Test | Null bis 100
Aus wie vielen Gesängen besteht Homers Odyssee und wie oft sagt Sherlock Holmes in den Romanen von Arthur Conan Doyle eigentlich „Elementary, my dear Watson“? Einige werden hier große Fragezeichen über den Köpfen schweben haben, da diese Fragen für ein Spiel über Allgemeinwissen merkwürdig wirken. Und genau mit dieser Prämisse versucht ″Null bis 100“ zu punkten. Hier geht es nämlich nicht zwingend darum, das bessere Allgemeinwissen zu haben, sondern vielmehr darum, besser schätzen zu können als das gegnerische Team. Wie genau das funktioniert, schauen wir uns hier genauer an.
Asmodee hat uns "Null bis 100" freundlicherweise für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Dies hat keinen Einfluss auf unsere Bewertung!
Darum geht es im Spiel
In ″Null bis 100“ treten zwei bis drei Teams gegeneinander an. Anders als bei anderen Ratespielen geht es dabei aber nicht darum, als erstes eine passende Antwort zu haben, sondern eine der eigenen sechs ausliegenden Fragen an eine ausliegende Zahl abzustimmen. Die Antwort jeder Frage im Spiel ist nämlich eine Zahl von 0 – 100 und in der Spieltischmitte liegt die aktuelle Zielzahl aus, auf die eine passende Frage gefunden werden muss.
Zu Beginn des Spiels ist die Zielzahl immer 50. Sobald alle Teams eine ihrer sechs eigenen Fragen ausgewählt und in die Mitte geschoben haben, werden die Ergebnisse geprüft. Das Team, dass mit ihrer Antwort am nächsten an der Zielzahl liegt, gewinnt und wirft die Frage ab. Die Karte des Teams, dessen Antwort am weitesten entfernt von der Antwort war, wird als neue Zielzahl in die Mitte gelegt. Alle bis auf das siegreiche Team ziehen eine weitere Karte vom Stapel, sodass das siegreiche Team eine Karte weniger hat als vorher. Ist es einem Team gelungen alle Karten bis auf eine abzuwerfen, gewinnt dieses Team das Spiel.
Erfahrenere Gruppen können in ″Null bis 100“ zusätzliche Aktionskarten einbringen, die die Zahl der eigenen Antwort ein wenig manipulieren kann. So können die Teams mit den Karten der eigenen Antwortzahl vor dem Aufdecken 20 oder 50 hinzufügen oder abziehen. Ganz mutige Teams können die Karte „Voll ins Schwarze“ nutzen, wenn sie sich sicher sind, dass ihre Antwort maximal 5 von der Zielzahl entfernt ist. Stimmt das, können sie eine zusätzliche Fragenkarte abwerfen und sind damit noch näher an den Sieg gerückt.
Ratespiele haben häufig das Problem, dass sie wenig Neues bieten oder teilweise so schwere Fragen stellen, dass nur eine kleine Zielgruppe dieses Spiel überhaupt spielen könnte. ″Null bis 100“ umgeht das geschickt, indem selbst Kinder Teil des Spiels sein können, auch wenn sie einfach nur raten. Die Fragen an sich sind so abwechslungsreich, dass sie für jegliche Altersgruppen interessant bleiben und eine hohe Spielmotivation mit sich bringen.
Von peniblen Detailfragen, die kein Mensch jemals im Leben wirklich wissen würde, bis hin zu gut ausgewählten Allgemeinfragen bietet ″Null bis 100“ eine gute Auswahl unterschiedlichster Kategorien, sodass sich von Fangruppen jeglicher Popkultur bis hin zum hochgebildeten Akademiker alle als Teil des Spiels fühlen können und ihren individuellen Fachbereich gut einbringen können. Die Fragen sind nicht einfach schwer, „um schwer zu sein“. Sie bieten oft einfach eine andere Sichtweise, über die wohl kaum einer im Normalfall nachdenken würde und genau das macht den Reiz des Spiels aus.
Bei unseren Spielgruppen kam es nicht vor, dass wir nach nur einer Runde bedient waren. Insbesondere da eine Spielrunde ca. 10 Minuten dauert, spielten wir meistens mehrere Runden mit abwechselnden Teams und das über Tage mit anhaltender Motivation. Hier zeigte sich aber recht schnell eine größere Schwachstelle des Spiels, die die meisten Ratespiele plagt. Auch wenn es 158 Ratekarten gibt, doppeln sich Fragen recht schnell, wodurch Antworten alleine durch das Spielen gelernt werden. Personen, die das Spiel somit bereits mehrfach gespielt haben, wissen zwangsläufig einige Antworten und können damit unweigerlich einen großen Vorteil gegenüber anderen Gruppen haben. Der Reiz wird dadurch über einen längeren Zeitraum immer geringer, da immer mehr Antworten bekannt sind und die Fragen weniger Spielmotivation mit sich bringen.
Genaugenommen kann ″Null bis 100“ also vorgeworfen werden, dass man es nicht so oft spielen kann, wie man es eigentlich möchte. Bereits nach sieben Partien hätten wir uns mehr Fragekarten gewünscht, was sich durch eventuelle Kartenerweiterungen in der Zukunft relativ einfach lösen ließe. Zwar bringen besonders die Aktionskarten ein wenig frischen Wind ins Spiel, jedoch treten auch hier relativ fix Ermüdungserscheinungen auf.
Unterm Strich ist ″Null bis 100“ aber ein sehr gutes Ratespiel, das uns wirklich viel Freude gemacht hat. Besonders Spielgruppen, die sich gelegentlich zum Spielen treffen, können hier sehr viel Spaß mithaben. So lange sich niemand wirklich darauf fixiert, alle Antworten des Spiels zu lernen, bleibt das Spiel über eine längere Zeit abwechslungsreich.
Spielgruppen, die ihr Wissen austesten und das Spiel bis auf seine Grenzen durchspielen wollen, werden jedoch relativ schnell an diese stoßen, sollte es keine Kartenerweiterungen mehr geben.
Von mir also eine klare Empfehlung für familiäre Runden!
Welche Erfahrungen hast du mit diesem Spiel gemacht
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Bilder vom Spiel
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Tags: 2-12 Personen, Teams, Quiz, 10-15 Minuten, Partyspiel