Prototyp | Huang - Fazit + Bilder
Der uns vorliegende Prototyp von „Huang“ macht bereits einen ausgereiften Eindruck. Hervorzuheben ist, dass dies keine Neuentwicklung ist, sondern auf der Mechanik der Spiele „Yellow & Yangtze“ (2018) und „Tigris & Euphrat“ (1998) basiert. Wir haben beide nicht gespielt, hatten aber „Yellow & Yangtze“ schon länger auf unserer Wunschliste und waren natürlich entsprechend über die Möglichkeit, „Huang“ anzuspielen, sehr erfreut.
Das Studium der Regeln war etwas herausfordernd, was aber sicherlich dem noch frühen Stand geschuldet ist. Um wirklich zu verstehen, was da auf dem Spielbrett geschieht, bedarf es ein paar Zügen, dann ist die Spielmechanik schnell verinnerlicht und ein Griff zur Anleitung kaum noch nötig. Die Sichtschirme mit den aufgedruckten, gut strukturierten Aktionsmöglichkeiten sind stets äußerst hilfreich.
„Huang“ ist ein sehr taktisches und interaktives Spiel. Der Regelumfang bleibt bei großer Spieltiefe überschaubar. Die vielen Möglichkeiten, die es bietet, laden natürlich ein wenig zum Grübeln ein, die Downtime hielt sich bei uns aber in Grenzen. Die Spielzeit steigt erfreulich gering mit wachsender Anzahl spielender Personen, da nur wenige Plättchen mehr im Beutel sind und pro Zug im Schnitt immer gleich viele Plättchen gezogen werden.
Die thematische Umsetzung der Zeit der „streitenden Reiche“ ist wunderbar gelungen. Die Spielmechanik provoziert immer wieder Kämpfe, sei es um jemandem eine starke Position, beispielsweise in einem Gebiet mit Pagode, für die es jede Runde einen extra Siegpunkt gibt, streitig zu machen oder auch nur weil der Zeitpunkt günstig und es ein einfach zu erlangender Siegpunkt ist.
Während ein Großteil der Informationen für den Ausgang eines Kampfes auf dem Spielplan klar ersichtlich ist, so gibt die Möglichkeit der Erhöhung der Stärke mit Plättchen aus der Hand dem Spiel einen Aspekt des Unvorhersehbaren. Hier gilt es abzuschätzen und auch mal ein Risiko einzugehen. Dies tut dem Spielfluss gut und sorgt für Überraschungen. Wer gut beobachtet, kann seinen Angriff zeitlich planen, beispielsweise wenn die angegriffene Partei direkt zuvor Plättchen von der Hand in einer Auseinandersetzung eingesetzt hat und nun vermutlich nur wenige nachziehen konnte. Auch kann ein Kampf in der Gewissheit einer Niederlage sinnvoll sein, um vielleicht eine starke gegnerische Position zu schwächen, um in der zweiten Aktion siegreich zu sein.
Solche Überlegungen finden quasi ständig statt. Niederlagen sind meist nicht wirklich schlimm, denn zum einen unterstützen Oberhäupter auch von der Seitenlinie mit ihren alternativen Eigenschaften, zum anderen wurden vielleicht schon genug Siegpunkte in der Farbe geholt, so dass mehr Punkte womöglich gar keinen Mehrwert bringen, da ja nur die Farbe mit den wenigsten Siegpunkten am Spielende zählt.
Uns hat „Huang“ bereits als Prototyp gut gefallen. Es erinnert entfernt an das Taktieren bei Schach. Durch die ansprechenden Miniaturen und Optik kommt das Thema schön zur Geltung. Wer friedliebender Natur ist und Auseinandersetzungen in Spielen generell nicht mag, sollte freilich einen Bogen darum machen, alle anderen sollten einen Blick auf die kürzlich gestartete Gamefound Kampagne werfen (Link: https://gamefound.com/projects/phalanx/reiner-knizias-secret-project?ref=homepage-featured_2 )
Bilder des Spiels
Tags: Geschichte, Kennerspiel, Taktik, Crowdfunding