Verlag verkauft Rechte an Kickstarter-Spielen bevor diese ausgeliefert sind
Täglich grüßt das Murmeltier… zumindest bei den Ankündigungen zu Crowdfunding-Projekten bei Mythic Games. Wieder gibt es Ärger um zwei nicht ausgelieferte Spiele, dieses Mal geht es um „HEL: The Last Saga“ und „Anastyr“. Mythic Games hat sich entschieden, die Rechte für beide Spiele an CMON zu verkaufen, obwohl beide bislang nicht an die Unterstützenden der Kampagnen ausgeliefert worden sind.
Wiederholungstäter Mythic Games?
Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass es Ärger um Mythic Games und ihre Handhabung der eigenen Kickstarter-Projekte. Erst kürzlich gab es bei BoardGameGeek einen Shitstorm um „6:Siege – The Board Game“ (wir berichteten). Der Verlag kassierte für ebendieses Spiel erst im vergangenen Jahr bis 50% extra zusätzlich zum ursprünglichen Preis, um das Spiel produzieren und ausliefern zu können. Bei „Darkest Dungeon: The Board Game“, dem größten Crowdfunding Erfolg des Verlags bis heute, hatte es schon ähnliche Aufforderungen zu extra Zahlungen gegeben (wir berichteten ebenfalls).
Und auch das Veräußern von unerledigten Kampagnen ist nichts Neues beim einst großen Crowdfunding-Verlag. Erst Ende 2022 hatte Mythic die Rechte an zahlreichen Spielen an andere Verlage verkauft, um sich über Wasser zu halten – und um die anderen Kampagnen auszuliefern. Es gehörte zu den Hauptargumenten des Verlags, dass es notwendig sei, einige IPs zu verkaufen, um ausstehende Projekte abschließen zu können. Dazu gehörten zu der Zeit auch noch HEL und Anastyr, die aber nun trotzdem zu CMON übergehen. Das bedeutet im Endeffekt, dass die Unterstützenden dieser beiden Spiele – von denen nicht wenige mehrere hundert Euro in die Entwicklung investiert hatten – so gut wie keine Chance mehr haben, die von ihnen unterstützten Spiele in der beworbenen Form zu erhalten.
Wie geht es weiter für Betroffene?
CMON sagte dazu, dass weder HEL noch Anastyr „in ihrem derzeitigen Zustand“ bereit für eine Veröffentlichung seien und dass es weitere „erhebliche Anstrengungen“ erfordere, um sie fertigzustellen. Der Verlag ließ weiterhin verlauten, dass es nun einen „umfangreichen Entwicklungs- und Spieltestprozess“ für beide Spiele geben werden. Die dabei entstehenden Versionen würden den Unterstützenden der Originalkampagne kostenlos zugänglich gemacht werden. Die dafür anfallenden Mehrwertsteuern und Versand müssten allerdings ein weiteres Mal bezahlt werden. Aber daran sind Kunden von Mythic Games ja mittlerweile gewöhnt.
Eine andere Option wird es für die meisten allerdings nicht geben, wenn sie überhaupt etwas für ihr vor einigen Jahren ausgegebenes Geld erhalten wollen. Denn Rückerstattungen brauchen bei Mythic seit einigen Jahren sehr lange, obwohl der Verlag immer wieder betont, entsprechende Rückerstattungsanträge weiter zu bearbeiten. Allerdings warten manche seit Juli 2022 auf ihre Refunds.
Bekannte Argumente stoßen auf Gegenwehr
Kürzlich meldete sich auch Mythic Games selbst in einem Kickstarter-Update zu den neuen Entwicklungen zu Wort. Man betonte, dass derzeit der Fokus auf der Auslieferung der Projekte 6: Siege und Darkest Dungeon liege – ein Argument, dass viele Mythic-Kunden mittlerweile wahrscheinlich auswendig kennen. Ob das gelingt, steht bei dem mittlerweile drastisch verkleinerten Team von Mythic auch in den Sternen. Erst vergangenen Oktober teilte Mitgründer Leonidas Vesperini dem Online-Magazin BoardGameWire mit, dass das Unternehmen die Zahl der Mitarbeitenden um etwa 60% verkleinert hätte und dass die überwiegende Mehrzahl des verbleibenden Teams extern angestellt sei.
Derweil wurde vor allem die BGG-Seite von „Anastyr“ von Review-Bombing erwischt, wie es bereits zuletzt 6: Siege ergangen war. Das unveröffentlichte Spiel steht derzeit bei einer Bewertung von 3.3 von 10. „HEL: The Last Saga“ hält sich immerhin noch bei 5.2.
Quellen: