reparatur“ unterbrechen. Mit etwas Bastelkleber lässt sich dies jedoch gut beheben.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich die Regel, dass der gesammelte Müll wieder ins Meer geworfen werden muss. Spielmechanisch kann ich dies vollkommen nachvollziehen. Thematisch ist es jedoch leider ziemlich unsinnig und stieß bei den Kindern unserer Runden auf etwas Unverständnis.

Dennoch ist „Captain Nature“ für mich abschließend aus vielerlei Hinsicht ein großartiges Kinderspiel. Ein wichtiges Thema wurde hier kindgerecht aufbereitet. Es fordert auf, ein intensives, kooperatives Spiel mit viel eigener Aktion und motivierendem Spielmaterial zu erleben und über den Umgang mit der Natur nachzudenken..

Von meiner Seite ist dies eine absolute Empfehlung für Familien mit Kindern zwischen fünf und zehn Jahren und jegliche pädagogische Einrichtung der gleichen Altersgruppe.

Bilder vom Spiel

Tags: Auftragskarten, 2-4 Personen, 20 Minuten, Geschicklichkeit, Set sammeln, Kooperativ